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Es ist ein Kampf um Leben und Tod: Die Delfine im Meer vor der japanischen Stadt Taiji schwimmen um ihr Leben. Mit Hilfe von Booten haben die Fänger sie in die Bucht vor der Stadt getrieben. Nun wird aussortiert. Die älteren Tiere sterben einen qualvollen Tod und landen auf den Tellern der Menschen, die noch immer Delfin essen. Die jungen, hübschen dürfen weiterleben; doch sie werden ihre Zukunft in Gefangenschaft fristen. Das Geschäft mit den lebenden Meeressäugern scheint so einträglich, dass sich nun sogar eine weitere Ortschaft anschließt. Ito war vor 15 Jahren aus dem blutigen Delfinschlachten ausgestiegen, weil die internationale Kritik so groß war. Nun verlegt sich der Ort auf ein weniger umstrittenes Geschäft: Delfinfang für Delfinarien.
Einträgliches Geschäft mit Wildfängen
Dass die Stadt Ito wieder ins Geschäft mit wild gefangenen Delfinen einsteigt, ist ein schlechtes Zeichen. Vor 20 Jahren machte Pro Wildlife die Bilder des blutroten Meeres vor Japans Städten Taiji und Ito in Deutschland publik. Ein Sturm der Entrüstung folge, die Menschen waren zu Recht empört. Ito stieg daraufhin aus der Jagd aus, nur in Taiji wurde weiter gefangen. Die Anzahl der getöteten Tiere sinkt seitdem stetig, doch mit der Zeit etablierte sich ein weiterer Geschäftszweig. Junge Delfine wurden von ihren Müttern getrennt und gefangen genommen.
57 Tiere sollen es in dieser Saison in Ito werden. Die Delfine werden aus ihren Familien gerissen und häufig über tausende Kilometer transportiert. Viele Tiere sterben bereits beim Transport oder innerhalb der ersten Tage in Gefangenschaft an einem Schock oder an den bei der Jagd erlittenen Verletzungen. Diejenigen, die überleben, landen in Betonbecken in Japan, China, Russland oder in den arabischen Emiraten. Dort müssen sie dann ihr restliches Leben lang Kunststückchen für die Besucher aufführen.
Gefährdung für den Artenschutz
In Taiji sind es noch mehr Tiere. In der Saison September 2018 bis Februar 2019 fingen die Fischer dort 241 lebende Delfine ein, am häufigsten Große Tümmler (164), aber auch Risso’s Delfine (26), Rauzahndelfine (18), Weißstreifendelfine (7) sowie je fünf Blau-weiße Delfine und Breitschnabeldelfine. Getötet werden dürfen alleine in Taiji mehr als 2.000 Tiere pro Saison.
Für den Artenschutz werden die Jagden in Japan zunehmend zum Problem, denn der Fang und das Töten der Delfine üben starken Druck auf die Populationen aus. Die Auswirkungen der Jagden auf die Überlebensfähigkeit der hochsozialen Meeressäuger sind bisher kaum untersucht, Experten äußern jedoch seit Jahren Bedenken im Hinblick auf die hohen Fangzahlen.
Kauft kein Ticket für Delfinarien
Seit dem Jahr 2000 sind in Japan weit mehr als 2.000 Delfine lebend eingefangen worden. Nach internationalen Protesten verboten sowohl der Weltzooverband WAZA als auch wenig später der japanische Zoodachverband JAZA bereits 2015 ihren Mitgliedern den Kauf von Delfinen aus Taijis Treibjagden. Doch es finden sich noch immer genug Abnehmer: Einige Delfinarien in Japan sind aus ihrem Dachverband ausgetreten und die Delfine verkaufen sich noch immer blendend ins Ausland: Die Hauptabnehmer sind mit großem Abstand Delfinarien in China; weitere Kunden sitzen zum Beispiel in Thailand, den Philippinen, dem Iran oder der Türkei.
Das Geschäft mit lebenden Delfinen ist schließlich lukrativ. Japans Fänger verdienen pro Tier durchschnittlich knapp 57.000 Euro. Da wollen künftig auch die Fischer des Küstenstädtchens Ito kräftig mitverdienen… Verantwortlich für dieses brutale Business sind alle, die ein Ticket für Delfinarien in diesen Ländern kaufen.
Autorin: Sandra Henoch
Veröffentlicht am: 2. Oktober 2019