Geschützte Tiere am Jackenkragen

Fallenjagd für Pelzjacken – EU einer der größten Absatzmärkte

München, den 27. November 2018. 15 Prozent der Pelze im Handel stammen aus der Wildnis. Darunter sind auch hunderttausende Felle geschützter Arten, die allein die EU in den vergangenen zehn Jahren eingeführt hat. Vom patagonischen Fuchs bis zum Rotluchs landen die Pelze zahlreicher geschützter Tiere an Jackenkrägen oder Ärmelaufschlägen. Die EU ist einer der Hauptabsatzmärkte für Felle aus Fallenjagd.

Im Zeitraum von 2008 bis 2017 importierte die EU folgende Arten, die durch das Washingtoner Artenschutzübereinkommen (engl. CITES) geschützt sind:

  • Knapp 200.000 ganze Felle und mehrere tausend Hautstücke geschützter Füchse (vor allem aus Argentinien)
  • fast 110.000 Häute und Hautstücke von Rotluchsen (75 Prozent aus Kanada, 25 Prozent aus den USA)
  • mehr als 56.000 Häute nordamerikanischer Fischotter
  • 324 Häute südafrikanischer Seebären aus Namibia
  • Dazu kommen noch 340.000 Häute und 12.000 Hautstücke von Pekaris (südamerikanischen Wildschweinen), fast ausschließlich aus Peru

„Es ist erschreckend, wie viele Tiere für den Pelzhandel aus der Wildnis gefangen werden. Die EU spielt dabei eine entscheidende Rolle und ist einer der Hauptabsatzmärkte, auch für geschützte Tierarten“, erklärt Dr. Sandra Altherr von der Tier- und Artenschutzorganisation Pro Wildlife. „Jedes vierte Rotluchs- und Andenfuchs-Fell im weltweiten Handel landet in der EU, beim kanadischen Luchs und nordamerikanischen Fischotter ist es jeder fünfte Pelz.“

Alleine Kanada verkauft jährlich insgesamt 750.000 Roh-Pelze aus Fallenjagd mit einem Marktwert von 15 Millionen Dollar. Insgesamt betrifft die Fallenjagd 25 Arten. Neben den geschützten Tierarten exportiert Kanada 400.000 Roh-Pelze von Kojoten pro Jahr sowie Bisamratte, Biber, Marder, Hörnchen und Waschbär – der Handel mit diesen nicht-CITES-geschützten Arten wird seitens der EU weder erfasst noch reglementiert.

Bei der Fallenjagd in Kanada kommen grundsätzlich drei Fallentypen zum Einsatz:

  • Schlagfallen sollen mit Stahlbügeln kleinere Wildtiere wie Wiesel, Waschbär oder Bisamratte möglichst am Genick erwischen.
  • Nackenschlingen werden für große Pelztiere wie Kojote, Füchse, Rotluchs oder Wolf verwendet: Aufgehängt in Sträuchern oder am Boden ausgelegt, sollen sich die Schlingen mit einem Schnappmechanismus um den Hals der Beute legen.
  • Beinhaltefallen („Limb Holding Traps“) sind dafür gedacht, große Pelztiere lebend zu fangen.

„Es braucht wenig Fantasie, um sich auszumalen, dass die so gefangenen Tiere einen grausamen und langsamen Tod sterben. Hauptsaison für die Jagd ist Winter, wenn das Fell der Tiere besonders üppig ist. Wenn der Schnee sehr hoch liegt, bleiben die Tiere oft tagelang in den Fallen und verenden qualvoll. Zum Teil werden sie stranguliert oder sie beißen sich selbst Gliedmaßen ab, um sich aus der Falle zu befreien“, ergänzt Altherr. Die Fallen sind zudem höchst unselektiv und immer wieder geraten Elche, Rinder, Haustiere und sogar Adler hinein. Bis zu 75 Prozent der Tiere sind unerwünschte Fehlfänge.

Das Argument, dass sich Kojoten und andere Tiere so stark vermehren, dass die Tötung sowieso unumgänglich wäre, ist aus Artenschutzsicht nicht haltbar. „Zum einen gibt es hohe Quoten an Fehlfängen, die das Argument ad absurdum führt. Zum anderen werden vor allem Beutegreifer wie Kojoten, Füchse und Luchse gefangen, die eigentlich für ein stabiles Ökosystem sorgen“, so Altherr. Pro Wildlife appelliert an potentielle Kunden, keinen Echtpelz zu kaufen. „Wer eine Jacke mit Kojotenkragen oder eine Mütze mit Waschbär-Bommel kauft, finanziert unendliches Leid von Wildtieren.“

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