Orcas in Gefangenschaft

Eingesperrt fürs Entertainment

Orcas in Gefangenschaft

Sie sind die Attraktion vieler Vergnügungsparks und füllen die Kassen: Orcas. Zu lauter Musik führen sie Kunststücke vor, spritzen Besucher*innen nass und geben ihren Trainer*innen Küsschen am Beckenrand. Was nach heiler Welt aussieht, ist für Schwertwale schlichtweg eine Tortur: Forscher*innen haben herausgefunden, dass es mindestens zehn verschiedene Orca-Populationen gibt, mit eigenen Sprachen und Kulturen. Statt in ihren Familienverbänden täglich bis zu 100 Kilometer zu schwimmen, leben sie in Vergnügungsparks in beengten Betonbecken in künstlich zusammengestellten Gruppen. Seit 1961 werden Orcas in Gefangenschaft gehalten. 2024 sind es noch mindestens 55 Tiere, von denen etwa 20 in der Natur eingefangen wurden. Auch in Europa leben noch immer sechs Orcas in Delfinarien.

Sea World – Tierquälerei in der Glitzerwelt

Es gibt kein Entrinnen – Monotonie, dauerhafter Lärm und Aggressionen innerhalb der Gruppe sind für in Gefangenschaft lebende Meeressäuger an der Tagesordnung. Sea World ist weltweit die wohl bekannteste Anlaufstelle für Liveshows mit Orcas. Täglich springen die größten Delfine der Welt aus dem Wasser und spritzen die kreischenden Zuschauer*innen nass. Daneben können Kinder Delfine wie Große Tümmler streicheln und Seelöwen oder Haie füttern. Für viele tierfreundliche Kinder und Familien sind sie eine vermeintlich tolle Sache: Endlich einmal Delfinen und Seelöwen so nahe sein, wie man es in der Natur nur selten erlebt. Zwar kooperieren die Tiere oft jahrelang, doch wenn sie – bedingt durch Langeweile und Frustration – aggressiv werden, kann das verheerende Folgen haben.

Orcas in Gefangenschaft
Orca in einer Show

Immer wieder tauchen Bilder auf, die beweisen: Sea World ist Tierquälerei. Besonders die schlauen und sozialen Orcas leiden unter den Haltungsbedingungen. Bei den Orcas in Gefangenschaft werden oftmals Verletzungen, Narben oder Hautkrankheiten dokumentiert. Während sie sich im weiten Meer ohne Probleme zurückziehen könnten, haben sie diese Möglichkeit in den beengten Betongefängnissen nicht. Aggressionen zwischen den Tieren sind quasi vorprogrammiert. Dass es dabei zu schweren Verletzungen kommen kann, zeigt unter anderem ein Vorfall, der sich im April 2018 in Sea World Orlando ereignete. Der Orca-Dame Katinka wurde ihre Rückenflosse halb abgerissen. Laut Sea World hat sie sich diese Wunde in einer „Interaktion mit einem anderen Orca“ zugezogen. Den genauen Grund für die Verletzung kann Sea World nicht geben – was verwunderlich ist, werden die Tiere doch rund um die Uhr betreut und überwacht.

Killerwale – Gefahr für den Menschen

In den vergangenen Jahren kam es außerdem zu zahlreichen Unfällen und Angriffen auf Trainer*innen, die nicht selten mit schweren Verletzungen endeten; einige davon waren sogar tödlich. Das aggressive Verhalten der Tiere den Artgenossen und den Menschen gegenüber wird von Sea World oft als „natürlich“ abgestempelt. Allerdings gibt es bei in Freiheit lebenden Orcas keinen bekannten Fall, bei dem ein Mensch angegriffen wurde. Schließlich haben die Tiere in ihrem natürlichen Lebensraum auch genügend Ausweichmöglichkeiten, um der Konfrontation mit Menschen aus dem Weg zu gehen. Einige Forscher*innen glauben, dass die Angriffe auf Menschen auch auf den Stress zurückzuführen sind, dem die Tiere täglich ausgesetzt sind. Das macht sie zu einer tickenden Zeitbombe und tödlichen Gefahr für den Menschen.

In der Vergangenheit hat Sea World Unfälle und Vorfälle offenbar systematisch vertuscht und heruntergespielt, um auch weiterhin viele Besucher*innen anzulocken. Die tödliche Attacke eines Schwertwals auf seine Trainerin im Jahre 2010 wurde zunächst als tragischer „Unfall“ dargestellt, um die Besucher*innen nicht zu verschrecken.

