137 Organisationen aus aller Welt fordern ein Importverbot für Jagdtrophäen

Brüssel, 6. Juli 2022. In einem gemeinsamen Positionspapier sprechen sich 137 Natur- und Tierschutzorganisationen aus der ganzen Welt, darunter 45 NGOs aus afrikanischen Ländern, gegen die Trophäenjagd aus und fordern von der Politik, die Einfuhr von Jagdtrophäen zu verbieten.  

Dr. Mona Schweizer von Pro Wildlife sagt: „Die Trophäenjagd gehört zu den schlimmsten Formen der Ausbeutung von Wildtieren und ist weder ethisch vertretbar noch nachhaltig. Angesichts des vom Menschen verursachten globalen Massenaussterbens ist es inakzeptabel, dass die Ausbeutung von Wildtieren nur für den Erwerb einer Jagdtrophäe immer noch erlaubt ist und dass Trophäen weiterhin legal importiert werden können. Es ist höchste Zeit, dass Regierungen diese schädliche Praxis beenden.“

Zwischen 2014 und 2018 wurden weltweit fast 125.000 Trophäen von CITES-geschützten Arten eingeführt, wobei die USA und die EU die größten Importeure sind.

Die Trophäenjagd kann sich nachteilig auf das Überleben von Arten auswirken und Schutzmaßnahmen untergraben. Trophäenjäger*innen haben es oft auf seltene und gefährdete Arten oder auf Tiere mit beeindruckenden körperlichen Merkmalen abgesehen und schießen Individuen, die für die Fortpflanzung und die Stabilisierung sozialer Gefüge wichtig sind. Indem sie auf solche Tiere zielen, tragen Trophäenjäger*innen direkt und indirekt zum Rückgang der Populationen, zur Störung der Sozialstruktur und zur Verringerung der Widerstandsfähigkeit bei. Zusätzlich steigert die Jagdindustrie die Nachfrage nach Körperteilen und Produkten gefährdeter Arten, indem sie durch Prämiensysteme und andere Aktionen Anreize für deren Tötung setzt.

Darüber hinaus ist der Abschuss von Tieren geschützter und gefährdeter Arten oft ein Privileg ausländischer Jäger*innen, während der Zugang zu Wildtieren und Land für Einheimische oft beschränkt wird. Die Entmündigung lokaler Gemeinschaften in Verbindung mit den sozial destabilisierenden Auswirkungen der Trophäenjagd kann Konflikte zwischen Menschen und Tieren eher verstärken als sie abzumildern. Diese Situationen werden zusätzlich verschärft, weil die Trophäenjagdindustrie den lokalen Gemeinschaften keinen nennenswerten wirtschaftlichen Nutzen bringt – ganz im Gegensatz zu dem, was die Befürworter der Trophäenjagd behaupten. Da die meisten Jagden auf Privatland stattfinden und der Jagdsektor von Korruption geplagt ist, landen die Einnahmen aus der Trophäenjagd in der Regel in den Taschen der Jagdveranstalter*innen, privaten Farmbesitzer*innen und lokalen Eliten.  

Dr. Mark Jones, Leiter der Abteilung Politik bei der Born Free Foundation, kommentiert: „Die Trophäenjagd verursacht unermessliches Tierleid, während sie wenig oder gar nichts für die Erhaltung der Wildtiere oder die lokalen Gemeinschaften bewirkt. Tatsächlich entnehmen Trophäenjäger*innen in vielen Fällen wichtige Einzeltiere aus instabilen Populationen und schädigen damit deren soziale und genetische Integrität. Es ist an der Zeit, der Trophäenjagd ein dauerhaftes Ende zu setzen und gleichzeitig nach alternativen, effektiveren und humaneren Wegen zu suchen, um den Schutz von Wildtieren und die Entwicklung lokaler Gemeinschaften zu finanzieren.“

