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Sobald der graue Winter hinter uns liegt, erwachen nicht nur unsere Frühlingsgefühle, sondern auch die heimische Flora und Fauna. In den Gärten blühen die Schneeglöckchen, der erste Bärlauch sprießt und morgens wachen wir mit zaghaftem Vogelgezwitscher auf. Gartenbesitzern juckt es da schon ganz schön in den Fingern, die Beete warten nur darauf, endlich wieder bestellt zu werden. Tipps für den heimischen Wildtierschutz:
Wir können buchstäblich vor der eigenen Tür praktischen Arten- und Wildtierschutz betreiben. Zwar nicht für Elefanten oder Schimpansen. Unsere heimischen Wildtiere und Insekten sind jedoch ebenso in Gefahr und es ist ganz einfach, den eigenen Garten – und selbst den kleinsten Balkon oder die Fensterbank – als kleines Naturschutzreservat einzurichten. Positiver Nebeneffekt: Ein naturnaher Garten macht definitiv weniger Arbeit.
Heimische Artenvielfalt in Not
- Bienen und Hummeln sind derzeit unsere größten Sorgenkinder. Viele Wildbienenarten sind bereits ausgestorben – undenkbar, in einer Welt ohne Bienen zu leben. Dies würde in einer Katastrophe für Mensch und Natur enden. Jeder noch so kleine Garten sollte deshalb in ein Schutzreservat für Bienen umgewandelt werden.
- Sie heißen Grünwidderchen, Bergweißling, Kleegelbling oder Bläuling: Schmetterlinge machen unsere Natur bunt. Dabei stehen mehr als sechzig Prozent der Falter auf der Roten Liste. Lebensraumzerstörung und Gifteinsatz machen ihnen den Garaus, zudem finden sie in vielen Gärten keine Nahrung mehr.
- Vogelschützer schlagen Alarm: Drei Viertel der deutschen Brutvögel gelten als gefährdet, einschließlich Vorwarnliste sind es sogar 87 Prozent. Für immer verloren sind bereits der Waldrapp und der Steinsperling, stark gefährdet das Braunkehlchen und der Grauspecht. Und dies sind nur Beispiele aus einer langen Liste.
- Wenn es nachts in einer Ecke schnauft und raschelt, hat man stachelige Mitbewohner. Igel gehören zu den ältesten wildlebenden Säugetieren. In manchen Gegenden Deutschlands gelten sie bereits als gefährdet. Die nachtaktiven Stacheltiere wohnen in den „wilden Ecken“ unserer Gärten.
- Auch heimische Reptilien brauchen einen naturnahen Garten. Bis auf die Waldeidechse und die Blindschleiche stehen alle Echsen auf der Roten Liste der gefährdeten Tiere. Bereits jetzt im Frühling kann man sie bei einem ersten Sonnenbad auf warmen Steinen entdecken.
Die richtige Pflanzenauswahl für den Wildtierschutz
Englischer Rasen und exotische Zierpflanzen? Lieber nicht! Bienen, Hummeln, Schmetterlinge und viele andere Insekten brauchen blühende (Wild-)Kräuter als Nahrungsquelle. Insekten sind wiederum ein gefundenes Fressen für Fledermäuse und Vögel. Für den faulen Gärtner eine sinnvolle Ausrede, den Rasen nicht zu mähen. Wer nicht die ganze Grünfläche als üppige Wiese möchte, sollte ein paar wilde Streifen stehen lassen. Mit einer Wildblumenmischung wird’s sogar noch bunter, jetzt im Frühling ist beste Aussaatzeit. Im Blumentopf oder Kasten passt ein Wildblumenmix sogar auf den kleinsten Balkon.
Winterharte Stauden können jetzt im Frühjahr gepflanzt werden – achten Sie bei der Auswahl darauf, dass sie Nahrungspflanzen kaufen. Faustregel: Die Blüten dürfen nicht gefüllt sein, damit die zarten Rüssel der Insekten und Schmetterlinge leichten Zugang zum Nektar haben.
- Wahre Bienenweiden sind zum Beispiel Frauenmantel, Fette Henne, Vergissmeinnicht, Storchschnabel und Katzenminze.
- Kapuzinerkresse, Borretsch und Ringelblume sind kinderleicht auszusähen, blühen über viele Wochen und sind eine leckere Salatbeigabe.
- Blühende Küchenkräuter wie Schnittlauch, Lavendel, Pfefferminze, Oregano oder Salbei sind Bienenmagnete und sollten in keinem Garten oder Balkonkasten fehlen.
