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München, 5. März 2018. In vielen asiatischen Ländern werden Elefanten im Tourismus eingesetzt. Es existieren mehrere hundert Einrichtungen, die zum Teil täglich hunderte oder gar mehrere tausend Besucher empfangen. Ein neuer Bericht von Pro Wildlife zeigt nun, wie problematisch der Elefantentourismus ist. Viele Tiere werden in der Wildnis gefangen und mit Hilfe von massiver Gewalt gefügig gemacht. In den Elefantencamps werden häufig selbst die grundlegendsten Bedürfnisse der Tiere missachtet. Außerdem geht von Elefanten eine potentielle Lebensgefahr für Urlauber aus.
Wildfänge für den Tourismus
„Es gibt noch etwa 44.000 wildlebende asiatische Elefanten. Dem gegenüber stehen 15.000 Tiere in Gefangenschaft. Anders als meist suggeriert wird, sind die gefangenen Elefanten keine Waisen, die von liebevoller Hand großgezogen werden. Die Tiere stammen stattdessen häufig direkt aus der Wildnis, nicht selten wird für ein Elefantenbaby die ganze Herde getötet. Der asiatische Elefant ist vom Aussterben bedroht und diese Form des Tourismus trägt noch dazu bei, die Zahlen weiter zu dezimieren“, erklärt Adeline Fischer von Pro Wildlife. Die Tiere werden für bis zu 30.000 US-Dollar gehandelt. Da der Bedarf an Elefanten für den Tourismus so groß ist, wird er insbesondere in Thailand auch mit Elefanten aus den Nachbarländern gedeckt – trotz internationaler Handelsverbote. „Die Elefanten werden illegal über die Grenzen gebracht und steigende Besucherzahlen in den Elefantencamps befeuern den Markt weiter“, ergänzt Fischer. In Sri Lanka stammen schätzungsweise 75 Prozent der im Tourismus eingesetzten Elefanten aus der Wildnis und wurden illegal eingefangen.
Grausame Methoden und schlechte Haltung
Viele Urlauber sitzen dem Mythos auf, dass Asiatische Elefanten wie unsere Reit- und Lastentiere domestiziert und für den Arbeitseinsatz gezüchtet sind. Asiatische Elefanten sind jedoch Wildtiere und wurden nie domestiziert. „Ein Elefant beugt sich nur unter Anwendung von massiver Gewalt dem Willen des Menschen. Dafür werden die Tiere über einen langen Zeitraum mit Hilfe von Seilen und Ketten fixiert und mit Schlägen sowie Nahrungs- und Wasserentzug gefügig gemacht, bis ihr Willen gebrochen ist. Nur eines von drei wild gefangenen Elefantenjungen überlebt diese Prozedur, die als Einbrechen oder Phajaan bekannt ist. Mit Schlaginstrumenten wie dem Elefantenhaken oder spitzen Gegenständen halten die Elefantenführer die Tiere auch danach ihr Leben lang unter Kontrolle“, fügt Fischer hinzu. Außerdem werden die Tiere in vielen Camps dauerhaft an Ketten gehalten, die Ernährung der Elefanten ist mangelhaft und häufig fehlt freier Zugang zu Wasser und Schatten. „Elefanten sind die einzigen Wildtiere, die bis heute an Ketten gehalten werden. Die Tiere leiden unter ständigem Bewegungsmangel und sozialer Isolation. Häufig stehen sie in ihren eigenen Exkrementen und leiden an Verletzungen, die ihnen von den Elefantenhaken zugefügt wurden“, ergänzt Fischer.
Elefanten sind gefährliche Wildtiere
Viele Elefanten in Gefangenschaft sind mit Tuberkulose infiziert, einer der weltweit tödlichsten Infektionskrankheiten. „Elefanten sind potentielle Krankheitsüberträger. Viele Touristen lassen sich beispielsweise beim Baden mit den Elefanten nassspritzen, so können die Erreger übertragen werden. Zudem bleibt ein Elefant sein Leben lang ein Wildtier und die Liste von Angriffen in Elefantencamps auf Menschen ist lang. Immer wieder kommt es sogar zu Todesfällen und auch Touristen mussten für das zweifelhafte Vergnügen bereits mit ihrem Leben bezahlen“, ergänzt Fischer. „Wir von Pro Wildlife raten daher von allen Attraktionen ab, die den direkten Kontakt mit Elefanten anbieten.“
Die Reisebranche reagiert
Pro Wildlife klärt Reiseunternehmen über die Missstände im Elefanten-Tourismus auf und fordert, dass die Branche diese Tierquälerei nicht weiter unterstützt. „Wir konnten bereits große Erfolge erzielen: TUI hat als erster Branchenriese Elefantenreiten bereits aus dem Programm genommen, weitere Anbieter wir Geograf Reisen, Studiosus und Hauser Exkursionen reagierten auch direkt.“ Auch der größte deutsche Reiseverband DRV hat sich in einem offiziellen Positionspapier gegen direkte Interaktionen mit Elefanten ausgesprochen. „Viele Unternehmen sind bereit, ihr Programm elefantenfreundlich zu gestalten. Wir leisten Hilfestellung und unterstützen die Unternehmen bei diesem Schritt. Doch der Großteil der Branche braucht noch einen Schubs in die richtige Richtung.“