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München, 20. Oktober 2015. In den letzten zehn Jahren importierten Großwildjäger unter anderem die Trophäen von 323 Elefanten, 417 Leoparden, 195 Löwen, 24 Breitmaulnashörnern und 2 Spitzmaulnashörnern nach Deutschland – genehmigt vom Bundesamt für Naturschutz (BfN). Dies geht aus der Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage von Bündnis 90/Die Grünen hervor. Die Artenschutzorganisation Pro Wildlife kritisiert die Genehmigungspraxis der zuständigen Behörde: Diese lehnte seit 2005 nur fünf von 1.614 Einfuhranträgen (0,3 Prozent) für Jagdtrophäen ab. Alle diese Arten sind international geschützt, der Handel mit ihnen ist verboten. Für Jagdtrophäen werden allerdings großzügige Ausnahmen erteilt.
Deutsche Hobbyjäger töten bedrohte Wildtiere
Die Hobbyjagd auf Löwen und Elefanten sorgt immer wieder für negative Schlagzeilen. Die am Dienstag veröffentlichten Zahlen der Bundesregierung zeigen jedoch, dass die Jagd auf gefährdete und international geschützte Tierarten kein Einzelfall ist. Zahlreiche deutsche Jagdreiseanbieter haben die Jagd auf die so genannten Big Five im Angebot. Hinzu kommt eine große Menge anderer bedrohter Tiere, die von deutschen Jagdtouristen in Afrika und anderen Kontinenten erlegt werden – wie Eisbären, Braunbären, Wölfe, Geparden, Flusspferde und bedrohte Huftiere. „Angesichts des dramatischen Rückgangs vieler bedrohter Arten ist es absurd, dass Großwildjäger hunderte Trophäen mit staatlicher Genehmigung nach Deutschland importieren dürfen. Diese Praxis hat nichts mit zeitgemäßem Tier- und Naturschutz zu tun“, so Daniela Freyer von Pro Wildlife.
Fast alle Einfuhranträge werden genehmigt
Das Bundesamt für Naturschutz gibt an, die Jagd auf gefährdete Tiere sei in „Einzelfällen“ akzeptabel und die Behörde prüfe jeweils die „strikte Umsetzung gesetzlicher Vorschriften“ sowie die Einhaltung zahlreicher „Mindestanforderungen“. Die Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage zeigt jedoch, dass Anträge zur Einfuhr von Jagdtrophäen vom BfN in aller Regel durchgewunken werden, wenn das Jagdland ein Ausfuhrdokument erstellt und die EU kein explizites Exportverbot erlassen hat. „Die angeblich strenge Einzelfallprüfung, ob die Jagd nachhaltig und legal war, existiert nur auf dem Papier. Damit wird die Bundesregierung ihrer Verantwortung im Artenschutz nicht gerecht“, so Freyer.
Trophäenjagd in der Kritik
Die These von der Trophäenjagd als Instrument des Artenschutzes und der Armutsbekämpfung wird zunehmend widerlegt: Jagdquoten sind häufig nicht wissenschaftlich fundiert. In vielen Jagdländern mangelt es an Kontrollen, es herrschen Missmanagement und Korruption. Zudem werden Einnahmen aus der Jagd nicht umverteilt und kaum Arbeitsplätze geschaffen. „Ignoriert wird zudem, dass bei der Großwildjagd besonders grausame Jagdmethoden zum Einsatz kommen, wie die Jagd mit Pfeil und Bogen oder die Gatterjagd auf handaufgezogene Tiere. Nach deutschem Recht wären solche Methoden, ebenso wie die Jagd aus reiner Lust am Töten und Trophäengier nicht zulässig“, so Freyer. Neben Spanien ist Deutschland das EU-Land, das die meisten Trophäen artgeschützter Tiere importiert.
>> Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der Grünen
>> Website des Bundesamtes für Naturschutz:
„Aus naturschutzfachlicher Sicht kann die Jagd auf gefährdete Tiere deshalb in Einzelfällen akzeptiert werden, sofern neben den notwendigen gesetzlichen Regelungen und deren strikter Umsetzung eine Reihe von Mindestanforderungen an die jeweilige jagdliche Nutzung erfüllt ist.“