Die Fischerei-Konvention ICCAT

Zum Schutz der Meere können wir alle beitragen

Die Fischerei-Konvention ICCAT

Eine Thunfisch-Konvention, die Haie schützt?

Die Internationale Kommission zur Erhaltung der Thunfische im Atlantik (engl. International Commission for the Conservation of Atlantic Tunas, ICCAT) hat zwar – wie der Name schon zeigt – ihren Fokus auf Schutz und Management von Thunfischen. Sie ist aber auch für die Befischung von Haien, Merlinen und Schwertfischen im Atlantik zuständig. Die Fischerei-Konvention ICCAT hat aktuell 52 Mitgliedsstaaten, darunter die Europäische Union, die bei ICCAT-Meetings von der Fischereiabteilung der EU-Kommission vertreten wird.

Die wichtigsten Eckpunkte zu ICCAT

  • Die Fischerei-Konvention ICCAT wurde 1966 gegründet
  • Derzeit gibt es 52 Mitgliedsstaaten (Stand: November 2023)
  • Der Wissenschaftsausschuss SCRS empfiehlt ökologisch nachhaltige Fangquoten oder gar Fangverbote
  • Vier Fachausschüsse führen die politischen Vorverhandlungen: Panel 1-3 für Thunfische in verschiedenen Gebieten sowie Panel 4, das für andere Arten (Haie, Rochen, Schwertfische, Marline) zuständig ist.
  • Finale Entscheidungen werden auf den jährlichen ICCAT-Kommissionstreffen entschieden, wo häufig politische und wirtschaftliche Interessen dominieren.

Konträre Interessen prallen aufeinander

Die Fischerei-Konvention ICCAT steht zu Recht unter heftiger Kritik, weil häufig die immensen wirtschaftlichen Interessen der Fischereinationen wirkliche Schutzentscheidungen verhindern und der Raubbau an Thunfischen & Co. kaum gemindert werden konnte. So werden immer wieder sogar die Empfehlungen der eigenen ICCAT-Wissenschaftler in den Wind geschlagen und der Fang geht munter weiter. Die Ursache hierfür liegt vor allem darin, dass die Chefverhandler der ICCAT-Mitgliedsstaaten in der Regel Vertreter aus den Fischereiministerien sind – und nicht aus den Umweltministerien.

Doch in den letzten Jahren gibt es erste wichtige Lichtblicke:

  • Erst 2012 verständigten sich die ICCAT-Länder auf die längst überfällige Reduktion des Fangs von Atlantischem Thunfisch.
  • Nach jahrelangem Stillstand konnten sich die ICCAT-Mitgliedsstaaten im November 2021 auf ein mindestens zweijähriges Fangverbot für den völlig überfischten Makohai im Nordatlantik einigen.
Fischerei-Konvention ICCAT: Der Makohai ist der Sprinter unter den Haien © Tomas Kotouc
Makohai © Tomas Kotouc

Pro Wildlife am Verhandlungstisch

2021 ließ sich Pro Wildlife bei ICCAT akkreditieren und hat seither offiziellen Beobachterstatus. So können wir gezielt schriftliche Stellungnahmen an die Entscheider abgeben und noch während der Verhandlung mit mündlichen Statements unsere Forderungen vorbringen. Auch unser Dialog mit der EU-Kommission und EU-Parlamentariern ist ein wichtiger Baustein, um bei ICCAT mehr gegen die Überfischung zu erreichen. Zentrales Ziel von uns ist der Schutz bedrohter Haie und ein Ende der grausamen Finning-Praxis, bei der Haien die wertvollen Flossen abgetrennt und der Körper zurück ins Meer entsorgt wird. Deshalb kämpft Pro Wildlife auch für eine Resolution bei ICCAT, die alle Vertragsstaaten zu einer „Fins-naturally-attached“-Vorgabe (s.u.) verpflichtet. Aktuell blockieren vor allem Japan und China eine solche Bestimmung. Seit 2021 konnten wir helfen, für die bedrohten Makohaie zunächst im Nordatlantik und ein Jahr später auch im Südatlantik durchzusetzen. 2023 machten wir erfolgreich Druck, die Fangquote von Blauhaien im Süden zu reduzieren und die Quote konkret den Fangnationen zuzuteilen, um das bisherige dramatische Überschreiten der Quote zu beenden.

>> Warum ist politische Arbeit so wichtig?

Das bedeutet, Haie dürfen – wenn überhaupt – nur angelandet werden, wenn sie noch alle Flossen am Körper haben. So sollen Betrug und Missbrauch verhindert werden. Nach dem Zusammenbrechen der Bestände großwüchsiger und begehrter Haiarten gab es zwar Fangquoten. Dabei war es aber zunächst erlaubt, Flossen und Haikörper getrennt an Bord zu lagern, um Platz zu sparen. Doch das führte dazu, dass die Fischer großen Haien nur die Flossen abtrennten und die für sie nahezu wertlosen Körper über Bord zu kippen. Zusätzlich werden kleinere Haie getötet, um dann im Hafen die Zahl der begehrten großen Flossen dann mit den (kleineren) Körpern erklären zu können. Eine skrupellose Praxis, die nicht nur reiner Betrug ist, sondern die Haibestände noch schneller schwinden ließ. Durch die Verpflichtung zum Anlanden vollständiger Körper im Hafen wird dieses Schlupfloch geschlossen. Für Haifreunde ein weiterer Vorteil: Die abstehenden Flossen, selbst angelegt, verbrauchen Platz in den Laderäumen, so dass weniger Haie gefangen werden können…

In der EU gibt es seit 2013 zwar eine Verpflichtung zum Anlanden vollständiger Haikörper, ebenso u.a. in Brasilien, Chile, Kanada, Indien, Taiwan, den USA und Venezuela. Aber in vielen anderen Ländern ist das getrennte Anlanden bis heute gang und gäbe.

Die Überfischung im Atlantik beenden!

Was politisch passieren muss:

  • ICCAT muss Entscheidungen nach dem Vorsorgeprinzip – und nicht nach den Interessen der Fischerei-Industrie ausrichten.
  • Die aktuelle Fangpause für Makohaie im Südatlantik (bis Ende 2024) muss zum dauerhaften Fangverbot werden.
  • Für Blauhaie im Nord- und Südatlantik müssen die Fangquoten weiter reduziert werden.
  • Für alle Haie muss ICCAT eine „Fins Naturally Attached“-Vorschrift erlassen.

Wie wir alle mithelfen können:

  • Ob Fischtheke, Restaurant oder Drogerie: Verzichten Sie auf Haiprodukte. Tipps finden Sie in unserem Einkaufsführer für Haifreunde!
  • Wer Haie schützen will, sollte generell über den Konsum von Meeresfisch nachdenken: In vielen Fischereien sterben massenhaft Haie und andere Tiere als Beifang.

Unterstützen Sie unsere politische Arbeit bei der ICCAT-Konferenz!

Pro Wildlife ist als offizielle Beobachter-Organisation bei ICCAT registriert und nimmt an allen relevanten Verhandlungen teil. Wir üben Druck auf die EU-Kommission aus, um starke Verhandlungspositionen für Haie zu erreichen.

  • Als Mitglied stärken Sie unser Gewicht bei politischen Verhandlungen.
  • Mit einer Spende unterstützen Sie unsere politische Arbeit.

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