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Haben der Kapuzineraffe von Justin Bieber, der Schimpanse von Michael Jackson oder das Äffchen von Chris Brown so viele Menschen dazu inspiriert, sich ein ganz spezielles Accessoire für Zuhause anzuschaffen? Und jetzt auch noch Prinz Marcus von Anhalt, ein vorbestrafter Bordellbesitzer und adoptierter Adliger, der sich und seiner Tochter zu Weihnachten 2020 mit einem zwei Monate alten Affenbaby beschenkt… Meerschweinchen sind out, der Affe als Haustier ist in! Beeinflusst durch Promis und Internet-Filmchen stellen sich manche Leute das neue Haustier als gut dressierten Schmuseaffen vor. Auch Schimpanse, Totenkopfaffe und Co. als tierische Hauptdarsteller in Film, TV und Werbung gaukeln uns das ideale Haustier vor – ein Irrglaube!
Affen sind und bleiben Wildtiere
Süß, harmlos und niedlich sehen die kleinen Babyäffchen aus, fast wie kleine behaarte Menschen. Als unsere nächsten Verwandten sind uns Affen in Aussehen und Verhalten teils sehr ähnlich. Kein Wunder, dass besonders Jungtiere schnell ins Herz geschlossen werden. Auch im Zoo zählen Primaten zu den Besucherlieblingen schlechthin. So manch ein Affen-Fan hätte deshalb gerne selbst so einen zu Hause. Doch als Haustiere sind Affen nicht geeignet. Zwar sind kleine Affenbabys noch süß und unselbstständig. Je älter sie jedoch werden, desto problematischer wird der Umgang mit den wilden Hausgenossen. Im Gegensatz zu Hund und Katze sind Wildtiere wie Affen nicht über Jahrtausende an ein Leben mit uns Menschen angepasst. Spätestens während der Pubertät verwandeln sich die kleinen süßen Affenbabys in mitunter gefährliche, aggressive Zeitgenossen. Stubenrein werden sie nie…
Gesellige Tierchen leiden in Gefangenschaft
Fast alle Affenarten zeigen ein komplexes Sozialverhalten, denn sie leben in der Natur in großen Gruppen zusammen. Für die Privathaltung werden die Babyäffchen ihrer Mutter oft bereits unmittelbar nach der Geburt entrissen, um sie an die Menschen zu gewöhnen. Mit der Flasche aufgezogen und allein oder paarweise gehalten, ist es jedoch kaum verwunderlich, dass viele von ihnen an Verhaltensstörungen leiden und mitunter depressiv werden. Denn ein Mensch kann den Äffchen niemals einen Artgenossen ersetzen. Der Affe als Haustier bedeutet also immer großes Leid für die Mütter und ihre Babys.
Affe als Haustier ist nicht artgerecht
Nach kürzester Zeit bereuen viele Halter*innen ihren Wunsch nach Wildnis im Wohnzimmer: Der Affe ist zu groß, zu aggressiv, zu laut oder macht zu viel Dreck. Viele Käufer*innen unterschätzen auch die immensen Kosten für eine einigermaßen passable Unterbringung. Da Affen nie alleine, sondern in der Gruppe gehalten werden müssen, sind die Platzanforderungen immens. Durch beengte Gehege treten schnell Gruppenkonflikte auf. Für Tiere können die Streitereien tödlich enden, da sie sich nicht ausreichend aus dem Weg gehen können. Die hohen Platzanforderungen und eine artgerechte Ausstattung sind von Privathalter*innen nicht realisierbar. In der Natur legen Affen täglich große Strecken zurück, gerade die Kleinen nutzen jede Gelegenheit zum Springen, Klettern und Herumtoben. Nichts ist vor den verspielten, neugierigen Kerlchen sicher. In der Wohnung machen sie die Einrichtung kaputt und pinkeln und koten überall hin. So hinterlassen Affen permanent beschädigte Möbel und beißen auch mal kräftig zu. Je nach Affenart kann das sogar lebensgefährlich werden, denn viele Wunden entzünden sich. Bei Berberaffen, Mandrills und allen Menschenaffen können Angriffe auch tödlich enden.
