Exotische Tiere sind keine Weihnachtsgeschenke

Artenschutzorganisation warnt: Wildtierhandel verursacht Tier- und Artenschutzprobleme

München, 15. Dezember 2022. Jedes Jahr füllen sich im Frühjahr die Tierheime mit Katzen, Hunden und Kleintieren, die unüberlegt zu Weihnachten verschenkt wurden. Die Tier- und Artenschutzorganisation Pro Wildlife ist besorgt, dass auch exotische Wildtiere unter dem Tannenbaum landen. Dabei sind diese für die Privathaltung gänzlich ungeeignet.

In deutschen Wohnzimmern leben neben Hunden, Katzen und Kaninchen immer öfter auch „Exoten“, wie Servale, Affen, Riesenschlangen, Chamäleons, Pfeilgiftfrösche oder Korallenfische. Deutschland ist dadurch zu einem der Hauptabsatzmärkte im internationalen Wildtierhandel geworden. Im Jahr 2021 wurden, wie schon im Vorjahr, allein über 300.000 lebende Reptilien nach Deutschland importiert, weit mehr als in den Jahren zuvor – zu anderen Tiergruppen gibt es nicht einmal Einfuhrzahlen. Diese Massenimporte haben weitreichende Folgen.

„Viele dieser Tiere werden einfach aus der freien Natur gefangen, wo sie eine wichtige Rolle spielen. Das gefährdet die Artenvielfalt und ganze Ökosysteme“, berichtet die Biologin Katharina Lameter von der Artenschutzorganisation Pro Wildlife. „Unter tierschutzwidrigen Bedingungen, eingepfercht in kleinen Kisten oder Käfigen, werden die Tiere über Wochen, mitunter sogar Monate, von einem Händler zum anderen transportiert. Entsprechend hoch sind die Mortalitätsraten.“

Verkauft werden die Wildtiere im Zoohandel, über Börsen und zunehmend auch das Internet. Dabei ist eine artgerechte Privathaltung von Wildtieren aufgrund ihrer besonderen Bedürfnisse hinsichtlich Sozialverhalten, Nahrung und Lebensraum in Privathaltung in der Regel nicht möglich. Notwendige UV-Lampen, Tagesleuchten, Pumpen, Spezialfutter und Tierarztkosten machen die Haltung zudem teuer. Angesichts der steigenden Energiepreise klagen Tierheime und Auffangstationen seit Monaten über eine regelrechte „Flut“ ausgesetzter und abgegebener Exoten.

„Viele Menschen glauben, dass Reptilien, Amphibien oder auch Fische einfach und günstig zu halten seien“, so Lameter, „doch diese Annahme ist grundlegend falsch. Gerade bei diesen Tieren führen kleinste Fehler in der Haltung zu schweren Erkrankungen. Da die Tiere stumm leiden, sterben sie oft, bevor die Besitzer*innen überhaupt merken, dass sie krank sind.“

Die Artenschutzorganisation Pro Wildlife bittet daher alle tierlieben Menschen, keine Tiere zu Weihnachten zu verschenken. „Wildtiere gehören nicht ins Wohnzimmer. Wer einen tierischen Gefährten sucht, der sollte sich an ein lokales Tierheim wenden und sich dort beraten lassen“, so Katharina Lameter.  Und auch an die Politik hat der Verein einen Weihnachtswunsch: Gemeinsam mit zahlreichen anderen Tierschutzorganisationen fordert Pro Wildlife die Einführung einer Positivliste für Haustiere, die genau festlegt, welche Tiere für die Privathaltung geeignet sind.

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