Die Trophäenjagd behindert nicht nur die Schutzbemühungen bei minimalen wirtschaftlichen Vorteilen, sondern wirft auch ethische und tierschutzrechtliche Bedenken auf. Das Abschießen von Tieren zum Spaß, nur um eine Trophäe als Statussymbol zu erhalten, ist ethisch nicht zu rechtfertigen, missachtet den intrinsischen Wert der Tiere, indem sie zu einer Ware degradiert werden, und hängt ihnen ein tödliches „Preisschild“ um, das die Summe widerspiegelt, die ausländische Jäger*innen bereit sind, für den Abschuss zu bezahlen. Darüber hinaus verwenden Trophäenjäger*innen häufig Jagdmethoden, die das Leiden der Tiere noch verlängern, wie die Verwendung von Pfeil und Bogen, Vorderladern, Handfeuerwaffen oder Hunden, die die Tiere stundenlang bis zur Erschöpfung jagen.

„Wirtschaftlicher Nutzen – der in der Trophäenjagdindustrie bestenfalls minimal ist – ist keine Entschuldigung dafür, das unmenschliche Töten von Tieren zu Unterhaltungszwecken zuzulassen oder die oft irreversiblen biologischen und ökologischen Schäden zu kompensieren, die geschützten Arten dadurch zugefügt werden, wenn es alternative, lukrativere Einnahmequellen für Entwicklungs- und Erhaltungsmaßnahmen gibt“, sagt Dr. Joanna Swabe, Direktorin für Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit bei Humane Society International/Europe. „Als weltweit größte Importeure von Jagdtrophäen haben die USA und die EU die moralische Verpflichtung, diese schädliche Industrie nicht länger durch die Einfuhr von Jagdtrophäen zu unterstützen und eine Politik zu betreiben, die ethische Formen der Entwicklungshilfe, des Tourismus und der Wirtschaft fördert“, fügt Swabe hinzu.

In vielen Ländern der Welt lehnen die Bürger*innen die Trophäenjagd und die Einfuhr von Jagdtrophäen ab. Umfragen in der EU, der Schweiz und den USA bestätigen, dass zwischen 75 und 96 Prozent der Befragten die Trophäenjagd ablehnen und ein Einfuhrverbot für Trophäen befürworten. In Südafrika, dem größten afrikanischen Exporteur von Jagdtrophäen geschützter Arten, lehnt eine Mehrheit von 64 Prozent die Trophäenjagd ab.

„Da die unethische Praxis der Trophäenjagd dem Artenschutz und der Wirtschaft seit Jahrzehnten schadet, ist ein Politikwechsel längst überfällig. Gemeinsam mit einer vereinten Stimme von 137 Nichtregierungsorganisationen aus der ganzen Welt fordern wir die Regierungen auf, Verantwortung für den Schutz der Arten und der biologischen Vielfalt zu übernehmen und die Einfuhr von Jagdtrophäen zu verbieten“, schließt Reineke Hameleers, CEO der Eurogroup for Animals.      

ENDE

Nachtrag: Seit der Veröffentlichung unterzeichneten mit Black Mamba Anti-Poaching Unit, Transfrontier Africa, Bwindi Conservation for Generations Foundation, BCSPCA, Wild beim Wild, Jane Goodall Institute France, Oceanic Preservation Society, Natur ohne Jagd e. V., PATH – Future for Conservation, World Federation for Animals, Animal Welfare Institute, Elephanatics, Proyecto Carayá, International Elephant Project, CAAWO – Coalition of African Animal Welfare Organisations, ElasmOcean e. V., WPSI – Wildlife Protection Society of India, International Tiger Project, Law of the Wild, Word Parrot Trust, Gesellschaft zur Rettung der Delphine e. V., Komitee gegen den Vogelmord e. V., The Orangutan Project, Olsen Animal Trust, Cetacean Society International, Animals Australia, Menschen für Tierrechte – Bundesverband der Tierversuchsgegner e. V., Shifting Values, DNR – Deutscher Naturschutzring e. V., Maasai Mara Wildlife Conservancies Association, Mara Isinya Conservancy, Conservation Alliance of Kenya, Centre for Natural Resource Governance (CNRG), Utunzi Animal Welfare Organization, Cape Animal Welfare Forum (CAWF), Youth for Animals, Animals United e. V., Animal Alliance of Canada, Gesellschaft für Naturschutz und Auenentwicklung e. V., GNA-Stiftung Mensch und Natur, Tierschutz Austria und LAV 44 weitere Organisationen das gemeinsame Positionspapier. (Stand 25.03.2024)

