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Für viele Reisende sind Elefantenreiten und die hautnahe Begegnung mit Elefanten ein Höhepunkt ihres Asien- oder Afrikaurlaubs. Doch die Tourismusindustrie nutzt die Tierliebe der Urlauber*innen schamlos aus: Viele der Einrichtungen, die Attraktionen mit Elefanten in Gefangenschaft anbieten, behaupten einen Beitrag zum Tier- oder Artenschutz zu leisten. Sie nennen sich Rettungsstation (Sanctuary), Waisenhaus (Orphanage) oder schlicht Elefantencamp. Doch häufig verbirgt sich hinter diesen klangvollen Namen eine knallharte und tierquälerische Industrie. Die meisten der Elefanten stammen aus der Wildnis und es handelt sich nicht, wie häufig suggeriert, um gerettete Waisen. Die Tiere werden eingefangen und mithilfe von Gewalt, Nahrungs-, Wasser- und Schlafentzug für den Elefantentourismus brutal unterworfen und gefügig gemacht.
Tourist*innen können auf Elefanten reiten, sie waschen, streicheln und füttern, sie bei Tempelprozessionen bestaunen oder auch für einen Tag Elefantenpfleger*in spielen. Dass Kontakt zu Menschen großen Stress und Angst für die Elefanten bedeutet, ist den meisten Tourist*innen gar nicht bewusst.
Elefanten sind Wildtiere – sie scheuen Menschen
Elefantenreiten ist besonders in Myanmar, Thailand, Sri Lanka, Nepal und Laos eine beliebte Unterhaltung für Urlauber*innen. Aber auch in Afrika werden immer wieder wilde Elefanten für Urlaubsattraktionen missbraucht, zum Beispiel in Südafrika, Namibia, Simbabwe und Sambia. Die Interaktion zwischen Mensch und Elefant ist jedoch kein natürliches Verhalten, sondern wird den Tieren aufgezwungen. Denn Elefanten sind Wildtiere – und nicht domestiziert.
Damit die Dickhäuter den direkten Kontakt mit Menschen überhaupt dulden, werden sie meistens schon als Kälber mit Gewalt dressiert. Ein Elefant in freier Natur würde einen Menschen niemals freiwillig auf seinem Rücken reiten lassen. Um ein solches Verhalten zu erzwingen, wird der Wille der Tiere gebrochen: Die Peiniger fixieren Elefanten mit Ketten an den Beinen und quälen sie mit Wasser-, Nahrungs- und Schlafentzug. Zusätzlich werden die Tiere mit einem Stock mit spitzem Eisenhaken, dem sogenannten Ankus, an besonders empfindlichen Körperstellen drangsaliert und geschlagen. Dieses Konzept beruht auf dem Prinzip negativer Verstärkung: Körperliche und mentale Bestrafung sollen das gewünschte Verhalten herbeiführen. Die Misshandlungen dauern meist ein Leben lang an. Beim genauen Hinsehen sieht man bei Elefanten in touristischen Einrichtungen häufig Narben oder Wunden auf der Haut, unter anderem an den Ohren, dem Rüssel oder den Füßen. Auch die Haltung und Ernährung der Elefanten ist oft mangelhaft. Sie werden angekettet, stehen in ihren eigenen Exkrementen und in vielen Fällen fehlt der freie Zugang zu Wasser und Schatten.
Rohe Gewalt: Fang und Unterwerfung von Baby-Elefanten
Um das Geschäft mit Reisenden am Laufen zu halten, wird immer neuer Nachschub an Elefanten gebraucht. Die große Nachfrage hat zu einem organisierten Handel mit wild gefangenen Elefanten geführt. In Myanmar werden Schätzungen aus dem Jahr 2012 zufolge jährlich 50 bis 100 Elefantenbabys gefangen und für den Elefantentourismus nach Thailand geschmuggelt. Der Schwarzmarktwert eines Elefantenkalbes liegt in Thailand bei rund 30.000 Euro.
Das Einfangen von Elefantenbabys bezahlen viele Tiere mit ihrem Leben: Um ein Kalb zu fangen, werden bis zu fünf erwachsene Tiere getötet, die versuchen, den Nachwuchs zu schützen. Von den traumatisieren Jungtieren überleben zwei von drei Elefantenkindern das grausame „Einbrechen“ nicht.
