Pandazucht von Profit, Prestige und Politik getrieben

Pro Wildlife kritisiert: Berliner Pandazucht kein Beitrag zum Artenschutz

Berlin / München, 15. Oktober 2024. – Der Zoo Berlin will am 16. Oktober erstmals die im August geborenen Panda-Babys der Öffentlichkeit präsentieren. Aus Sicht der Tier- und Artenschutzorganisation Pro Wildlife dient die Haltung der Pandabären vor allem dem Profit des Zoos sowie Chinas Panda-Diplomatie – aber nicht dem Artenschutz. Expertin Laura Zodrow von Pro Wildlife erklärt: „Die Haltung und Zucht von Leih-Pandas in westlichen Zoos ist kein Beitrag zum Artenschutz, sondern ein Geschäft, an dem viele verdienen.“

Chinas Panda-Diplomatie

Seit dem Sommer 2017 werden im Zoo Berlin wieder zwei große Pandabären zur Schau gestellt: Jiao Qing und Meng Meng. Die Tiere sind wie alle Zoo-Pandabären weltweit eine Leihgabe Chinas, für die der Zoo Berlin jährlich rund eine Million Euro an Leihgebühren zahlt. Eine Investition, die sich für den Berliner Zoo lohnen soll, denn Panda-Bären und noch viel mehr ihr Nachwuchs sind wahre Publikumsmagneten. Derzeit bietet der Zoo Berlin einstündige Panda-Touren zum Preis von 460 Euro an. Über den Verleih der Pandas an ausländische Zoos entscheidet die chinesische Regierung. Nur Staaten, mit denen China wirtschaftlich oder politisch zusammenarbeitet, erhalten Große Pandas als Leihgabe. Bei diplomatischen Krisen wurden Tiere auch wieder zurückgeholt. Im Ausland geborene Jungtiere bleiben in der Regel Eigentum Chinas und müssen an die Volksrepublik zurückgegeben werden.

Zucht um jeden Preis

Weil Pandas in Gefangenschaft selten auf natürlichem Weg Nachwuchs bekommen, wird dies häufig durch künstliche Befruchtung erzwungen. Als die Berliner Tiere Paarungsbereitschaft zeigten, wurden sie narkotisiert und die Befruchtung von einem eigens angereisten Expert*innen-Team im OP übernommen. In China produzieren Zuchtstationen seit Jahrzehnten in künstlicher Umgebung Pandas wie am Fließband. Und auch das Pandagehege im Zoo Berlin hat trotz Baukosten von rund 10 Millionen Euro nichts mit dem natürlichen Habitat des Großen Pandas gemein. „Die Zucht um jeden Preis ist weder tierschutzgerecht noch trägt sie zum Artenschutz bei, denn der Nachwuchs aus Zoos und Zuchtstationen hat das Überleben in freier Natur nie erlernt. Zudem fehlen in China zur Auswilderung geeignete Gebiete. Die Berliner Pandabären werden nie durch die letzten Bambus-Wälder Chinas streifen und zum Erhalt der Population in freier Wildbahn beitragen“, so die Pro Wildlife Sprecherin. 728 Pandas lebten 2023 weltweit in Gefangenschaft, nur 12 Tiere wurden in den letzten 20 Jahren ausgewildert.

Kein Beitrag zum Artenschutz

„Diese Tiere haben mit ihren wilden Artgenossen nur noch das Aussehen gemein. Zudem täuscht der als Artenschutz bejubelte Zuchterfolg über die wirkliche Problematik hinweg. Nur wenn es gelingt, Lebensraum und Wanderrouten der Tiere in China zu erhalten, können die Großen Pandas vor dem Aussterben bewahrt werden. Ansonsten werden sie irgendwann nur noch als traurige ‘Diplomaten‘ hinter Gittern leben.“

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