Berlin/ München, 03. Juli 2023. – Die Haltung von exotischen Wildtieren im heimischen Wohnzimmer wird von einer Mehrheit der Deutschen abgelehnt. Darüber hinaus befürworten die meisten eine strengere Regulierung der privaten Wildtierhaltung und sprechen sich entschieden gegen den Fang von Wildtieren für die Privathaltung aus. Damit zeigt eine aktuelle repräsentative Online-Umfrage mehrerer Tier- und Artenschutzorganisationen*, dass die bisherigen Regeln nicht ausreichen.
Bürger*innen wünschen strengere Regulierung des Wildtierhandels
Bislang ist in Deutschland die Privathaltung von Wildtieren wie Affen, Löwen, Pumas, exotischen Vögeln, Schlangen, Echsen, Schildkröten, Fröschen, Fischen oder Spinnen nahezu uneingeschränkt erlaubt. Die Folge sind weitreichende Tier- und Artenschutzprobleme, aber auch hohe Risiken für die öffentliche Sicherheit und Gesundheit. Dr. Henriette Mackensen, Tierärztin beim Deutschen Tierschutzbund, erklärt: „Viele Wildtiere sind sehr anspruchsvoll und können in privater Hand kaum artgerecht gehalten werden. Dass Halter oft überfordert sind, spüren auch die Tierheime und Auffangstationen. Sie sind mit der aufwändigen und kostenintensiven Pflege exotischer Wildtiere vollkommen überlastet. “
„Obwohl der Handel und die Privathaltung von Wildtieren mit einer Vielzahl an Risiken für Tier und Mensch einhergeht, sind diese in Deutschland bisher kaum reguliert. Die anstehende Überarbeitung des Tierschutzgesetzes muss jetzt genutzt werden, um diese offensichtlichen Missstände endlich zu ändern“, betont Rüdiger Jürgensen, Director Policy and Advocacy, VIER PFOTEN – Stiftung für Tierschutz Deutschland. Tier und Artenschutzorganisationen fordern schon lange von der Bundesregierung, endlich aktiv zu werden und die private Wildtierhaltung zu regulieren. Die aktuelle Online-Umfrage zeigt, dass sich dies auch die Mehrheit der Wähler*innen wünscht. 90 Prozent der Befragten sprechen sich für eine strengere Regulierung des Handels und der Privathaltung von exotischen Wildtieren aus. 81 Prozent, wünschen sich sogar ein vollständiges Verbot der privaten Wildtierhaltung.
Kein Verständnis für Wildfänge
Besonders problematisch ist aus Sicht der Tier- und Artenschutzorganisationen der Fang von Wildtieren für die Privathaltung. Biologin Katharina Lameter von Pro Wildlife erklärt: „Deutschland ist nach wie vor einer der Hauptabsatzmärkte für exotische Wildtiere. Unzählige Tiere werden jährlich unter tierschutzwidrigen Bedingungen aus der Natur gefangen und nach Deutschland transportiert, darunter auch bedrohte, artgeschützte und gefährliche Tiere.“
Die nun veröffentlichte Online-Umfrage macht deutlich, dass diese grausame Praxis von der überwiegenden Mehrheit der Deutschen abgelehnt wird. Ganze 94 Prozent der Befragten gaben an, dies für falsch zu halten. Robert Kless, Länderdirektor von IFAW (International Fund for Animal Welfare), macht deutlich: „Der Mehrheit der Menschen ist Tier- und Artenschutz viel wichtiger als exotisch bestückte Terrarien und Aquarien. Es ist mir unverständlich, dass die Politik dies noch nicht erkannt hat.“
Tier- und Artenschutzorganisationen fordern Positivliste
Zahlreiche europäische Länder haben in den letzten Jahren Vorschriften zur Regulierung der privaten Wildtierhaltung erlassen. Besonders bewährt haben sich Positivlisten, die regeln, welche Tiere privat gehalten werden dürfen und welche dafür nicht geeignet sind. David van Gennep, Geschäftsführer von AAP, hat die Einführung der Positivliste in den Niederlanden begleitet und hält sie auch in Deutschland für den richtigen Weg: „Deutschland muss das Rad nicht neu erfinden. Andere europäische Länder hatten ähnliche Probleme mit exotischen Haustieren. Wir haben ihnen geholfen, Positivlisten einzuführen, die das Leiden von Tieren und Menschen verhindern.“
* Die Umfrage wurde im Auftrag von AAP (Animal Advocacy and Protection), Deutscher Tierschutzbund e.V., IFAW (International Fund for Animal Welfare), Pro Wildlife e.V. und VIER PFOTEN – Stiftung für Tierschutz zwischen dem 12. und 21. Juni 2023 durchgeführt und befragte insgesamt 1.070 Personen ab 18 Jahren.
Hintergrundinfos:
>> Zusammenfassung der Online-Umfrage
>> Infografik zur Online-Umfrage
>> Hintergrund zur Wildtierhaltung