Blackfish – ein Dokumentarfilm mit Folgen

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Wie sehr gefangene Orcas in Gefangenschaft leiden und welche Folgen dies für Mensch und Tier hat, zeigt der Dokumentarfilm „Blackfish“ (2013). Er erzählt die Geschichte des Orca-Bullen Tilikum, der vor 30 Jahren als zweijähriges Jungtier vor Island gefangen wurde. In Gesprächen mit ehemaligen Sea World-Trainer*innen, Walfänger*innen und -forscher*innen geht er der Frage nach, warum Tilikum zwei Trainer*innen und vermutlich einen Besucher getötet hat. „Blackfish“ zeigt jedoch vor allem auch die tierquälerischen Haltungsbedingungen, denen die Schwertwale ausgesetzt sind. Tilikum selbst starb im Januar 2017 an den Folgen einer schweren Lungeninfektion.

In den USA schlug der Dokumentarfilm ein wie eine Bombe: Die Zahl der Besuchenden geht seither zurück, der Aktienkurs hat sich seit 2013 halbiert. Immer mehr ehemalige Orca-Trainer*innen packen aus und berichten vom Leiden der Tiere: Zahlreiche Verletzungen durch Aggressionen zwischen Orcas, die sich nicht aus dem Weg gehen können. Aufgrund des öffentlichen Drucks beendete Sea World Ende 2016 die herkömmlichen Orca-Shows und präsentiert die Tiere seither in einer „natürlicheren“ Show – was auch immer das heißen soll. Außerdem hat Sea World die Orca-Zucht gestoppt und wird auch keine wild gefangenen Orcas mehr zukaufen. Die Tiere, die noch in Gefangenschaft gehalten werden, sollen die letzte Generation sein, die in den Themenparks lebt. Doch was haben die vorhandenen Tiere davon, wenn die Bühnen nun für die Menschen ansprechend gestaltet wurden, um damit den natürlichen Lebensraum der Tiere zu imitieren? Sie müssen noch immer für die Besucher*innen posieren und werden zu diesen Zwecken dressiert und trainiert. Sea World betreibt massives „Greenwashing“ und verpackt die Unterhaltung der Besucher*innen nun einfach als „Aufklärungsarbeit und Tierschutz“.

Russland beendet Orca-Fang für Delfinarien

Auch wenn Sea World keine wilden Orcas mehr fangen lässt, hat sich vor allem China als neuer Absatzmarkt für das brutale Geschäft mit Wildfängen entpuppt. Denn die Zucht von Schwertwalen in Gefangenschaft ist nur mäßig erfolgreich – immer wieder sterben sie frühzeitig. Russland war in den letzten Jahren der einzige Lieferant für lebende Orcas (und auch Belugas). Doch 2019 enthüllten Drohnenaufnahmen, dass in Ostrussland etwa 100 Orcas und Belugas in winzigen Netzbecken zusammengepfercht waren, um sie nach Fernost zu verkaufen. Pro Wildlife und andere Organisationen starteten umgehend Petitionen und Protestaktionen. Das Walgefängnis wurde schließlich geschlossen und die Tiere ausgewildert. Die Betreibenden mussten eine Strafe von 56 Mio. Rubel zahlen. Seit 2020 sind Orcas in der russischen Roten Liste als bedrohte Art eingestuft, ein Fang für Delfinarien ist seither verboten. Damit ist die einzige Nachschubquelle versiegt und die Orca-Haltung wird langfristig weltweit zum Auslaufmodell.

Helfen Sie Orcas in Gefangenschaft!

Bitte unterstützen Sie Delfinarien nicht, kaufen Sie keine Tickets und klären Sie andere Menschen über das Tierleid in der Glitzershow auf! Nur mit viel Druck können wir gemeinsam ein Umdenken erreichen.

Mit unserer aktuellen Spendenaktion sammeln wir auch für den Einsatz gegen Delfinarien!

Das tut Pro Wildlife

Pro Wildlife setzt sich für den besseren Schutz von Walen und Delfinen ein. Wir dokumentieren das Ausmaß und die Folgen des Fangs und der Jagd auf Meeressäuger, betreiben Aufklärungsarbeit und setzen uns auf internationalen Konferenzen für den Schutz und den Erhalt der Weltmeere ein. Zusätzlich informiert Pro Wildlife Reisende und Reiseveranstalter über die Tier- und Artenschutzprobleme im Wildtiertourismus und gibt Tipps, worauf sie im Urlaub achten sollten. 

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