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München/ Reykjavík, 20. Februar 2019. Islands Fischereiminister hat neue Walfangquoten für die kommenden fünf Jahre freigegeben. 209 Finnwale und 217 Zwergwale dürfen laut neuer Verordnung jährlich gejagt werden, damit wird die Quote für die gefährdeten Finnwale um 55 Tiere jährlich erhöht. „Islands Regierung beruft sich auf eine äußerst umstrittene Studie und untergräbt internationale Schutzbestimmungen für Wale“, erklärt Dr. Sandra Altherr von Pro Wildlife. „Mit dem Auslaufen der Quoten in diesem Jahr hätte die Regierung die Chance zu einer Trendwende gehabt“.
Fragwürdige Studie der Universität – Walfänger als Geldgeber
Bereits im Januar 2019 wurde eine Studie der Universität Island veröffentlicht, die die Wale als Hauptverantwortliche für den Fischrückgang identifizierte und einen Ausbau des Walfangs empfahl. Die Universität bringt hierfür sogar weitere Walarten wie Pott- und Buckelwale wieder ins Spiel. Isländische Medien haben nun berichtet, dass Islands Finnwal-Jäger, Kristjan Loftsson, zuvor sechs Millionen isländische Kronen (etwa 44.000 Euro) an just diese Universität gezahlt hat – für eine Studie zur Verwendung von Wal-Gelatine unter anderem für medizinische Zwecke. „Die Ergebnisse der Universität Island haben nicht nur uns verwundert und entsetzt. Die nun bekannt gewordenen finanziellen Zuwendungen durch den Millionär Loftsson stellen die Glaubwürdigkeit der Studien dieser Universität zum Thema Walfang noch mehr in Frage. Es ist skandalös, dass das Fischereiministerium sich hierauf beruft und die Finnwalquoten erhöht. Für uns ist das ein abgekartetes Spiel“, erklärt Altherr.
Da das Fleisch in Island kaum Abnehmer findet, exportierte Loftsson in der Vergangenheit große Mengen Finnwal nach Japan. Nachdem die Gesundheitsbehörden Japans einen Großteil der Ware zurückgewiesen hatten, setzte Loftsson den Fang aus. Im vergangenen Jahr schöpfte er dann die bisherige Fangquote von 154 Finnwalen wieder nahezu voll aus und sucht nach neuen Geschäftsmodellen. Dazu zählen Nahrungsergänzungsmittel und Walbier. Mit Japans Beschluss, die Waljagd in der Antarktis und auf hoher See im Nordpazifik einzustellen, erhofft Loftsson nun bessere Absatzchancen in Japan.
Zwergwalfleisch für Touristen
217 Zwergwale werden jährlich zum Abschuss durch Islands Fischer freigegeben. Da die Bevölkerung Islands das Fleisch kaum mehr essen will, haben die Fischer die Zwergwalquote in der Vergangenheit kaum ausgeschöpft – zwischen sechs und 58 Tiere pro Jahr wurden in den vergangenen zehn Jahren gefangen. Allerding hat sich mit dem boomenden Tourismus auf der Insel ein neuer Absatzmarkt für Walfleisch eröffnet. „In vielen Restaurants wird Walfleisch extra für Touristen angeboten und beworben“, ergänzt die Pro Wildlife Sprecherin. „Zahllose Urlauber probieren das Fleisch im Glauben, etwas Authentisches zu erleben. In Wirklichkeit finanzieren sie das blutige Schlachten der Wale mit Explosivharpunen“.
Walfang trotz Moratorium
Island ist neben Japan und Norwegen eines von drei Ländern, das noch immer Großwale für kommerzielle Zwecke fängt und damit das Walfangmoratorium der Internationalen Walfangkommission (IWC) ignoriert. Im vergangenen September hatte die Europäische Union per Demarche die neue Regierung in Island aufgefordert, die Fangquoten nicht zu erneuern. „Islands Regierung erlaubt weiterhin einem Millionär, gefährdete Finnwale zu jagen, obwohl die internationale Staatengemeinschaft sowohl Jagd als auch Handel mit Großwalen verbietet. Die historische Chance, diesem Treiben endlich ein Ende zu setzen, wurde vertan“, erklärt Altherr abschließend.