Politischer Artenschutz

Ohne internationale Konventionsarbeit geht es nicht

Politischer Artenschutz

Globalisierung ist in diesen Tagen ein häufig benutzter Begriff und man mag dazu stehen wie man will. Klar ist jedoch: Politischer Artenschutz kommt nicht daran vorbei. Es ist unerlässlich, global zu denken und sowohl global als auch regional zu handeln, sonst wird die Artenvielfalt noch schneller abnehmen als bisher.

Eines der wichtigsten internationalen Instrumente hierfür ist die Bonner Konvention für wandernde Tierarten, kurz CMS. Pro Wildlife sitzt als einer der wenigen deutschen Verbände bei den Verhandlungen mit am Tisch. Bei der CMS geht es ausschließlich um Arten, die regelmäßig nationale Grenzen bei ihren Wanderungen überqueren oder aus internationalen Gewässern in nationale ziehen. Beim letzten der alle drei Jahre stattfindenden Treffen, im Oktober in Manila, wurden beispielsweise Schimpansen, Wildesel, Geier, Walhaie und Engelshaie unter absoluten internationalen Schutz gestellt. Bei zahlreichen anderen Arten soll die internationale Zusammenarbeit deutlich verbessert werden, um ihren Rückgang zu stoppen.

Um die zahlreichen Beschlüsse aus Manila umzusetzen, haben sich in der vergangenen Woche das Wissenschaftskomitee, das heißt ausgewählte Top-Wissenschaftler aus der ganzen Welt zusammen mit Vertretern der Vollzugsbehörden und der Artenschutzverbände, getroffen. Als einziger Deutscher habe ich dabei Pro Wildlife und den IFAW vertreten.

Wir haben gemeinsam Aktionspläne für einzelne Arten besprochen, um die aktuelle Situation festzustellen. Leider mussten wir auch feststellen, dass es zu wenige konkrete Aktionspläne gibt, hier besteht Handlungsbedarf.

Ein wichtiges Thema ist der Meereslärm, der viele Tiere beeinträchtigt, verursacht durch geologische Untersuchungen nach Bodenschätzen oder durch den zunehmenden Schiffsverkehr. Viele aktuelle Untersuchungen zeigen, dass nicht nur Delfine und Wale geschädigt werden, sondern zum Beispiel auch Haie und andere Fische. Das geht bis hin zu organischen Schäden, die die Tiere erleiden. Hier wird beispielsweise zusammen mit anderen Organisationen an besseren Schiffsantrieben gearbeitet und an der Schaffung von Schutzzonen. Immer wieder wurde betont, wie wichtig die Zusammenarbeit der verschiedenen großen Konventionen und zwischenstaatlichen Organisationen ist.

Politischer Artenschutz: Der Schiffsverkehr schädigt Meeresbewohner
Der Schiffsverkehr schädigt Meeresbewohner

Hier bei CMS gibt es eine sehr gute und intensive Zusammenarbeit zwischen Regierungen und Non-Profit-Organisationen wie Pro Wildlife, nur so werden Fortschritte erzielt. Wichtig ist hier auch das intensive Networking, so dass man sich kennen lernt und einander vertraut. In anderen Konventionen ist das längst nicht so selbstverständlich, denn für manche Beamte sind wir einfach manchmal zu unbequem.

Etwas weniger erfreulich war eine Diskussion, die in erster Linie von dem englischen und der australischen Delegierten ausging. Sie hatten das Gefühl, dass die Umweltverbände eine zu große Rolle spielen, was aber nicht durch die Teilnahme zu vieler Umweltschützer begründet ist, sondern eher dadurch, dass die Mitgliedsländer beschlossen haben, weniger Wissenschaftler zum Wissenschaftskomitee zu schicken, um Geld zu sparen. Umso wichtiger ist es meiner Meinung nach, hier intensiv mitzuarbeiten, denn die Arbeit zum Schutz bedrohter Arten muss getan werden, wenn wir wollen, dass unsere Kinder die Chance haben, weiterhin die Vielfalt der Natur bewundern zu können. Von vielen der Kommissionsmitglieder wurde dann auch wiederholt versichert, wie wichtig sie unsere Mitarbeit und Zusammenarbeit finden.

Wenn ich manche zähen Diskussionen mitbekomme, denke ich oft: wie furchtbar. Genauso geht es mir, wenn ich über die langwierigen Prozesse nachdenke, bis tatsächlich eine messbare Verbesserung für die Tiere zu erkennen ist. Es ist manchmal frustrierend und man will aufgeben. Aber diese Arbeit ist notwendig, um wirklich weltweit Fortschritte zu erzielen, so wie es uns gelang, in Manila die Walhaie oder Schimpansen unter weltweiten Schutz zu stellen. Dementsprechend arbeiten wir jetzt auf hoffentlich vergleichbare Erfolge der nächsten globalen Vollversammlung der CMS in zwei Jahren in Indien hin.

Autor: Dr. Ralf Sonntag
Veröffentlicht am: 12. Juni 2018

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