Leid für die Tiere und Gefahr für die Menschen – Elefanten sind keine sanften Riesen
Verhaltensstörungen sind bei Elefanten in Gefangenschaft sehr häufig. Ein Beispiel hierfür ist das rhythmische Hin- und Herschwenken des Kopfes, das sogenannte „Weben“. Ähnlich wie Menschen können Elefanten an posttraumatischen Belastungsstörungen leiden. Diese können bei Elefanten durch Fang und Misshandlungen in Gefangenschaft verursacht werden. Zudem ist der Besuch eines Elefantencamps nicht ungefährlich: Elefanten gelten als die gefährlichsten Tiere in Gefangenschaft. In den meisten Camps werden sie daher an Ketten gehalten – teilweise sogar dauerhaft. Jedes Jahr werden dutzende Menschen von Elefanten getötet oder schwer verletzt. Nicht nur in Asien, auch in Afrika gibt es Todesfälle: In Simbabwe z.B. gab es im Jahr 2018 mindestens zwei Unfälle mit Elefanten in der „Dimbangombe Safari Lodge“ und im „Wild Horizons Elephant Sanctuary“ – beide Elefanten wurden daraufhin erschossen.
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Zu dem können Elefanten gefährliche Krankheiten auf den Menschen übertragen – und umgekehrt. Vor allem in Gefangenschaft lebende Asiatische Elefanten sind oft mit Tuberkulose infiziert, einer der weltweit tödlichsten Infektionskrankheiten. Man geht davon aus, dass sie die Krankheit über Aerosole oder Flüssigkeit aus ihrem Rüssel an Menschen übertragen. Touristische Einrichtungen bieten häufig Badeausflüge mit Elefanten an, bei denen sich Urlauber*innen auch mit Wasser aus dem Rüssel nass spritzen lassen, hierbei ist die Ansteckungsgefahr besonders groß.
Tipps für Elefantenfreunde auf Reisen
Pro Wildlife empfiehlt:
- Bewundern Sie Elefanten in Freiheit unter professioneller Führung.
- Bitte beschweren Sie sich bei Reiseveranstaltern und Hotels, die für Veranstaltungen mit direktem Mensch-Tier Kontakt werben. Weisen Sie auf Tier- und Artenschutzprobleme hin.
- Falls Sie eine seriöse Auffangstation besuchen wollen, achten Sie darauf, dass kein direkter Kontakt zwischen Besuchenden und Tieren angeboten wird, die Tiere nicht in Ketten gehalten werden, es keinerlei Vorführungen gibt, die Tiere im Gruppenverband leben und sich frei bewegen. Hier finden Sie die wichtigsten Kriterien für seriöse Einrichtungen im Überblick.
Pro Wildlife rät ab von:
- Elefantencamps und Auffangstationen, die direkten Kontakt zwischen Mensch und Elefant versprechen
- Elefantenreiten, baden, füttern, streicheln und spazieren gehen mit Elefanten
- Angeboten, bei denen Tourist*innen Elefanten pflegen dürfen („Volunteer as a mahout“)
- Vorführungen und Shows
- Fotos mit gefangenen Elefanten gegen Bezahlung
- Prozessionen und Festumzügen – auch hierfür werden Elefanten gefangen und dressiert
Reiseanbieter werden elefantenfreundlich
Pro Wildlife klärt Öffentlichkeit und Reiseunternehmen über die Missstände im Elefantentourismus auf und fordert, diese Tierquälerei nicht weiter zu unterstützen. Hierbei konnte Pro Wildlife bereits zahlreiche Erfolge verbuchen: Aufgrund intensiver Überzeugungsarbeit bieten bereits mehr als 40 Reiseanbieter ausschließlich elefantenfreundliche Angebote an, viele weitere stellen ihr Programm um.
Weitere Informationen finden Sie im Pro Wildlife Bericht „Ein Leben in Ketten“ (PDF)
Positivbeispiel: Elefantenwaisenhaus in Sambia
Es gibt einige wenige positive Beispiele für Waisenhäuser, in denen das Wohl tatsächlich geretteter Tiere im Vordergrund steht, die Urlauber*innen guten Gewissens besuchen können. Eines davon ist das von Pro Wildlife unterstützte Lilayi Elefantenwaisenhaus in Lusaka, Sambia. Dort werden Elefantenwaisen aufgenommen, die ihre Mütter und Herden verloren haben. Wenn die Tiere selbständig genug sind, werden sie in Sambias Kafue Nationalpark in die Freiheit entlassen.
Das tut Pro Wildlife
Pro Wildlife setzt sich auf internationalen Konferenzen für den besseren Schutz von Elefanten ein, dokumentiert das Ausmaß und die Folgen des Handels mit Elfenbein sowie lebenden Tieren und betreibt Aufklärungsarbeit. Zusätzlich informiert Pro Wildlife Reisende und Reiseveranstalter über die Tier- und Artenschutzprobleme im Wildtiertourismus und gibt Tipps, worauf sie im Urlaub achten sollten.