München, 7. August 2018. Ein heute international veröffentlichter Bericht zeigt, dass jährlich mehr als 100.000 Delfine und Kleinwale weltweit in Jagden getötet werden. Viele von ihnen enden als Köder in der Fischerei. Die Jagden sind in vielen Ländern unreguliert, in anderen gar illegal. Wo die Jagd verboten ist, fehlen ausreichende Kontrollen und ein Durchgreifen der Behörden. Die Folgen der Jagd auf die Delfinbestände sind meist nicht bekannt und schwer abzuschätzen.
Der Bericht “Small Cetaceans, Big Problems” von Pro Wildlife, Whale and Dolphin Conservation (WDC) und Animal Welfare Institute identifiziert die größten Delfinjagd-Nationen und die Grausamkeit der verschiedenen Jagdmethoden. Während in vielen Regionen immer weniger Delfine für die Ernährung der Menschen gejagt werden, ist das Töten der Meeressäuger als Köder für die Fischerei von Haien, Thunfischen und Welsen seit einigen Jahren auf dem Vormarsch.
Die Autorinnen haben mehr als 300 Feldstudien, lokale Zeitungs- und Augenzeugenberichte ausgewertet – mit beunruhigenden Ergebnissen: „Die meisten Menschen denken an Japan und die Färöer-Inseln, wenn es um Delfinjagd geht. Aber Japan belegt gerade mal Platz zehn der schlimmsten Delfinjäger, die Färöer-Inseln sind nicht einmal unter den Top Ten“, sagt Sandra Altherr, Meeresexpertin bei Pro Wildlife. „Für Kleinwale und Delfine gehören inzwischen Peru, Nigeria und Madagaskar zu den gefährlichsten Plätzen der Erde.“
Seit dem Jahr 2000 fiel die Zahl der in Japan getöteten Kleinwale und Delfine von 18.300 auf nunmehr 2.300 Tiere. Andererseits töten peruanische Fischer inzwischen bis zu 15.000 Delfine jährlich, um sie als Köder für die Langleinenfischerei auf Haie zu verwenden.
“Delfinjagden sind ein unglaublich grausames Geschäft: Die Tiere werden mit rudimentären Waffen wie Messer, Macheten, Netzen, Speeren und Handharpunen getötet, teils auch mit Dynamit. Der Tod ist langsam und qualvoll, „sagt Nicola Hodgins, die bei der WDC für Kleinwale und Delfine zuständig ist. „Für die Menschen sind Delfine nicht als sichere und nachhaltige Nahrungsquelle geeignet. Zum einen weist ihr Fleisch starke Schadstoffbelastungen auf, zum anderen werden die Bestände vielerorts immer kleiner und die Tiere haben eine geringe Vermehrungsrate. Die fortwährende starke Ausbeutung muss gestoppt werden, ansonsten erleben wir die lokale Ausrottung vieler Delfin- und Kleinwal-Populationen.“
Die drei Verbände werden die Ergebnisse ihres Berichtes auf der kommenden Tagung der Internationalen Walfangkommission (IWC, 10.4 bis 14. September 2018) in Brasilien vorstellen. Sie fordern die IWC und andere Artenschutzkonventionen auf, den Schutzstatus für kleine Meeressäuger zu verschärfen. Zudem müssen Länder, in denen Delfinjagden stattfinden, ihre nationale Gesetzgebung und den Vollzug verbessern.