München, 26. März 2024. – Immer mehr europäische Länder verbieten die Einfuhr von Jagdtrophäen bestimmter geschützter Arten, wie beispielsweise Belgien, Finnland, die Niederlande und Frankreich. In Großbritannien nahm ein entsprechender Gesetzesentwurf jetzt eine wichtige Hürde im Unterhaus und auch auf EU-Ebene wird derzeit eine Verschärfung der Einfuhrregeln diskutiert. Tier- und Artenschutzorganisationen begrüßen diese Entwicklung. „Aus gutem Grund verbieten immer mehr Länder die Einfuhr von Jagdtrophäen. Sie schadet Wildtierbeständen, fördert Korruption, zementiert koloniale Strukturen und ist mit den ethischen Werten unserer Gesellschaft nicht vereinbar. Eine große Mehrheit in Europa, aber auch viele Menschen aus afrikanischen Ländern, lehnen die Trophäenjagd ab“, so Dr. Mona Schweizer von Pro Wildlife.
Doch gleichzeitig versuchen Jagdbefürworter*innen Einfuhrverbote zu verhindern, indem sie diese als unzulässig und die Trophäenjagd als Beitrag zum Artenschutz sowie zur Armutsbekämpfung darstellen. Mit denselben Argumenten versuchen derzeit Regierungsvertreter*innen von Namibia und Botswana, Einfluss auf die Gesetzgebung in Berlin, London und Paris zu nehmen. Pro Wildlife hat häufig geäußerten Mythen zur Trophäenjagd Fakten gegenübergestellt.
Gefährdung bedrohter Arten
Bei der Trophäenjagd geht es nicht um „Hege“, Bestandskontrolle oder den Erhalt gesunder Tierbestände. Ganz im Gegenteil betreiben Trophäenjäger*innen eine unnatürliche Selektion, da sie auf besonders herausragende Tiere von häufig bedrohten Arten abzielen, die für den Fortbestand einer Population besonders wichtig sind. So verurteilen Expert*innen aus Wissenschaft und Naturschutz aktuell den Abschuss von drei der letzten großen Elefantenbullen mit besonders imposanten Stoßzähnen (“Big Tusker”) in Tansania. Die gezielte Jagd auf „Big Tusker“ in Botswana sorgte zuvor bereits für weltweite Kritik. Denn gerade die älteren Elefantenbullen mit großen Stoßzähnen haben die besten Fortpflanzungschancen und spielen eine entscheidende Rolle im Sozialgefüge. Studien dokumentieren, dass die Trophäenjagd Wildtierbestände dezimiert, die Fortpflanzungsrate verringert, Alters- und Geschlechterverhältnisse verschiebt sowie Sozialstrukturen beeinträchtigt.
Profit für Jagdreiseanbieter und private Jagdfarmen
Zahlreiche Berichte belegen, dass die Gelder aus der Großwildjagd vor allem in den Taschen von Jagdreiseveranstaltern, Großgrundbesitzenden und lokalen Eliten landen anstatt bei lokalen Gemeinden. In Namibia z.B. findet die Jagd zu 97 % auf privaten Farmen statt und nur zu 3 % in kommunalen Jagdgebieten. Sofern Einnahmen aus der Trophäenjagd überhaupt umverteilt werden, sind sie äußerst gering. In Botswana kritisieren Medienberichte, dass sich reiche Unternehmer*innen auf Kosten der ländlichen Bevölkerung an der Trophäenjagd bereichern. Sowohl was die Generierung von Einnahmen als auch Jobs angeht, ist die Trophäenjagd im Vergleich zum Fototourismus wirtschaftlich unbedeutend.
Trophäenjagd löst keine Konflikte
Um den Abschuss von Raubkatzen oder Elefanten zu rechtfertigen, werden häufig Konflikte mit Menschen ins Feld geführt. „Es gibt viele bewährte Maßnahmen, um Konflikte zwischen Menschen und Wildtieren zu entschärfen: Herdenschutz, Vergrämung, Diversifizierung von Einkommensquellen und effiziente Landplanung gehören dazu. Die Trophäenjagd hingegen befördert Konflikte eher, statt sie zu lösen, weil Schlüsselindividuen mit wichtigen Rollen im Sozialgefüge getötet werden“, so Dr. Mona Schweizer.
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