Presse-Kontakte

Pro Wildlife
Dr. Mona Schweizer

+49 89 90 42 990 42

Born Free Foundation
Dr. Mark Jones, Head of Policy
 
+44 (0)7 947 749 475

Humane Society International/Europe
Eva-Maria Heinen, Communications & PR Manager Italy & Germany
  
+49 (0) 160 94491788

Eurogroup for Animals
Agnese Marcon, Communications Manager

+32 (0) 456 078 038

Pro Wildlife

Pro Wildlife ist eine gemeinnützige Organisation, die sich international für den Schutz von Wildtieren und ihren Lebensräumen einsetzt, mit dem Ziel, die Artenvielfalt zu erhalten und Tiere zu retten. Dabei ist das Überleben der Arten in ihrem Lebensraum, aber auch der Schutz des einzelnen Tieres von zentraler Bedeutung. Pro Wildlife setzt sich für bessere Gesetze und effektive Schutzmaßnahmen für Wildtiere ein. In verschiedenen Ländern unterstützt die Organisation Hilfsprojekte für Tiere in Not, hilft bei der Erhaltung von Lebensräumen und setzt sich für die Koexistenz von Menschen und Wildtieren ein.

Born Free Foundation

Born Free ist eine internationale Wohltätigkeitsorganisation zum Schutz von Wildtieren mit Sitz im Vereinigten Königreich. Wir setzen uns für einen mitfühlenden Naturschutz ein, um das Überleben bedrohter Arten in freier Natur zu sichern und natürliche Lebensräume zu schützen, wobei wir die Bedürfnisse und das Wohlergehen einzelner Tiere respektieren. Als führende Wohltätigkeitsorganisation für Wildtiere wenden wir uns gegen die Ausbeutung von Wildtieren in Gefangenschaft und setzen uns dafür ein, dass sie dort bleiben, wo sie hingehören – in der Wildnis.

Humane Society International/Europe

Humane Society International setzt sich in mehr als 50 Ländern für das Wohlergehen von Tieren ein und arbeitet rund um den Globus für die Förderung der Bindung zwischen Mensch und Tier, die Rettung und den Schutz von Hunden und Katzen, die Verbesserung des Wohlergehens von Nutztieren, den Schutz von Wildtieren, die Förderung der tierversuchsfreien Forschung, die Reaktion auf Naturkatastrophen und die Bekämpfung von Tierquälerei in all ihren Formen.

Eurogroup for Animals

Eurogroup for Animals vertritt über achtzig Tierschutzorganisationen in der EU, dem Vereinigten Königreich, der Schweiz, Serbien, Norwegen und Australien. Seit ihrer Gründung im Jahr 1980 ist es der Organisation gelungen, die EU dazu zu bewegen, höhere gesetzliche Standards für den Tierschutz zu verabschieden. Die Eurogroup of Animals spiegelt über ihre Mitglieder die öffentliche Meinung wider und verfügt sowohl über das wissenschaftliche als auch das technische Fachwissen, um maßgebliche Ratschläge zu Fragen des Tierschutzes zu erteilen. Die Eurogroup for Animals ist Gründungsmitglied der World Federation for Animals, die die Tierschutzbewegung auf globaler Ebene vereint.

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