Auch bei Sträuchern können wir einiges richtig machen: Heimische Gehölze wie Vogelkirsche, Holunder, Weißdorn, Wacholder, Pfaffenhütchen oder Brombeere sind reich gedeckte Tafeln für viele Tiere: Während der Blüte für Bienen und Hummeln, die Früchte locken dutzende Vogelarten in den Garten. Dagegen bieten die in deutschen Gärten so beliebten Forsythien oder Rhododendren kaum Nahrung. Sommerflieder – auch Schmetterlingsstrauch genannt – ist für erwachsene Falter zwar eine sehr begehrte Nektarquelle, als Raupenfutterpflanze aber völlig wertlos.
Tipps und Tricks für die Gartengestaltung
Schaffen Sie Lebensräume für Wildtiere – und freuen Sie sich schon bald über zahlreiche Mitbewohner. Hecken aus Wildrosen oder Schlehen, Steinmauern oder -gärten, Kompost- und Totholzhaufen sind wahre Traumplätze für Eidechsen, Blindschleichen, Igel und Vögel. In größeren Gärten bieten verwilderte Ecken mit Brennnesseln und anderen „Unkräutern“ Rückzugsorte und Nahrungsquelle für Schmetterlinge und Raupen.
Besonders fleißige Gärtner legen jetzt einen Gartenteich an. Wasserflächen sind ein Anziehungspunkt für zahlreiche Insektenarten, Frösche und Molche. Schillernde Libellen und bunte Wasserkäfer lieben blühende Teichpflanzen und werden schon bald durch die Luft surren und brummen. Beachten muss man jedoch, dass der neue Teich genügend Schatten hat – sonst droht ihm die Überhitzung und der Wildtierschutz ist dahin.
Übrigens: Zum Wildtierschutz ist ein Rückschnitt von Sträuchern zwischen März und September laut Bundesnaturschutzgesetz nicht erlaubt!
Kleine Helferlein für den Wildtierschutz
- Vogeltränken und Wasserschalen für Igel, vor allem bei Sommerhitze. Die Vogeltränken möglichst auf einer freie Fläche oder an erhöhten Stellen platzieren, damit sich Katzen nicht unbemerkt anschleichen können!
- Nistkästen in katzensicherer Höhe, zum Beispiel in Bäumen. Die Öffnung sollte dabei möglichst nach Osten zeigen, um die Küken vor Regen und praller Sonne zu schützen.
- Insektenhotels als Nisthilfe und Unterschlupf für Hummeln und Wildbienen. Doch Vorsicht, hier gibt es große Qualitätsunterschiede. Am besten selber bauen oder bei einer Naturschutzorganisation wie dem NABU kaufen. Wichtig: Die Kanten der Einschlupflöcher müssen schön glatt sein, weil sich die Insekten sonst ihre feinen Flügel verletzen.
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Finger weg von:
- Unkraut- und Insektenvernichtungsmitteln: Ein absolutes Nogo im Hobbygarten!
- Schneckenkorn: Der sichere Tod für Igel. Schnecken lieber an einem regnerischen Morgen oder abends absammeln. Oder raues Material wie Sägemehl und Kalk um Nutzpflanzen streuen – das mögen Schnecken gar nicht.
- Chemischen Düngern – besser: Komposterde und Kaffeesatz
- Gartenerde mit Torf: Die Gewinnung von Torf trägt zur Zerstörung der Moore bei, viele seltene Pflanzen und Kleintiere verlieren in der Folge ihren Lebensraum.
- Laubsaugern: Diese machen auch nicht Halt vor Jungtieren und Insekten. Zudem sind sie unnötige Energiefresser und Lärmmacher.
- Regentonnen ohne Deckel sind Todesfallen für Wild- und Haustiere.
- Mit großer Vorsicht einzusetzen sind Mähroboter: Sie sind eine große Gefahr für Kleintiere. Keinesfalls frühmorgens, in der Dämmerung oder nachts laufen lassen, wenn nachtaktive Tiere wie Igel unterwegs sind.
Lassen Sie einfach ein wenig Unordnung in Ihren Garten einziehen! Ein kurzer englischer Rasen, Kieselsteine, exakt geschnittene Büsche und ein Stahlzaun bieten kaum Lebensraum für Wildtiere. Ist ein verwunschener Garten mit wilden Ecken, knorrigen Bäumen, blühenden Beeten und bunten Wiesen nicht sowieso viel schöner?