Tansania vertuscht Ausmaß der Elefantenwilderei

Regierung hält Bestandszahlen seit Monaten zurück

München, 11. Mai 2015. Seit Monaten hält die Regierung Tansanias Zahlen zurück, wonach die Wilderei in dem ostafrikanischen Land die Elefantenbestände drastisch dezimiert hat. Artenschützer fordern, die Studien zu veröffentlichen und konsequent gegen Wilderei, illegalen Elfenbeinhandel und Korruption vorzugehen.

Tansania hat in den letzten Jahren mehr als 65.000 Elefanten verloren  – mehr als jedes andere Land. 2009 wurde der Bestand noch auf 110.000 Elefanten geschätzt, fünf Jahre später auf nur noch 43.000. Am drastischsten waren die Rückgänge im Selous Mikumi Ökosystem, dem einst größten Bestand Ostafrikas. Lebten dort 2006 noch etwa 70000 Elefanten, so waren es 2014 nur noch etwa 15000, ein Rückgang von 79 Prozent. Die Population im Gebiet Ruaha Rungwa ging im selben Zeitraum um 76 Prozent zurück, von 35 000 Tieren auf 8 500. Diese dramatischen Rückgänge dokumentierten Forscher des Tanzania Wildlife Research Institute schon im Laufe des Jahres 2014. Doch anstatt die Zahlen zu veröffentlichten dementierten Tansanias Regierungsbehörden und  kommunizierten lediglich die Zunahme einer einzelnen, vergleichsweise kleinen Elefantenpopulation in der Serengeti.

„Die Regierung Tansanias vertuscht das Ausmaß der Wilderei, die Bestandsrückgänge werden gezielt zurückgehalten – und das nicht zum ersten Mal. Bereits 2010 zerrten Artenschützer die Wildereizahlen ins Licht der Öffentlichkeit, die Tansania vertuschen wollte, um eine Freigabe des Elfenbeinhandels zu erreichen“, sagt Daniela Freyer, Biologin bei Pro Wildlife.“Während Tansania offiziell den Anschein erwecken möchte, alles zum Schutz seiner Elefanten zu tun, sprechen die Bestandszahlen eine ganz andere Sprache“, so Freyer. Tansania steht international in der Kritik als das afrikanische Land, das am stärksten von Wilderei und illegalem Elfenbeinhandel nach Asien betroffen ist. Ermöglicht wird dies durch weit verbreitete Korruption und organisierte Kriminalität.“ Gleichzeitig finanzieren verschiedene Geberländer, darunter auch die Bundesregierung, in Tansania Projekte zum Schutz der Elefanten und anderer bedrohter Arten.

EU gibt Tansania grünes Licht

Trotz massiv dezimierter Elefantenbestände erteilte die EU im April Entwarnung für Tansanias Elefantenbestände: Sie erklärte die Jagd auf Elefanten für nachhaltig und erteilte damit den Plänen Tansanias, jährlich 100 Elefanten durch Trophäenjäger abschießen zu lassen, grünes Licht. Dabei werden laut der neuen Studie gerade die bei Großwildjägern begehrten älteren Elefanten, mit großen Stoßzähnen, am stärksten von Wilderern dezimiert.

„Die EU setzt damit das falsche Signal zur falschen Zeit. Wir fordern, dass die EU diese inakzeptable Entscheidung umgehend revidiert und zukünftig die Behauptungen Tansanias kritischer prüft“, so Freyer. „Die Staatengemeinschaft muss darauf drängen, dass Tansania endlich alles daran setzt, dass die Wilderei aufhört. Dazu gehören auch die gezielte Bekämpfung der Korruption und mehr Transparenz“.

Mehr zum Thema