Inhaltsverzeichnis:
In den 1960er Jahren eroberte der fröhlich schnatternde Fernsehheld „Flipper“ die Herzen der Zuschauer*innen. Weltweit wurden unzählige Delfinarien eröffnet und sogar fragwürdige Therapiemethoden eingeführt, denn Flipper weckte in den Menschen das Bedürfnis, den „Clowns des Meeres“ nahe zu sein. Ihrer Freiheit und Familienverbänden beraubt, werden die hochsozialen Meeressäuger in karge Betonkästen gesperrt. Mangelnde Bewegungs- und Rückzugsmöglichkeiten sowie künstlich zusammengestellte Gruppen führen zu Verhaltensstörungen und Aggressionen zwischen den Tieren, die sich teils schwere Verletzungen zufügen. Tägliche Trainings und Shows sollen die Delfine angeblich auslasten, doch in Wirklichkeit sind die Kunststücke nur Geldmacherei. Dennoch sind Delfinarien und Angebote wie Schwimmen mit Delfinen in Gefangenschaft oder Delfin“therapien“ nach wie vor populär.
Die „schwimmenden Clowns“ aus dem Meer
Doch woher kommt der Großteil der Delfine, die bis heute in Shows eingesetzt werden? Aus dem Meer! Russland und das japanische Fischerstädtchen Taiji beliefern Delfinarien weltweit mit wild gefangene Delfinen. In Taiji werden in blutigen Treibjagden hunderte Tiere getötet oder eingefangen. Mit Delfinfleisch lässt sich in Japan kaum noch Geld verdienen, lukrativ sind die Treibjagden inzwischen nur noch durch den Lebendtierhandel. Ein trainierter Delfin kann bis zu 100.000 USD einbringen. Im Zeitraum 2010-2020 exportierte Japan insgesamt 864 Große Tümmler, 609 davon nach China, 56 in die Ukraine, 47 nach Russland und 39 nach Thailand. Weitere Tümmler gingen unter anderem nach Südkorea, Vietnam, Ägypten, Saudi-Arabien und Tunesien. Dutzende andere Delfine kommen zu diesen erschreckenden Zahlen noch dazu.
Aber auch westliche Delfinarien schrecken nicht vor Wildfang-Bestellungen zurück: 2012 beantragte das Georgia-Aquarium (USA) den Import von 18 Weißwalen (Belugas) aus Russland. Die Tiere waren dort kurz zuvor eingefangen worden. Pro Wildlife und Kollegen in den USA legten umfassende Tier- und Artenschutzgründe vor, warum dieser Import nicht genehmigt werden sollte. Und tatsächlich lehnten die US-Behörden die Einfuhr ab. Das Georgia-Aquarium klagte gegen den Bescheid vor Gericht – und verlor.
Weltweit vegetieren schätzungsweise mehr als 3.000 Delfine und Kleinwale in Gefangenschaft vor sich hin – am häufigsten werden Große Tümmler gehalten, gefolgt von Belugas und Orcas. Während vor allem in den USA und Europa immer mehr Delfinarien geschlossen oder gar verboten werden, nimmt ihre Zahl in China, der Türkei, Russland und Japan aktuell erschreckend zu.
Die glitzernde Welt der Delfinshows und Delfinarien in Deutschland
In Deutschland gab es ursprünglich 14 Delfinarien, heute sind glücklicherweise nur noch zwei übrig geblieben: Der Zoo Duisburg und der Tiergarten Nürnberg sind die letzten Einrichtungen Deutschlands, die insgesamt 15 Delfine halten (Stand Mai 2023). Täglich besuchen Hunderte die Delfinshows, um die schillernde Welt der schwimmenden Meeres-Clowns zu erleben.
Diese Delfine leben in deutschen Delfinarien
- Zoo Duisburg: zwei Große Tümmler Wildfänge „Ivo“ und „Pepina“ und sechs Nachzuchten „Delphi“, „Daisy“, „Debbie“, „Dobbie“, „Dora“ und „Domingo“
- Tiergarten Nürnberg: zwei Große Tümmler Wildfänge „Nynke“ und „Jenny“ und fünf Nachzuchten „Sunny“, „Dolly“, „Donna“, „Nami“ und „Dörte“, die 2023 von Duisburg nach Nürnberg verfrachtet wurde.
