München, den 14. November 2016. Ausgerechnet am Tag der US-Präsidentschaftswahlen hat Japan der Internationalen Walfangkommission (IWC) ein neues „Forschungsprogramm“ vorgelegt, für das in den nächsten zwölf Jahren 3.768 Wale im Nordpazifik sterben sollen. Die Artenschutzorganisation Pro Wildlife verurteilt die Pläne Japans aufs Schärfste: „Das Schlupfloch der Wissenschaft soll noch stärker als bisher missbraucht werden: Die Quoten für Seiwale wurden um 55 Prozent erhöht, für Zwergwale sogar um 70 Prozent, so Sandra Altherr. „Das Timing der Pläne ist perfide: Nach der Walfangtagung vor zwei Wochen und mit der Aufregung um Donald Trumps Wahl sollen Japans skandalöse Pläne unter den Radar der öffentlichen Wahrnehmung fallen.“
Japan fängt in zwei Gebieten Wale: In der Antarktis und im Nordpazifik, nahe der japanischen Küsten – beides unter dem Deckmantel der Forschung, für die die IWC Ausnahmegenehmigungen vom Walfangverbot vorsieht. Nach einem Urteil des Internationalen Gerichtshofes von 2014 stoppte Japan sein stark umstrittenes Forschungsprogramm in der Antarktis (JARPA) – stellte jedoch kurz danach ein neues Programm (NEWREP-A) für die Antarktis vor, mit deutlich reduzierten Fangquoten. Jetzt soll also ein neues Programm NEWREP-NP das vorherige Programm (JARPN) im Nordpazifik ablösen.
Auf der IWC-Tagung im Oktober wurde der „Wissenschaftswalfang“ Japans erneut scharf kritisiert und eine Resolution verabschiedet, die die Voraussetzungen für neue „Forschungsprogramme“ weiter eingeschränkt hat. „Japan macht mit seinem neuen Programm deutlich, wie wenig es sich um internationale Konventionen schert“, so Altherr.
Die wichtigsten Eckpunkte von NEWREP-NP
- Das Programm ist auf 12 Jahre angelegt
- NEWREP-NP soll bereits im Frühjahr 2017 beginnen – und ist somit ein Verstoß gegen gleich zwei IWC-Resolutionen (von 2014 und 2016), weil der IWC die Möglichkeit genommen wird, das Programm vor Beginn kritisch zu prüfen
- Die Fangquoten für Zwerg- und Seiwale wurden gegenüber dem alten Programm JARPN drastisch erhöht: von 90 auf 140 Seiwale (Anstieg um 55%) und von 102 auf 174 Zwergwale (Anstieg um 70%).
- Der Ausbau der Seiwaljagd verstößt auch gegen das internationale Handelsverbot durch das Washingtoner Artenschutzübereinkommen (engl. CITES). Der Fang von Walen außerhalb der Küstengewässer gilt als grenzüberschreitender Handel – Japan hat es versäumt, gegen das Handelsverbot für Seiwale einen formellen Einspruch einzulegen. Somit ist die Seiwaljagd ein Verstoß gegen CITES.
Dass Japan das Schlupfloch des „Wissenschaftswalfangs“ als Deckmantel für seine kommerzielle Jagd ausnutzt, ist nichts Neues. Doch diese jüngste Provokation ist aus Sicht von Pro Wildlife besonders alarmierend: „Es ist erst zwei Wochen her, dass der Japaner Joji Morishita den Vorsitz der IWC übernommen hat – nun legt Japan ein 162-seitiges neues Walfang-Programm zur Tötung von 3.768 Wale binnen 12 Jahren vor. Dies lässt Schlimmes erahnen, wie rücksichtslos Japan seine zweijährige IWC-Präsidentschaft missbrauchen wird“, so Altherr abschließend.