Große Koalition will Pelztierhaltung neu regeln

Tierschutzverbände kritisieren fehlendes Verbot und Hintertüren für noch existierende Betriebe

Berlin / München, 27. April 2017. Die Tierschutzorganisationen Animal Public, Bund gegen Missbrauch der Tiere, Bundesverband Tierschutz, Deutscher Tierschutzbund, Vier Pfoten, Pro Wildlife und PETA fordern in einem gemeinsamen Brief an die Bundestagsfraktionen ein striktes Verbot der Pelztierhaltung in Deutschland. Die Große Koalition hat am Donnerstag einen Gesetzesentwurf zur Regelung der Pelztierhaltung in den Bundestag eingebracht (BT-Drucksache 18/12085). Anders als vom Bundesrat, der Mehrheit der deutschen Bürger und Tierschutzverbänden gefordert, sieht der Antrag kein generelles Verbot vor. Es sollen lediglich die Anforderungen aus der Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung für Pelztiere in Form eines Verbotes mit Erlaubnisvorbehalt im Tiererzeugnisse-Handels-Verbotsgesetz überführt werden. Die Pelztierhaltung würde somit nicht grundsätzlich verboten; Pelztierhalter könnten neue Farmen eröffnen, solange sie die Haltungsbedingungen erfüllen. Den sechs verbliebenen Pelzfarmen soll zudem eine Übergangsfrist von fünf Jahren genehmigt werden – aus Tierschutzsicht ein beschämendes Ergebnis.

„Es reicht nicht, die Pelzproduktionen in Fernost zu kritisieren, solange hier in Deutschland noch Nerze in Pelzfarmen leiden.“ sagt Adeline Fischer, Kampagnenleitung bei Pro Wildlife e.V. „Dass es überhaupt noch Pelzfarmen in Deutschland gibt ist unverständlich, diese sind ein Relikt aus vergangener Zeit. Andere europäische Länder sind da schon viel weiter: Großbritannien, Kroatien oder Österreich haben bereits vor Jahrzehnten entsprechende Gesetze erlassen und umgesetzt. Die Pelztierhaltung muss schnellstmöglich, ohne Wenn und Aber verboten werden.“

Bereits im Juli 2015 beschloss der Bundesrat mehrheitlich einen Gesetzentwurf für ein Pelzfarmverbot (Bundesrats-Drucksache 217/15), um die Tötung von Tieren für modische Luxusgüter gesetzlich zu unterbinden. Auch das Bundeskabinett stimmte dem Vorhaben im August zu (Bundestags-Drucksache 18/5866), und Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) gab im November 2015 bekannt, ein Verbot zu unterstützen.

Laut einer Umfrage des Marktforschungsunternehmens GfK aus dem Jahr 2016 befürworten 79,8 Prozent der Deutschen ein Verbot von Pelzfarmen durch den Bundestag. Aktuell sind in Deutschland noch sechs Nerzfarmen in Betrieb. Entgegen den staatlichen Vorgaben in der Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung werden dort seit über fünf Jahren zehntausende Nerze in viel zu kleinen Käfigen gehalten. Die Pelzfarmer weigern sich seit 2016, den Tieren zusätzlich festen Boden, Schwimm- oder Klettermöglichkeiten zur Verfügung zu stellen. Die neuen Haltungsanforderungen für Nerze auf deutschen Pelzfarmen sind jedoch mit einem Quadratmeter Käfigfläche pro Tier weiterhin nicht tiergerecht. In deutschen Zoos sind mindestens acht Quadratmeter vorgeschrieben.

Nerze lieben es, zu schwimmen und leben meist in der Nähe von Gewässern. Sie können mit nur einem Atemzug 15 Meter tief tauchen. In freier Natur verteidigen die Wildtiere ihr Revier sehr intensiv und sind absolute Einzelgänger.

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