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München/Geeste/Almere, 19. März 2019. Am heutigen Dienstag übernimmt die niederländische Tierschutzorganisation Stichting AAP acht Paviane in Geeste aus Privathaltung. Vor vier Jahren bereits kam der Pavian-Besitzer in ein Seniorenheim; nun wandten sich Mutter und Tochter an die Tierschützer, weil sie mit den Affen überfordert sind. Die Familie betrieb zunächst eine Affen-Auffangstation und später ein Café, in dem die Paviane sowie weitere Tiere wie ein Gibbon den Gästen präsentiert werden. Die niederländische Stichting AAP sowie die deutsche Tier- und Artenschutzorganisation Pro Wildlife fordern strengere Gesetze für die Privathaltung von Wildtieren.
„Die Gesetzgebung in Deutschland hat bislang beim Thema exotische Haustiere kläglich versagt: Hierzulande kann Jedermann nahezu alles an Wildtieren halten, was in einen Käfig, in ein Aquarium oder in ein Terrarium passt. Hier besteht dringender Handlungsbedarf“, betont Dr. Sandra Altherr von Pro Wildlife.
Nur eine Lösung: Die Politik muss aktiv werden
David van Gennep, Leiter der Stichting AAP, erklärt: „Als eine der wichtigsten Auffangstationen für exotische Tiere in Europa ist AAP täglich mit den Problemen von exotischen Wildtieren in Privathand in Deutschland konfrontiert. Diese Paviane sind das jüngste, aber sicher nicht das letzte Beispiel für Probleme mit exotischen Tieren, für die Deutschland keine Lösung finden kann. Die gegenwärtige Gesetzgebung mit Minimalanforderungen versagt auf ganzer Linie. Für das Problem wird es keine Lösung geben, solange die deutsche Regierung sich nicht gegen die mächtige Handels-Lobby stellt und die einzige logische, effektive und umsetzbare Lösung einführt: Eine Positivliste“. Positivlisten beinhalten solche Tierarten, die aus Tier-, Natur- und Artenschutz- sowie Gesundheitsgründen unbedenklich gehalten werden können. In den Niederlanden, Luxemburg und Belgien sind sie bereits in Kraft und zahlreiche weitere EU-Mitgliedsstaaten arbeiten an der Einführung.
Handel mit exotischen Haustiere verursacht immense Probleme
Eine Studie von Pro Wildlife zu Online-Angeboten exotischer Säugetiere in Deutschland fand allein 54 Affenarten, darunter auch Berberaffen, Makaken oder Kattas. „Die Pavianhaltung in Geeste ist ein weiterer trauriger Fall, der zeigt, wie dringend der Gesetzgeber nachbessern muss. Hier gibt es nicht einmal eine geeignete Station, die sich um die Paviane adäquat kümmern kann. Stichting AAP aus den Niederlanden muss wieder einmal einspringen – wie schon so oft“, so Altherr. Bereits 2015 mussten die niederländischen Tierschützer zwei Löwen übernehmen, die ihrem Besitzer in Sachsen-Anhalt ausgekommen waren und auf einer Raststätte gefunden wurden. Der Mann gab die Tiere freiwillig ab.
Holländische Station muss Kosten für Tiere aus Deutschland tragen
Stichting AAP wurde zwischen 2001 und 2018 für die Rettung von 908 Tieren aus Deutschland angefragt und konnte in diesem Zeitraum 183 Tiere aufnehmen. Die Kosten für die Rettung und Pflege der aus Deutschland kommenden Tiere belaufen sich auf mehr als fünf Millionen Euro. Deutschland übernimmt keine finanzielle Verantwortung für diese Tiere.
Viele Menschen, die sich ein exotisches Tier kaufen, sind über kurz oder lang mit der Haltung überfordert. Spätestens, wenn Tiere wie Affen die Geschlechtsreife erreichen, zerstören sie Möbel oder werden ihren Haltern gegenüber aggressiv. Stichting AAP und Pro Wildlife fordern deshalb strengere Gesetze für die Haltung exotischer Tiere in Privathand.