München, 7. Dezember 2023. Jedes Jahr werden Tausende Tiere von Trophäenjägern getötet, darunter Elefanten, Leoparden, Löwen, Nashörner und Eisbären, aber auch Affen. Allein zwischen 2017 und 2021 wurden weltweit mehr als 5.500 Importe von Primaten-Trophäen registriert [1]. Knapp 800 dieser Trophäen gehen auf das Konto deutscher Jäger*innen. Deutschland hält damit nach den USA den zweiten Platz bei der Einfuhr von Affentrophäen. Außer dem Hartmanns-Bergzebra wird seit Jahren keine geschützte Art häufiger als Trophäe nach Deutschland eingeführt als der Bärenpavian. „Die Tatsache, dass es noch Trophäenjagd auf geschützte und gefährdete Tierarten gibt, ist schockierend. Unglaublich ist auch, dass in Ländern wie Deutschland der Import von Jagdtrophäen noch immer legal ist. Noch verstörender ist, dass es sich dabei auch um verschiedene Affenarten handelt. Wer um Himmels Willen ist (noch) imstande, unsere nächsten Verwandten zu töten, um sein Heim mit ihren Körperteilen zu dekorieren?“ empört sich Dr. Jane Goodall, DBE, Gründerin des Jane Goodall Institute und UN-Friedensbotschafterin.
Paviane und Meerkatzen die häufigsten Opfer
99 % der Affentrophäen weltweit sind entweder Paviane oder Meerkatzen. Allein der Bärenpavian macht 66 % der Affentrophäen aus, gefolgt von der Südlichen Grünmeerkatze mit 20 %. Die meisten der Affen werden in Südafrika (ca. 50 %), Namibia (ca. 26 %) und Simbabwe (ca. 10 %) geschossen. Affen können für wenige Euro (50 bis 100 €) bejagt werden oder als Teil sogenannter Jagdpakete, die als günstige Pauschal-Lockangebote den Abschuss verschiedener Tierarten umfassen.
Manchmal werden bei der Trophäenjagd auf Affen auch ganze Familien ausgelöscht, in der Regel sind aber vor allem die imposanten Männchen im Visier der Jäger*innen. Auch das hat fatale Konsequenzen für den gesamten Familienverband.
Trophäenjagd hat fatale Auswirkungen auf ganze Affengruppen
Die meisten Affenarten leben in hierarchischen, komplex strukturierten Sozialverbänden, deren Oberhaupt ein dominantes Männchen ist. Wird dieses getötet, kommt es zu Infantiziden: Der Nachfolger tötet den Nachwuchs des Vorgängers, um sich selbst möglichst schnell mit den Weibchen fortpflanzen zu können.
Somit zieht der Abschuss eines Männchens viele weitere Opfer nach sich. Geraten Familienverbände regelmäßig ins Fadenkreuz der Trophäenjäger*innen, so setzt sich eine tödliche Spirale in Gang, in der der Nachwuchs kaum Überlebenschancen hat. „Die Trophäenjagd zerstört das empfindliche Sozialgefüge der Affen und hat fatale Auswirkungen für den gesamten Familienverband. Dabei sind Affen unglaublich soziale, intelligente Tiere, die ebenso wie wir Menschen Emotionen wie Freude, Trauer, Angst, Liebe und Verzweiflung empfinden. Tiere zum Spaß oder als Statussymbol zu töten, ist nicht nachvollziehbar,“ so Dr. Mona Schweizer von Pro Wildlife. Jane Goodall ergänzt: „Wir fordern die deutsche Bundesregierung dringend auf, den Import von Jagdtrophäen und den professionellen Verkauf von Trophäenjagd-Reisen zu stoppen.“
Hintergrundinfos:
[1] Quelle: Datenbank zum Handel geschützter Arten des Washingtoner Artenschutzübereinkommens (CITES), durch das alle Affenarten geschützt sind.
Die Gesamtzahl der erlegten Affen-Trophäen ist deutlich höher: Zum einen liegen aus den USA, dem größten Importeur, bislang keine Einfuhrzahlen für 2020 und 2021 vor. Zum anderen umfassen die Zahlen nur Importe. Tiere, die von einheimischen Jäger*innen erlegt sowie von Trophäenjäger*innen nicht ausgeführt werden, sind nicht in der Statistik enthalten.