Mehr als 155.000 Unterschriften gegen Wildtiere im Wohnzimmer

Petitionsübergabe an die Bundestagsabgeordneten Anke Hennig (SPD), Dr. Zoe Mayer (Bündnis 90 / Die Grünen) und Ina Latendorf (Die LINKE)

Berlin, 11. September 2024. – Mehr als 155.000 Stimmen fordern, den Handel und die Privathaltung von Wildtieren als Heimtiere strenger zu regulieren, mithilfe einer Positivliste für Heimtiere, einer Tierbörsenverordnung und einer strengen Regulierung des Online-Handels. Diese Unterschriften haben heute sieben Tierschutzorganisationen an die Bundestagsabgeordneten Anke Hennig (SPD), Dr. Zoe Mayer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) und Ina Latendorf (Die LINKE) sowie die Tierschutzbeauftragte der Bundesregierung Ariane Kari übergeben. Vor einer eindrucksvollen Kulisse echter Tiertransportkisten zeigten AAP, Deutscher Tierschutzbund, IFAW, PETA Deutschland, Pro Wildlife, Humane Society International (HSI) und VIER PFOTEN – Stiftung für Tierschutz die Dringlichkeit einer bundeseinheitlichen Regelung zur Privathaltung und zum Handel mit exotischen Heimtieren auf.

„Die breite Unterstützung zeigt, dass nicht nur die Tierschutzorganisationen Handlungsbedarf sehen, sondern auch die Wähler*innen“, erklärt Biologin Katharina Lameter von Pro Wildlife. „Der aktuelle Entwurf des neuen Tierschutzgesetzes reicht noch immer nicht aus, um Wildtiere wirklich zu schützen. Daher fordern wir die Bundestagsparteien heute erneut dazu auf, die Lücken zu schließen und endlich wirksame und einheitliche Regelungen ins Tierschutzgesetz aufzunehmen, die dem Staatsziel Tierschutz wirklich gerecht werden.“ In einer gemeinsamen Stellungnahme mit weiteren Tier- und Artenschutzorganisationen werden die Verankerung einer Positivliste für Heimtiere, einer Tierbörsenverordnung und einer Regulierung des Online-Handels gefordert.

Exotische Heimtiere: Vielfältige Gefahren für Mensch und Tier

In Deutschland gibt es bisher keine bundeseinheitlichen Regelungen für exotische Heimtiere. So ist gegenwärtig der Großteil des Handels und der Privathaltung völlig legal. Jedes Jahr werden hierzulande mindestens 2.000 exotische Tierarten und über 100.000 Individuen vom Serval bis zum Katta gehandelt. Dabei sind exotische Tiere in aller Regel nicht als Heimtiere geeignet. Zu komplex sind die Ansprüche an ihre Haltung, ihre sozialen Interaktionen, ihre Ernährung und ihre tierärztliche Versorgung. Selbst wohlwollende Halter*innen können schnell überfordert werden. In der Regel fristen die Tiere daher ein erbärmliches Dasein bis sie sterben, entlaufen oder ausgesetzt werden. Doch nicht nur die Tiere selbst, sondern auch die öffentliche Sicherheit, die Gesundheit und die heimische Artenvielfalt leiden unter Handel und Haltung exotischer Heimtiere.

Trotz dieser Probleme ist der Handel kaum reguliert. Auf Tierbörsen oder Online lassen sich selbst geschützte Arten problemlos kaufen. Viele Tiere werden direkt aus der Natur gefangen und verkauft. In einer repräsentativen Umfrage im Jahr 2023 gaben 90% der Befragten an, dass die Haltung von Wildtieren in Deutschland strenger geregelt werden muss. 81% fordern ein Haltungsverbot für Exoten.

Positivliste schützt Biodiversität und gibt Tierleid keine Chance

Um diesen Missständen zu begegnen, bietet die Positivliste eine effektive, präventive und nachhaltige Lösung. Als Ergebnis eines transparenten, wissenschaftsbasierten Prozesses legt dieses Instrument fest, welche Tierarten für Handel und Privathaltung geeignet sind. Anders als andere Instrumente kommt die Positivliste Gefahren zuvor, bevor sie überhaupt entstehen. Dass die Positivliste umsetzbar ist und funktioniert, illustriert ihr Erfolg in anderen Ländern. Zehn europäische Staaten haben sie für bestimmte Tiergruppen bereits beschlossen bzw. erarbeitet. Auch juristische Bedenken können ausgeräumt werden: Ein Rechtsgutachten zeigt deutlich, dass eine Positivliste nach deutschem sowie europäischen Recht zulässig ist und aufgrund des Vorsorgeprinzips sowie des Staatsziels Tierschutz in Art. 20a des Grundgesetztes auch geboten ist.

Die Positivliste ist die pragmatische Lösung für eine Vielzahl von Problemen. Jetzt ist die Chance, sie auch umzusetzen. Denn mehr als 155.000 Unterschriften beweisen erneut, dass die Politik bei Tierleid im Wohnzimmer nicht mehr wegschauen darf.

Hintergrundinfos:

Fotos sind ab Mittwoch, 11.09.2024, ca. 15 Uhr, hier zum Download verfügbar. Bitte folgendes Copyright angeben: (c) VIER PFOTEN I Christopher Koch

Mehr zum Thema