Positivliste für Haustiere

Tierleid im Wohnzimmer beenden

Positivliste für Haustiere

Wildtierhandel und -haltung in Deutschland

Jährlich werden in Deutschland hunderttausende Wildtiere als exotische „Haustiere“ zum Verkauf angeboten. Damit gehört Deutschland zu einem der größten Absatzmärkte für exotische Heimtiere weltweit. Löwen, Affen, Papageien, Schildkröten, Klapperschlangen, Varane und Vogelspinnen – die Auswahl ist nahezu unbegrenzt und der Handel auf Tierbörsen und Online-Plattformen kaum reguliert.

Doch mit dem Handel und der Privathaltung von Wildtieren gehen eine Vielzahl von Problemen und Fragen einher:

  1. Tierschutz:
    • Ist eine artgerechte Haltung in einer Privatwohnung möglich?
    • Können die Bedürfnisse des Tieres (z.B. Sozialkontakte, Bewegungsdrang, Rückzugsmöglichkeiten usw.) in Privathaltung erfüllt werden?
  2. Artenschutz:
  3. Naturschutz:
    • Bedrohen die eingeführten Tierarten unsere heimische Artenvielfalt? >> invasive Arten
  4. Gesundheit:
    • Können die Tiere Krankheiten auf den Menschen übertragen? >> Zoonosen
  5. Sicherheit:
    • Stellt das Tier eine potenzielle Gefahr für den Menschen dar? >> Gefahrtiere

Daher setzt sich Pro Wildlife gemeinsam mit weiteren Tierschutzorganisationen für die Einführung einer bundesweiten Positivliste für Heimtiere ein.

Positivliste: Was ist das?

Eine Positivliste für Haustiere legt fest, welche Tierarten für den Handel und die Privathaltung geeignet sind. Hierbei müssen unter anderem folgende Aspekte berücksichtigt werden:

  • Tierschutz
  • Artenschutz
  • Naturschutz
  • Gesundheitsrisiken
  • Sicherheitsrisiken

Der Bericht „Wildtiere als Haustiere? Die Politik muss handeln!“ fasst Probleme und Risiken des Handels und der Haltung von Wildtieren zusammen und zeigt Lösungsansätze auf.

Welche Länder haben bereits eine Positivliste für Haustiere?

Innerhalb von Europa haben bereits zwölf Staaten eine Positivliste für bestimmte Tiergruppen beschlossen. In weiteren Ländern wird das Einführen einer solchen derzeit diskutiert.

Im Juni 2021 hat das EU-Parlament die Forderung nach einer Positivliste in seine Resolution zur EU-Biodiversitätsstrategie aufgenommen. Rund ein Jahr später, im Mai 2022, haben sich im europäischen Agrarrat 19 Mitgliedsstaaten für die Einführung einer EU-weiten Positivliste ausgesprochen. Die EU-Kommission prüft dies nun. Doch solange eine EU-weite Positivliste noch auf sich warten lässt, muss Deutschland sich seiner Verantwortung als Hauptabsatzmarkt stellen und den Handel und die Privathaltung von Wildtieren präventiv regulieren. Bisher fehlte allerdings der politische Wille für mehr Tierwohl und Artenschutz.

EU-Karte bezüglich Positivlisten und Negativlisten in Europa
Länder mit Positivliste haben diese entweder beschlossen oder bereits umgesetzt. Die Listen umfassen je nach Land unterschiedliche Tiergruppen.

Positivliste: die Rechtslage

Nationale Positivlisten sind nicht nur rechtlich zulässig, sie sind darüber hinaus auf Grund des Vorsorgeprinzips sowie des Staatsziels „Tierschutz“ in Art. 20a GG auch geboten. Wie im deutschen Recht eine entsprechende Regelung im Tierschutzgesetz implementiert werden sollte, zeigt das Gutachten von Rechtsanwältin Dr. Cornelia Ziehm: Rechtliche Zulässigkeit und Gebotenheit einer nationalen Positivliste für die legale Haltung von „Heimtieren“ (PDF)

Negativliste vs. Positivliste für Haustiere

Zur Regulierung des Handels mit und der Privathaltung von Wildtieren gibt es aktuell zwei unterschiedliche Systeme in Europa: Positivlisten und Negativlisten.

Bei Positivlisten handelt es sich um präventive Regelungen, die den Handel mit und die Haltung von Heimtieren nur erlauben, wenn die betroffene Tierart bestimmte, zuvor festgelegte Kriterien erfüllen. Negativlisten hingegen sind ausschließlich reaktiv. Festgelegte Einschränkungen oder Verbote gelten also nur für die in der Liste enthaltenen Tierarten, alle anderen Tierarten unterliegen keinerlei Regelungen. Ein Beispiel hierfür sind die Gefahrtierverordnungen, die in einigen Bundesländern in Deutschland aus Sicherheitsgründen eingeführt wurden.

Positivliste für Haustiere: Beispiel Gefahrtier Giftschlange
Giftschlange Greifschwanz-Lanzenotter

Da sich das im Handel befindliche Artenspektrum in einem stetigen Wandel befindet, müssen Negativlisten regelmäßig überarbeitet und angepasst werden, bleiben dabei jedoch stets reaktiv. Säugetiere, Vögel, Reptilien, Amphibien, Fische, Insekten, Spinnentiere – die Liste der gehandelten Arten ist lang. Eine Negativliste, die alle für den Handel und die Privathaltung ungeeigneten Arten auflisten würde, wäre also sehr umfassend. Das macht sie unpraktikabel und für den Vollzug völlig untauglich.  

Eine Positivliste ist somit in jeder Hinsicht besser geeignet, den Handel und die Privathaltung von Wildtieren zu regulieren. Sie ist ein adäquates Mittel, um präventiven Tier-, Arten- und Naturschutz zu betreiben, den Online-Handel einzuschränken, den Vollzug zu erleichtern und Gesundheits- sowie Sicherheitsrisiken zu minimieren.

Das tut Pro Wildlife

Pro Wildlife setzt sich für eine Positivliste für Heimtiere ein. Wir dokumentieren Ausmaß und Folgen des Handels mit exotischen Heimtieren, stehen im direkten Austausch mit Politiker*innen und Vertreter*innen von Halterverbänden, betreiben Aufklärungsarbeit und setzen uns auf internationalen Konferenzen für Handelsverbote bzw. -beschränkungen für bedrohte Tierarten ein.

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