Jagdmesse JAGEN UND FISCHEN: Bedrohte Tiere zum Abschuss

Tier- und Naturschützer appellieren an Augsburg, Angebote von Trophäenjagdreisen zu verbieten

München, 11. Januar 2023. Vom 13. – 15. Januar findet in Augsburg die Messe JAGEN UND FISCHEN statt. Tier- und Naturschutzorganisationen kritisieren, dass auch Aussteller mit Angeboten für Trophäenjagdreisen auf bedrohte und geschützte Arten vertreten sind, darunter Löwen- oder Elefantenjagd in Südafrika oder Jagd auf Bärenpaviane oder Karakale in Namibia. 26 Organisationen fordern die Oberbürgermeisterin und den Stadtrat auf, solche Angebote zukünftig zu verbieten. „Wir erleben derzeit eine nie dagewesene Biodiversitätskrise. Viele Tierarten sind akut vom Aussterben bedroht. Ein Ausverkauf dieser Arten ist nicht tragbar! Wir fordern daher Oberbürgermeisterin Weber auf, ein klares Zeichen für den Tier- und Artenschutz zu setzen und die Augsburger JAGEN UND FISCHEN endgültig frei von Trophäenjagdreisen zu machen,“ appelliert Dr. Mona Schweizer von Pro Wildlife.

Deutsche gehören zu den traurigen Spitzenreitern bei der Trophäenjagd

Mehr als 120.000 Tiere werden allein in Afrika jedes Jahr von Großwildjäger*innen getötet. Deutsche gehören nach US-Amerikanern zu den traurigen Spitzenreitern bei der Trophäenjagd. In den Jahren 2017 bis 2021 wurden Trophäen von 2.988 Tieren international geschützter Arten nach Deutschland eingeführt, darunter 630 Bärenpaviane, 110 Leoparden, 107 Braunbären, 100 Flusspferde, 92 Elefanten, 80 Löwen, 64 Karakale, 12 Breitmaulnashörner, 6 Eisbären und ein Spitzmaulnashorn.

Trophäenjäger*innen töten besonders seltene, große und starke Tiere, auch von streng geschützten Arten. Das hat verheerende Auswirkungen auf die freilebenden Tierbestände. Die unnatürliche Selektion schwächt die genetische Gesundheit der Population, verringert die Reproduktionsraten und löscht überlebenswichtige Informationen aus, z.B. zu Nahrungsquellen und Wanderrouten. Allein die Löwenbestände in Afrika sind in den vergangenen 21 Jahren um 43 Prozent kollabiert, auf weniger als 20.000 Tiere.

Fast 90% der Bundesbürger sind gegen die Einfuhr von Jagdtrophäen

In der Bevölkerung trifft Trophäenjagd auf Ablehnung: In einer aktuellen Umfrage von 2021 sprechen sich 89 % der Bundesbürger gegen die Einfuhr von Jagdtrophäen nach Deutschland und für ein generelles Importverbot aus. In Südafrika, gemeinsam mit Namibia eine der beliebtesten Destinationen für deutsche Jagdtourist*innen, steigt die Ablehnung: 68 % der Befragten quer durch alle Gesellschaftsschichten lehnen die Trophäenjagd ab.

Darüber hinaus nimmt der Druck aus Politik und Wirtschaft zu. Einige der weltweit größten Reiseanbieter, darunter Booking.com, TripAdvisor und die Expedia Gruppe, forderten die südafrikanische Regierung auf, Trophäenjagd zu beenden und auf eine wildtierfreundliche Zukunft zu setzen. Auch das Europäische Parlament forderte kürzlich ein EU-weites Einfuhrverbot von Jagdtrophäen.

In anderen europäischen Ländern hat die gesellschaftliche Ablehnung bereits zu Konsequenzen geführt. Sowohl die Jagdmessen in Birmingham und Liverpool als auch die größte Jagdmesse Italiens in Vincenza wurden eingestellt.

Deutschland ist nach den USA der größte Importeur von Jagdtrophäen geschützter Tierarten. Zwischen 2014 und 2018 wurden Trophäen von mindestens 15.000 international geschützten Säugetieren legal in die EU eingeführt. Ein großes Bündnis von rund 170 Natur- und Tierschutzorganisationen, darunter 50 aus Afrika, forderte in einem gemeinsamen Positionspapier kürzlich ein Verbot der Trophäeneinfuhr. Umfragen zufolge fordern 89% der Bevölkerung in Deutschland ein Importverbot für Jagdtrophäen; auch in Südafrika, dem bedeutendsten afrikanischen Jagdland, lehnen 68% der Menschen die Trophäenjagd ab.

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