Portoroz / München, 21. Oktober 2022. Auf der heute zu Ende gehenden 68. Tagung der Internationalen Walfangkommission (IWC) in Slowenien konnte ein Aufweichen des kommerziellen Walfangmoratoriums verhindert werden. „Gleich zwei Resolutionen, die das Walfangverbot im Visier hatten, sind gescheitert“, berichtet Dr. Sandra Altherr, die für die Artenschutzorganisation Pro Wildlife an der IWC-Tagung teilnimmt. Ihr Fazit: „Mit diesem Ergebnis können wir angesichts äußerst schwieriger Verhandlungen zufrieden sein.“ Am Donnerstag kam es zwischenzeitlich zum Eklat, als 17 Walfang-unterstützende Länder die Tagung für sieben Stunden boykottierten und damit das für Abstimmungen notwendige Quorum blockierten.
Die wichtigsten Entscheidungen der IWC 68
- Eine Resolution von Gambia, Guinea, Kambodscha sowie Antigua & Barbuda zielte darauf ab, Walfang als Beitrag zur Welternährung zu akzeptieren. „Diese Resolution war das größte Risiko der diesjährigen IWC-Tagung“, so die Pro Wildlife Sprecherin. „Entsprechend erleichtert sind wir, dass sie mangels Unterstützung gar nicht erst zur Abstimmung kam.“
- Der Karibikstaat und Japan-Verbündete Antigua & Barbuda wollte mit seiner Resolution die Rahmenbedingungen für eine Wiederaufnahme des Walfangs schaffen, fand jedoch ebenfalls keine Mehrheit.
- Die Diskussion über einen Antrag vier lateinamerikanischer Länder zu einem Walschutzgebiet im Südatlantik endete aufgrund der Blockadehaltung der Walfang-Befürworter ohne Abstimmung.
- Die von der EU eingebrachte Resolution zur Plastikvermüllung der Meere wurde im Konsens angenommen.
- Ein Aufstocken des defizitären Budgets der IWC war nur begrenzt möglich, so dass wichtige Aufgaben z.B. des Wissenschaftsausschusses wohl gekürzt werden müssen. „Die Walschutzländer müssen nun überlegen, was ihnen eine gut funktionierende Walfangkommision wert ist. Die Walfangländer und ihre Unterstützer jedenfalls möchten die IWC auch über diesen Weg lahmlegen“, betont Altherr.
Schwache Vorstellung der EU
„Die schwierige Gesamtsituation der IWC und die Querelen um das Budget überschatteten schon Monate vor der Konferenz die Verhandlungen und haben einige Walschutzländer regelrecht gelähmt“, berichtet Altherr. „Bereits im Vorfeld scheuten die EU-Mitgliedsstaaten davor zurück, Resolutionen zu kontroversen Themen bei der IWC einzureichen – wie etwa den kommerziellen Walfang Norwegens und Islands oder die Jagd auf etwa 100.000 Delfine jährlich.“ Die Wal- und Delfinjagd wurden zwar von einigen Ländern und Organisationen wie Pro Wildlife deutlich kritisiert, konkrete Entscheidungen hierzu gab es allerdings mangels Resolutionstexten nicht.
Kommerzieller Walfang in der Kritik
Seit 2011 haben Island und Norwegen zusammen 14,5 Millionen kg Walfleisch nach Japan exportiert – und dabei sowohl das Walfangverbot der IWC als auch das Handelsverbot für Wale durch das Weltartenschutzabkommen CITES ignoriert. „Nur dank der Artenschutzorganisationen kam dieses inakzeptable Verhalten bei der IWC überhaupt auf den Tisch“, betont die Pro Wildlife Sprecherin und appelliert abschließend: „Wir erwarten von der Europäischen Union, dass sie endlich gegen den Walfang in Europa vorgeht.“
Die nächste IWC-Tagung findet 2024 in Peru statt.