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Was für eine Odyssee haben diese 20 Affen hinter sich: Ein Zufallsfund an der Grenze zwischen Sambia und Simbabwe! Die Jungtiere sollten offenbar weiter nach Südafrika und von dort nach Übersee verschifft werden. Fast fünf Monate nach ihrer Beschlagnahme – und nach zähen Verhandlungen – sind sie nun in ihr 700 km entferntes Heimatland Kongo zurückgekehrt. Die von uns unterstützte Auffangstation J.A.C.K. versorgt die kleinen Affenwaisen und kann sie hoffentlich bald wieder auswildern.
Im September 2020 fielen Wildhütern bei einer Routine-Kontrolle an der Grenze zwischen Sambia und Simbabwe vier verdächtige Männer auf, die Exportpapiere für Schimpansen mit sich führten. Doch in ihrem Truck befand sich kein einziger Schimpanse, stattdessen 25 kleinere Äffchen. Mangels gültiger Artenschutzdokumente wurden die Primaten beschlagnahmt. Offenbar sollten die Tiere, allesamt Jungtiere, durch Simbabwe nach Südafrika weitertransportiert werden. Das vermutete Ziel: Zoos, Vergnügungsparks oder Privatsammlungen in China. Die Schmuggler versuchten sogar noch, die Wildhüter zu bestechen. Zum Glück ohne Erfolg: Sie wurden verhaftet und zu sechs Monaten Gefängnis verurteilt! Der Vorfall sorgte für internationale Schlagzeilen, denn er gilt als einer der größten, wenn nicht gar der größte Schmuggelfall für Affen, der in Afrika bisher aufgedeckt wurde.
Die jungen Affenwaisen sind ein lukratives Zusatzgeschäft
Die kleinen Affen wurden zunächst identifiziert und bis zu ihrem Rücktransport in die Heimat von der Chirundi-Anti-Wilderei-Einheit versorgt. Es handelt sich um zwei Mangaben- und drei Meerkatzen-Arten (siehe Tabelle). Die Goldbauchmangabe ist endemisch für die Demokratische Republik Kongo, d.h. sie kommt ausschließlich dort vor. So war schnell klar, woher die Tiere ursprünglich stammen. Das junge Alter der Äffchen legt nahe, dass ihre Familien für den „Buschfleischmarkt“ gewildert wurden. Der Verkauf des niedlichen Nachwuchses als Haustier oder an Zoos in Übersee ist für die Wilderer ein lukratives Zusatzgeschäft. Fünf der beschlagnahmten Jungtiere erholten sich nicht von dieser brutalen Vorgeschichte aus Wilderei & Tierschmuggel. Sie starben während des monatelangen Aufenthalts in Simbabwe.
Anzahl | Wissenschaftlicher Name | Deutscher Name | Gefährdung laut IUCN Roter Liste |
11 | Cercocebus chrysogaster | Goldbauchmangabe | Stark gefährdet, endemisch, Bestand rückläufig |
2 | Cercocebus agilis | Olivmangabe | Potentiell gefährdet, Bestand rückläufig |
4 | Cercopithecus nictitans | Große Weißnasenmeerkatze | Nicht gefährdet, Bestand rückläufig |
2 | Cercopithecus lhoesti | Östliche Vollbartmeerkatze | Gefährdet, Bestand rückläufig |
1 | Cercopithecus mitis | Diademmeerkatze | Nicht gefährdet, Bestand rückläufig |
Auffangstation J.A.C.K. holt Primaten zurück in den Kongo
Die Notaufnahme und Versorgung der überlebenden 20 Primaten, noch dazu fünf verschiedene Arten, ist für die eigentlich auf Schimpansen spezialisierte Station J.A.C.K. an sich schon Herausforderung genug. Zudem sind Bauvorhaben wie große Innen- und Außengehege in Zeiten von Corona mit allen Hygieneregeln und explodierten Material- und Transportkosten eine extreme Belastung. J.A.C.K. zögerte dennoch keine Sekunde, die Tiere zu retten und zurück in den Kongo zu holen, und bat uns um Hilfe. Wir überwiesen noch im Dezember 8.000 Euro Soforthilfe, damit die neuen Gehege schnellstmöglich errichtet werden konnten.
Endlich, nach allen Vorbereitungen und schwierigen diplomatischen Verhandlungen zwischen Sambia, Simbabwe und dem Kongo, konnten die Affenkinder am 1. Februar abgeholt werden. Wegen der heftigen Regenfälle, Verhandlungen an Grenzen und teils schwierigen Straßenverhältnissen dauerte der Transport 39 Stunden. Aber alle 20 Tiere sind wohlbehalten in der Station J.A.C.K. nahe der kongolesischen Stadt Lubumbashi angekommen.
Happy End: Die kleinen Affen sind in Sicherheit
Gleich nach der Ankunft stellte Stationsleiter Franck fest, dass eine der Vollbartmeerkatzen eine nässende Wunde am Bein hat, die sofort versorgt wurde. Die Kleine bekommt jetzt ein paar Tage Medikamente und kann dann wieder zu ihren Artgenossen. Alle Äffchen dürfen jetzt erst einmal zur Ruhe kommen, kriegen einen veterinärmedizinischen Check und können bereits die riesigen Freianlagen inspizieren, in denen sie die nächste Zeit verbringen. Ein Happy End haben sie nach den monatelangen Strapazen mehr als verdient.
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Eine Wiederauswilderung in geeignete Waldgebiete wird erst in einigen Jahren möglich sein, wenn sie ausgewachsen sind und alles können, was sie für ein eigenständiges Überleben in der Wildnis brauchen. Bis dahin braucht J.A.C.K. dringend Spenden, um die neuen Schützlinge optimal versorgen zu können.
Autorin: Dr. Sandra Altherr
Veröffentlicht am: 8. Februar 2021