Brüssel / München, 5. Oktober 2022. Am Mittwoch hat das EU-Parlament mit überwältigender Mehrheit einen Forderungskatalog an die EU-Kommission und die EU-Mitgliedsstaaten zur bevorstehenden CITES*-Weltartenschutzkonferenz (14. bis 25. November, Panama City) und zum Wildtierhandel verabschiedet. Die Resolution wurde mit 549 Ja-Stimmen zu 28 Nein-Stimmen bei 50 Enthaltungen angenommen.
Aus Sicht der Artenschutzorganisation Pro Wildlife besonders wichtig sind die Forderungen nach:
- einem EU-Importverbot für Jagdtrophäen geschützter Arten (s. § 39)
- einer EU-Rechtsgrundlage, um Import und Handel mit Wildtieren, die in ihrem Heimatland illegal eingefangen und außer Landes geschmuggelt wurden, auch in der EU strafbar zu machen (s. § 34 und § 47)
- einer Positivliste für Heimtiere, die Privathaltung und Handel auf solche Arten begrenzt, die aus Tier- und Naturschutz sowie aus Gesundheitsgründen tatsächlich geeignet sind (s. § 38), sowie
- einer ambitionierten Verhandlungsposition der EU für die kommende Weltartenschutzkonferenz (CITES CoP19) im November (s. ab § 76). Eine im September veröffentlichte vorläufige Position der EU-Kommission hatte bei vielen Artenschützern für Kritik gesorgt.
Die Resolution des EU-Parlaments fordert von der EU eine Kurskorrektur für die CITES-Konferenz. So soll die EU ein strenges Handelsverbot für Flusspferde, Elefanten und Nashörner unterstützen wie auch zahlreiche Schutzanträge für knapp 250 Reptilien- und Amphibienarten, die u.a. durch die internationale Nachfrage nach exotischen Heimtieren bedroht werden. Die EU, und hier v.a. Deutschland, ist eine der wichtigsten Drehscheiben und Absatzmärkte für exotische Haustiere aus aller Welt, von Glasfröschen aus Lateinamerika über nordafrikanische Geckos bis hin zu Schildkröten aus den USA.
Mit der heutigen Resolution hat das EU-Parlament ein deutlich stärkeres Engagement eingefordert. „Die EU-Kommission hat zwar eine ambitionierte Biodiversitätsstrategie 2030 versprochen, doch sie praktiziert noch immer Artenschutz mit angezogener Handbremse,“ so Pro Wildlife-Sprecherin Daniela Freyer. „Tierhändler und Trophäenjäger sind Mitverursacher des Artenschwundes. Nach der heutigen Resolution des EU-Parlamentes erwarten wir, dass die EU-Kommission und die Mitgliedsstaaten ihre Blockade beim Schutz zahlreicher Arten aufgeben.“
Hintergrundinfos:
- Resolution des EU-Parlaments vom 5.10.: https://www.europarl.europa.eu/doceo/document/TA-9-2022-0344_DE.pdf
- Vorschlag der EU-Kommission zur CITES-Konferenz: https://eur-lex.europa.eu/legal-content/EN/TXT/HTML/?uri=COM:2022:451:FIN
- Hintergrund zur 19.CITES-Konferenz: https://www.prowildlife.de/aktuelles/meldung/weltartenschutz-konferenz-2022-hitzige-debatten-um-bedrohte-arten/
- Hintergründe zu illegalem Tierhandel: https://www.prowildlife.de/aktuelles/pressemitteilung/eu-noch-immer-ein-zentraler-absatzmarkt-fur-gestohlene-wildtiere/
* CITES = Convention on International Trade in Endangered Species of Wild Fauna and Flora (Deutsch: Washingtoner Artenschutzübereinkommen)