Gefährlicher Trend exotische Tiere in der Wohnung
In den USA ist der Trend zum exotischen „Haustier“ schon seit vielen Jahren gang und gäbe. In Asien sind vor allem Menschenaffen sehr beliebt. Sie werden privat gehalten, aber auch für Zirkus-Shows und Touristenattraktionen trainiert, in denen sie Tricks und Kunststücke zeigen. Im Jahr des Affen 2017 stieg der Handel weiter rasant an, denn viele Asiaten wünschen sich neuerdings einen dieser kleinen, anfangs nicht mehr als einen Finger großen Weißbüschelaffen. Diese kosten online gerade einmal 125 Euro. Mittlerweile boomt der Handel mit Exoten aber auch in Europa und immer mehr Wildtiere halten Einzug in deutsche Wohnzimmer. Hunde und Katzen waren gestern. Heute gilt: Je spezieller und seltener, desto beeindruckender das Haustier. Exoten sind zum Statussymbol geworden. Kein Wunder, denn mittlerweile lässt sich auch das seltenste Tier innerhalb weniger Mausklicks bestellen und mit dem nötigen Kleingeld bis vor die Haustür liefern.
Die vom Bundeslandwirtschaftsministerium vorgegebenen „Mindestanforderungen an die Haltung von Säugetieren“ werden in der Praxis nur sporadisch, wenn überhaupt, überprüft. Viele der geschützten Tiere werden gar nicht erst bei den Behörden gemeldet. Und wenn doch, dann sind bei Kontrollen die Mindestanforderungen nicht einmal rechtsverbindlich, sondern nur eine Empfehlung, so dass es im Ermessen des Amtstierarztes liegt, ob und wann er durchgreift…
Exotenhaltung gefährdet die Wildbestände
Obwohl Primaten durch das Washingtoner Artenschutzübereinkommen geschützt sind und viele Affenarten in Gefangenschaft gezüchtet werden, werden noch immer Tiere illegal als Nachzucht deklariert und ins Ausland geschmuggelt. Wildtierhandel zählt zu einem der lukrativsten Geschäftszweige auf dem Schwarzmarkt. Mehr als 2.400 Affen aus 54 Arten wurden zwischen 2010 und 2014 allein auf den beiden größten deutschen Internetplattformen angeboten. Sie gehören somit zu den meist gehandelten Säugerarten. Top-Seller waren Weißbüschelaffe, Lisztaffe, Goldkopf-Löwenäffchen, Zwergseidenäffchen und Katta. Auch geschützte Arten wie Plumploris und Menschenaffen werden online zum Kauf angeboten. Und das ist nur der Markt in Deutschland – die Nachfrage in anderen Ländern kommt ja noch on top. So ist es kein Wunder, dass vor allem der illegale und nicht nachhaltige Handel und die Zerstörung ihres Lebensraums viele Affenarten bedrohen. Gerade bei Primaten, die in ihrem Leben oft nur wenige Nachkommen zeugen und vergleichsweise lange für diese sorgen, sind die Folgen der Wilderei verheerend. Und das alles nur für den extravaganten Trend, sich gegen jeden Verstand die Wildnis ins Wohnzimmer holen zu wollen. Der Affe als Haustier ist ein absolutes No Go!
Das tut Pro Wildlife
Affen (und viele andere Exoten) gehören nicht ins Wohnzimmer! Pro Wildlife fordert strengere Gesetze und Kontrollen in der Exotenhaltung und ein generelles Wildtierimportverbot. Eine Positivliste, wie sie in Belgien und den Niederlanden bereits existiert, wäre auch in Deutschland der beste Weg um den Handel und die Haltung von Wildtieren auf für den Arten- und Tierschutz unbedenkliche Arten zu beschränken. Pro Wildlife dokumentiert außerdem Ausmaß und Folgen des Handels mit exotischen Tieren und konnte für dutzende Arten, deren Bestand durch den Heimtierhandel bedroht wird, bereits Handelsverbote und Beschränkungen erwirken.