Genf / München, 08. August 2019. Der Heimtierhandel ist für viele Arten eine große Bedrohung. Bei der kommende Woche in Genf beginnenden 18. Vertragsstaatenkonferenz zum Washingtoner Artenschutzübereinkommen (CITES) stehen 57 Schutzanträge und 107 Arbeitsdokumente auf der Tagesordnung. Auffallend viele Anträge wurden für Arten eingereicht, die im internationalen Heimtierhandel begehrt sind. Vor allem Reptilien, Amphibien, zwei Otter-Arten und Spinnen stehen deshalb auf der Agenda.
„Für viele Arten ist der Heimtierhandel inzwischen die größte Bedrohung. Hunderte oder Tausende Tiere einer Art werden aus der Natur genommen und landen in den Wohnzimmern auch in Deutschland, “ erklärt Dr. Sandra Altherr von der Artenschutzorganisation Pro Wildlife. Besonders seltene Arten erzielen Höchstpreise, das Geschäft boomt. Deutschland ist in der EU der mit Abstand größte Importeur exotischer Haustiere und mit der weltgrößten Reptilienbörse in Hamm (Terraristika) auch zentraler Umschlagplatz der Szene.
Auf der Weltartenschutzkonferenz werden in diesem Jahr unter anderem Anträge für Zwergotter, Schildkröten, Echsen, Molche, Glasfrösche und Vogelspinnen verhandelt. „Der Heimtierhandel unterliegt immer neuen Trends. Bei uns in Deutschland und Europa sind bei Sammlern zum Beispiel seltene Agamen und Ornament-Vogelspinnen aus Sri Lanka beliebt. Das Land hat seine Tiere eigentlich streng geschützt, doch international können sie noch immer frei gehandelt werden. Einmal aus Sri Lanka herausgeschmuggelt, landen sie hier ganz legal zum Verkauf auf Reptilienmessen oder im Internet. Ein internationales Handelsverbot durch CITES ist wichtig, um den Fang und illegalen Handel effektiv bekämpfen zu können“, erklärt Dr. Sandra Altherr von Pro Wildlife. Ebenfalls begehrt sind Zwergotter, besonders in Asien, aber auch zunehmend in Europa. „Internetvideos heizen das Geschäft mit den kleinen, niedlichen Ottern an. Wird der Handel mit ihnen jetzt nicht lückenlos verboten, werden sie weiter der Natur entrissen und verramscht“, so die Biologin Altherr.
Ein besonders dramatischer Fall ist der des Union-Island-Geckos, der nur auf einer kleinen Insel des Karibikstaates St. Vincent und Die Grenadinen vorkommt. „Der bildhübsch gezeichnete Gecko kommt nur auf einer Fläche von 0,5 km² vor, wird dennoch abgesammelt und erzielt Marktpreise von bis zu 600 Euro pro Tier. Kein Wunder, dass er vom Aussterben bedroht ist. Unser Ziel für die Konferenz ist ein weltweites Handelsverbot“, betont die Pro Wildlife Sprecherin.
21 Schutzanträge für insgesamt 209 Arten aus dem Exotenhandel liegen auf dem Tisch. „Auch der Handel mit Schwarzleguanen und Glasfröschen aus Lateinamerika oder Spaltenschildkröten aus Afrika ist weitestgehend unreguliert. Für die Händler ist es ein rentables und risikofreies Geschäft. Sie bedienen sich einfach aus der Natur und fahren enorme Gewinne ein“, ergänzt die Pro Wildlife Sprecherin. „Wie im Falle der Reptilien und Spinnen aus Sri Lanka schrecken sie selbst nicht vor Arten zurück, deren Fang und Export im Ursprungsland illegal ist. Denn solange sie nicht durch CITES geschützt sind, können die gestohlenen Tiere in Europa völlig legal verkauft werden.“