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Halter*innen und Halterverbände argumentieren häufig, dass die private Haltung und Zucht einen wichtigen Beitrag zum Artenschutz leisten. Vor allem bei gefährdeten oder seltenen Arten sollen die Tiere als „Reservepopulation“ in Gefangenschaft dienen. Doch Handel und Privathaltung sind nicht die Lösung, sondern verursachen ein massives Tier- und Artenschutzproblem. Zudem tragen private Halter*innen keinen relevanten Beitrag zum Arterhalt bei.
Nachschub aus der Natur
Viele der Tiere, die in Deutschland als exotische Haustiere gehandelt und gehalten werden, stammen noch immer aus der freien Natur. Denn exotische Haustiere liegen im Trend und die Natur dient als Selbstbedienungsladen. Der Handel ist bisher kaum reguliert und gefährdet so den Wildbestand vieler verschiedener Arten.
Die Tiere werden mithilfe tierschutzwidriger Methoden eingefangen, unter oft katastrophalen Bedingungen zwischengelagert, in die ganze Welt exportiert, über Online-Plattformen oder Tierbörsen zum Verkauf angeboten und landen schlussendlich in einem Käfig oder einem Glaskasten in deutschen Wohnzimmern. Dass ausgerechnet diese wild gefangenen Tiere zum Schutz ihrer Art beitragen sollen, in dem sie für die Privathaltung eingefangen werden, ist gerade zu zynisch.
Denn beim kommerziellen Handel mit Tieren steht vor allem eins im Vordergrund: Geld. Die Bedürfnisse der Tiere spielen in der Regel keine Rolle, auch Informationen über die Herkunft und Vorgeschichte der Tiere fehlen meist. Online-Recherchen zeigen, dass bei rund 62 Prozent der online angebotenen Tiere nicht nachvollziehbar ist, ob es sich um Wildfänge oder Nachzuchten handelt. Besonders bei seltenen und gefährdeten Arten befinden sich häufig Wildfänge im Handel. Meist gibt es nur wenig biologisches Fachwissen über die Tiere und sie können gar nicht oder nur schwer gezüchtet werden.
Probleme bei der Zucht
Doch nicht nur die oft unbekannte Herkunft der Tiere ist problematisch, auch die Zucht selbst geht mit einer Vielzahl von Problemen einher. Neben diversen Tierschutzproblemen, die bei der Zucht auftreten können, kommt erschwerend hinzu, dass der Großteil der Zucht in Privathand völlig unkoordiniert verläuft. Sofern es überhaupt möglich ist, die Tiere in Gefangenschaft zu züchten, unterliegt die Zucht keinerlei wissenschaftlichen Vorgaben.
Inzucht oder Kreuzungen unterschiedlicher Unterarten oder lokaler Populationen sind daher keine Seltenheit und können vor allem bei seltenen und wissenschaftlich kaum erforschten Tieren vorkommen. Für den Arterhalt sind solche Tiere bedeutungslos; eine spätere Wiederauswilderung ist weder sinnvoll noch ökologisch vertretbar.
Viele Privathalter*innen fokussieren sich außerdem nicht darauf, die Wildform zu erhalten; stattdessen werden für die Privathaltung häufig spezielle Farb- oder Formvarianten gezüchtet, die teilweise sogar Merkmale von Qualzuchten aufweisen.
Gibt es Ausnahmen?
Nur unter strikten Vorgaben und angebunden an wissenschaftliche Einrichtungen können Halter*innen mit ausgewiesener Fachexpertise durch die Zucht seltener Arten einen punktuellen Beitrag zum Artenschutz leisten. Für solche wissenschaftliche begleitete Projekte, die eine Auswilderung zum Ziel haben, wären Ausnahmeregelungen im Rahmen künftiger Regelungen des Heimtierhandels (z.B. Positivliste) denkbar.
Hierbei müsste jedoch darauf geachtet werden, dass die Halter*innen ihre spezielle Fachexpertise nachweisen, alle Tiere aus nachweislich legalen Quellen stammen, die Zucht wissenschaftlichen Vorgaben unterliegen, regelmäßig Kontrollen durchgeführt werden, die Tiere Eigentum der wissenschaftlichen Einrichtung sind und weder sie noch ihre Nachkommen kommerziell gehandelt werden dürfen.
Das tut Pro Wildlife
Pro Wildlife setzt sich für ein umfassendes Wildtierimportverbot und eine Positivliste für Heimtiere ein. Wir dokumentieren Ausmaß und Folgen des Handels mit exotischen Heimtieren, stehen im direkten Austausch mit Politiker*innen und Vertreter*innen von Halterverbänden, betreiben Aufklärungsarbeit und verhandeln bei internationalen Konferenzen mit, um Handelsverbote bzw. -beschränkungen für bedrohte Tierarten zu erreichen.
Autorin: Katharina Lameter
Veröffentlicht am: 06.10.2022