Sowohl in Duisburg als auch in Nürnberg leben neben den Nachzuchten auch jeweils zwei Wildfänge, die in den 1970ern und 1980ern eingefangen wurden. Diese Delfine wurden als Jungtiere aus ihrem Familienverband gerissen und nach Deutschland transportiert. Seither werden sie in zufällig zusammengewürfelten Gruppen gehalten und müssen drei Mal täglich Kunststückchen präsentieren.
Deutsche Delfinarien als Friedhöfe
Der berühmte Delfinschützer Richard O´Barry bezeichnete den Duisburger Zoo als „größten Delfin-Friedhof der Welt“. Seit der Eröffnung des Delfinariums 1965 starben hier mehr als 60 Delfine. Im Tiergarten Nürnberg starben seit 1971 insgesamt mehr als 30 Tiere, viele davon schon als Jungtiere. Diese Zahlen zeigen, dass Delfine nicht in Gefangenschaft leben sollten. Bereits seit Jahren weisen Wissenschaftler*innen darauf hin, dass diese hochintelligenten Meeressäuger nur äußerst schlecht mit den Bedingungen in Gefangenschaft zurechtkommen. In Freiheit schwimmen Delfine rund 150 Kilometer am Tag und tauchen bis zu 300 Meter tief – Bedingungen, die kein Delfinarium der Welt erfüllen kann. Außerdem sind sie hochsensibel. Der permanente Lärm von Besucher*innen und Unterwasserpumpen bedeutet für die Delfine einen enormen Stress – mit fatalen Folgen: In Duisburg und Nürnberg starben fast die Hälfte der wild gefangenen Delfine innerhalb weniger Wochen und Monate.
Auch die Zuchtprogramme der Delfinarien in Deutschland weisen meist nur einen mäßigen Erfolg auf. In Duisburg und Nürnberg sterben zwei Drittel der Nachzuchten vor oder kurz nach der Geburt. Hinzu kommen noch all jene Jungtiere, die zwar die Geburt selbst überstehen, aber nie das Erwachsenenalter erreichen. Seit der Eröffnung der beiden deutschen Delfinarien in den sechziger beziehungsweise Anfang der siebziger Jahre überlebten nur rund 10 Nachzuchten.
- Besuchen Sie keine Delfinarien
- Schwimmen Sie nicht mit Delfinen in Gefangenschaft
- Machen Sie keine Delfin“therapien“
- Klären Sie Freunde und Bekannte über die Missstände in Delfinarien auf
Der Einsatz gegen Delfinarien verlangt Verhandlungsgeschick, schnelles Reagieren und einen langen Atem. Bitte ermöglichen Sie unsere Arbeit für den Schutz der Delfine mit einer Spende – jeder Betrag hilft. Oder unterstützen Sie den Schutz der kleinen Meeressäuger dauerhaft – mit einer Delfinpatenschaft.
Hochintelligente, soziale und agile Meeressäuger können in Gefangenschaft niemals artgerecht gehalten werden – das können ihnen nur die unendlichen Weiten des offenen Meeres und ihre natürlichen Familienverbände bieten.
Das tut Pro Wildlife
Weltweit decken gemeinnützige Organisationen wie Pro Wildlife und Dokumentarfilme wie „Die Bucht“ und „Blackfish“ die Missstände hinter den Kulissen von Delfinarien auf und setzen sich für ihre Abschaffung ein. Für beide Kinofilme war Pro Wildlife offizielle Partnerorganisation und nutzte die Filme intensiv, um Politiker*innen, Medien und Bevölkerung über die Missstände in Delfinarien aufzuklären. 2024 veröffentlichte Pro Wildlife gemeinsam mit Kollegen den Bericht „Small cetaceans, even bigger problems“ über den weltweiten Fang und die Tötung von Delfinen und Kleinwalen. Der Bericht zeigt, dass sich die Situation der Delfine allein in den letzten Jahren nochmals verschlechtert hat. Mithilfe des Berichts setzen wir uns dafür ein Delfine international besser zu schützen.