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Wussten Sie, dass wir hier in Deutschland regelmäßig einen Beitrag dazu leisten, dass jährlich tausend Orang-Utans sterben, ihr Zuhause verlieren, verbrennen, gefangen und sogar als Haustiere verkauft werden? Dass Wildtiere wie der Sumatra-Tiger oder der Borneo-Zwergelefant aussterben? Dass für unsere Schokolade-Gaumenfreude vielleicht jemand sein Zuhause verloren hat? Der Grund für die Regenwald-Rodung und das Leid von Orang-Utan & Co. ist Palmöl. In vielen Nahrungsmitteln, Kerzen, Reinigungsmitteln, Kosmetik und sogar in „Biosprit“ ist Palmöl enthalten – genauer genommen in jedem zweiten Produkt im Supermarkt. Eine Studie der GIZ hat gezeigt, dass Deutschland allein 2015 etwa 1,3 Millionen Tonnen Palmöl aus Indonesien und Malaysia importierte.
Wo kommt Palmöl eigentlich her und warum ist es in so vielen Lebensmitteln vorhanden?
Palmöl wird aus Kernen der Früchte der Ölpalme (lat. Elaeis guineensis) gewonnen. Die Palme stammt ursprünglich aus Afrika, wird aber heute vor allem in Südostasien kultiviert und auf insgesamt etwa 90.000 Quadratkilometer großen Plantagen angebaut. Im Gegensatz zu Raps- und Sonnenblumen-Anbau ist der Ölpalmen-Anbau wesentlich ertragreicher, daher ist Palmöl auch das günstigste Pflanzenöl im Verkauf. Bei den Herstellern ist es auch deshalb so beliebt, weil es, wenn beigemengt, Produkte besonders streichfähig macht, geschmacklos ist und bei Zimmertemperatur besonders lange haltbar ist.
Steigende Nachfrage – abnehmende Artenvielfalt
Um mehr Platz für den Anbau der Ölpalmen zu schaffen, werden regelmäßig enorme Mengen an Regenwald gerodet, Anwohner enteignet oder vertrieben. Die Austrocknung des Torfbodens durch das gezielte Abbrennen der Flächen führt zu klimaschädlichen Gasen – normalerweise speichert der Torfboden CO2 und Wasser, was Dürre, Feuer und CO2-Ausstoß natürlich entgegenwirkt. Auch benachbarte Reis-Anbaugebiete werden beeinträchtigt, da der Anbau durch den trockenen Boden erschwert wird. Darüber hinaus gefährden die Ölpalmen-Monokulturen und gezielte Beseitigung von ungewollten Pflanzen die Biodiversität. Die in den Gebieten lebenden Orang-Utans, Borneo-Zwergelefanten und Sumatra-Tiger sind zum Teil schon vom Aussterben bedroht und ihr Lebensraum schrumpft weiter. Auch der Malaienbär und der Nasenaffe verlieren ihr Zuhause durch Palmöl.
Orang-Utans sterben für unser Palmöl
Palmöl hat für Orang-Utans schreckliche Folgen: Sie werden durch die Zerstörung des Regenwaldes verbrannt, verdrängt oder verhungern auf der Suche nach Futter. Muttertiere werden von Kriminellen getötet, die Jungtiere verkauft und versklavt. In fünf bis zehn Jahren könnte durch dieses entsetzlichen Geschäft keine der drei Orang-Utan-Arten mehr existent sein, ihr Lebensraum könnte bis dahin verschwunden sein. Die Menschenaffen waren früher unter anderem auch in China stark verbreitet, heute beschränken sich die Arten nur noch auf Borneo und Sumatra. Auf Borneo leben etwa 54.000 Orang-Utans in freier Natur und sind stark gefährdet. 14.000 Tiere in Sumatra und selbst die bislang noch unbekannte Tapanuli-Art, die aus weniger als 800 Mitgliedern besteht, ist bereits vom Aussterben bedroht. Die Zukunft der Orang-Utans, deren Erbgut zu 97 Prozent dem Erbgut eines Menschen gleicht, ist zum Großteil wegen Regenwald-Rodung für Palmöl, aber auch durch Wilderei, Bergbau und Wasserkraftwerke unsicher.
Welche gesundheitlichen Folgen hat Palmöl für uns Menschen?
Die billige Produktion, der vergleichsweise hohe Ertrag und die Bandbreite an Einsatzmöglichkeiten sind Faktoren, die den Anbau der Ölpalme für den Menschen so attraktiv gemacht haben. Doch nicht nur die lokalen tierischen und menschlichen Bewohner zahlen für das Palmöl und dessen Produktion einen hohen Preis. Bereits mehrfach wurden die gesundheitlichen Folgen des Palmöl-Verzehrs untersucht. Wissenschaftler aus Barcelona konnten bestätigen, dass bestimmte Inhaltsstoffe krebserregend sein können. Die enthaltenen gesättigte Fettsäuren tragen zum Anstieg der Blutfettwerte bei, was zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes führen kann. Fettreiche Ernährung initiiert demnach auch das Wachstum von Metastasen.
Welche Alternativen gibt es zu Palmöl-haltigen Produkten?
Ganz auf den Gebrauch von Palmöl zu verzichten, ist für uns gar nicht so einfach – aber eine Senkung ist definitiv möglich. Leider können wir das Siegel RSPO (Roundtable on Sustainable Palm Oil) nicht wirklich empfehlen, da es keine Garantie für Nachhaltigkeit bietet und weil es ein falsches Signal an den Markt sendet. Die Botschaft muss sein: Weniger ist mehr! Die Nachfrage nach Palmöl muss drastisch verringert werden, nur dann ist ein wirklich nachhaltiger Anbau möglich. Deshalb müssen wir alle achtsam sein. Sich beim Einkauf Zeit nehmen, auf die Inhaltsstoffe und das Kleingedruckte zu achten, hilft:
- Bevorzugt Bio-Produkte und Produkte mit heimischen Ölen (z.B. Sonnenblumen- oder Rapsöl) kaufen. Stoffe wie zum Beispiel Palmitate, Glyceryl oder Pflanzenöl können Hinweise auf Palmöl sein.
- Oder einfach mal weniger Schokolade einkaufen, in Maßen genießen – nicht in Massen.
- Fertiggerichte meiden. Selbst kochen mit Sonnenblumen- oder Leinöl wären schon kleine Schritte in die richtige Richtung und erlauben den Tieren ein friedlicheres Leben.
„Viele kleine Leute, an vielen kleinen Orten, die viele kleine Dinge tun, können das Gesicht dieser Welt verändern.“
Sprichwort der Xhosa
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