Warum Wale stranden

Strandungen: Trauriges Naturphänomen und menschengemachter Tod

Warum Wale stranden

Strandungen von Walen und Delfinen gab es schon immer und doch häufen sich die Schlagzeilen – jedes Jahr sorgen solche Fälle für internationale Schlagzeilen, wenn dutzende oder gar hunderte Tiere nach vergeblichen Rettungsversuchen sterben. Warum sterben jährlich weltweit etwa 2.000 Wale und Delfine, welche Arten sind besonders betroffen und wo sind die traurigen Hotspots?

Tödliche Irrtümer

So traurig die einzelnen Fälle sind: Strandungen von Walen und Delfinen gab es schon immer. Drei natürliche Gründe, warum Wale stranden, sind möglich:

  • Wale und Delfine orientieren sich auf ihren Wanderungen mit Echolokation und können sich so in den allermeisten Gebieten ein gutes Bild vom Küstenverlauf machen. Doch bei äußerst flachen Stränden, wie sie zum Beispiel in Westaustralien oder Neuseeland vorkommen, funktioniert die Schallreflektion nicht. Ihr Warnsystem versagt.
  • Wissenschaftler fanden heraus, dass sich Pottwale immer dann in die Nordsee verirren und stranden, wenn alle paar Jahre die Sonnenflecken auf der Sonnenoberfläche besonders hohe Aktivitäten aufzeigten. Dies hat Auswirkungen auf das Magnetfeld der Erde. Gerade für Pottwale fatal, denn sie nutzen Geomagnetismus als eine Art natürliches GPS.
  • Wenn kleinere Delfine stranden, dann kann dies entweder bei ihrer Flucht vor Orcas und anderen Fressfeinden in flachere Gewässer passiert sein. Oder aber sie haben sich bei der Jagd auf Fischschwärme zu sehr in untiefe Stellen vorgewagt und sitzen dann fest.
Warum Wale stranden: Gestrandeter Schnabelwal, Neuseeland © Avenue
Gestrandeter Schnabelwal, Neuseeland © Avenue

Warum Wale stranden: Der Mensch verschärft die Situation

Doch nicht immer hat eine Strandung natürliche Ursachen: Lärm, Giftstoffe und Militäreinsätze können gravierende Folgen für Meeressäuger haben, sie schwächen oder gar töten:

  • Im Magen eines Schnabelwals, der vor Norwegens Küste strandete, fanden Wissenschaftler 30 Plastiktüten und weiterer Kunststoffmüll. Das Tier war schlicht mit vollem Magen verhungert.
  • Gerade Delfine und Kleinwale sind Top-Räuber der Meere. Im Verlauf einer langen Nahrungskette sammeln sich gerade in ihnen hohe Schadstoffmengen (zum Beispiel Quecksilber, PCB, DDT) an, die ihre Fruchtbarkeit senken und ihr Immunsystem schwächen.
  • Unterwasserlärm macht Walen und Delfinen zunehmend zu schaffen. Dies kann einerseits der zunehmende Schiffsverkehr sein. Aber auch Militärmanöver mit Sonar stören die Echolokation der Tiere erheblich. 2016 befand ein US-Gericht, dass die Sonar-Einsätze der Navy mit ihren bis zu 235 Dezibel die Sinnesorgane der Wale schwer schädigen und sogar zerstören können. Zum Vergleich: Ein Presslufthammer erzeugt 120 Dezibel.

Welche Arten? Wie kann man helfen?

Gestrandeter Pottwal
Gestrandeter Pottwal

Besonders häufig stranden Pottwale (siehe oben), Schnabelwale, Hochsee-Delfine und vor allem Grindwale. Grindwale haben ein ausgesprochen inniges Sozialleben, das ihnen bei Strandungen (und auch bei den Treibjagden auf den Färöer-Inseln) zum Verhängnis wird: Sitzt das Leittier fest, bleibt der Rest der oftmals aus dutzenden Tieren bestehenden Gruppe bei ihm, auch wenn es ihr sicheres Verderben bedeutet.

Aus Westaustralien, England (bis zu 600 Tiere), Neuseeland (mit jährlich bis zu 300 gestrandeten Walen), Cape Cod (USA) oder Patagonien (Chile) werden die meisten Massenstrandungen verzeichnet. Um gestrandeten Walen und Delfinen zu helfen, sind in einigen Ländern sogar eigene Hotlines eingerichtet. Diese sollen in schnellstmöglicher Zeit Hilfsteams aktivieren, um die gestrandeten Tiere zu kühlen, feuchtzuhalten und möglichst zurück ins Meer zu bugsieren. Solche Sofortmaßnahmen sind wichtig und richtig – und doch nur ein Tropfen auf den heißen Stein, solange die Menschen es nicht schaffen, zumindest die unnatürlichen Strandungsursachen zu beseitigen.

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