Urlaubs-Selfie mit Wildtier – ein Trend mit Folgen

Worauf im Urlaub zu achten ist

München, 20. Juni 2023. Tiger, Faultier, Affe oder Elefant – in den Sozialen Medien finden sich unzählige Fotos von Urlaubenden, die auf ihren Reisen mit wilden Tieren posieren. Ob mit Wildtieren in Gefangenschaft oder in der Natur, Selfies mit Tieren sind beliebt und generieren unzählige Likes. Besonders Tierkinder gelten als Touristenmagnet und müssen für Fotos herhalten. Für die Tiere ist das eine Qual, doch das Tierleid hinter den Kulissen wird systematisch verschwiegen. „Andere auf das Tierleid hinter diesem Urlaubstrend aufmerksam zu machen, ist eine der besten Maßnahmen, um das Problem zu stoppen. Wildtiere sind keine Entertainer für den Menschen und erst recht nicht für Likes und Reichweite zu missbrauchen,“ so Katharina Lameter von Pro Wildlife.

Warum stellt das Urlaubs-Selfie mit Wildtier ein Problem dar?

Der direkte Kontakt zu Menschen stresst die Tiere physisch und emotional – auch in freier Natur. Als Folge kann es zu einer Unterbrechung von Futtergewohnheiten und sogar einer Senkung der Geburtenraten kommen. Dazu erhöht sich die Gefahr einer Übertragung von für die Tiere gefährlichen Krankheiten.

Bei Wildtieren in Gefangenschaft kommt noch hinzu, dass sie oft angekettet oder ruhiggestellt werden. Der Nachwuchs wird für das Geschäft meist gewaltsam von den Muttertieren getrennt. Delfine und Elefanten werden trainiert und gefügig gemacht, ihr Wille gewaltsam gebrochen. Plumploris werden Zähne gezogen und Tiger entkrallt, damit sie dem Menschen während der Fotoaufnahme nichts tun.

Wildtiere werden für touristische Zwecke missbraucht und dafür gequält

Die Tourismusbranche bedient sich an unserer Begeisterung für exotische Tiere. Wildtiere werden dabei von der Geburt bis zum Tod ausgebeutet. Das Konzept geht auf, weil Menschen glauben, die Tiere hätten dabei auch Spaß. Soziale Medien tragen zu dieser Irreführung und folglich zur steigenden Nachfrage bei: Unbewusste Befürwortungen von Freunden und Followern legitimieren Begegnungen mit Wildtieren als Attraktion, bevor Reisende jemals in die Nähe eines Tieres kommen. Die Selfies – vom Schwimmen mit Delfinen, Posieren mit Tigern, Elefantenreiten – sind virale Werbung für Attraktionen, die mit hautnahen Erlebnissen mit Wildtieren werben.

#StopAnimalSelfies

Costa Rica startete 2019 als erstes Land mit dem Hashtag #stopanimalselfies eine eigene Kampagne gegen Wildtier-Tourismus und den Selfie-Wahn mit Tieren. Auch Instagram versucht seit 2017 das Bewusstsein dafür zu schärfen und hat eine Warnung eingebaut. Wer die Hashtags #koalaselfie, #dolphinkiss oder #elephantride eingibt, dem wird zuerst diese Meldung angezeigt: „Die Misshandlung von Tieren sowie der Verkauf von bedrohten Tierarten oder deren Körperteilen ist auf Instagram untersagt. Du suchst gerade nach einem Hashtag, das möglicherweise zu Tierquälerei oder zur Zerstörung der Umwelt ermutigt.“

Wildtieren mit Respekt begegnen statt viral Aufmerksamkeit erregen

Erkundigen Sie sich im Vorfeld über die angebotenen Attraktionen mit Tieren. Klären Sie Freundeskreis und Mitreisende über das Leid der Tiere auf, das hinter den Touristenfotos steckt. Und sagen Sie dem Reiseveranstalter, dass Sie solche Angebote aus Tierschutzgründen ablehnen.

Die Tier- und Artenschutzorganisation Pro Wildlife hat fünf Empfehlungen für einen tierfreundlichen Urlaub zusammengestellt:

  1. Beobachten Sie Tiere in freier Natur und mit Abstand. Also kein Elefantenreiten!
  2. Besuchen Sie keine Tier-Shows wie Delfinarien und informieren Sie sich genau, bevor Sie eine Auffangstation für Wildtiere besichtigen. Diese sollte großzügig und naturnah eingerichtet sein, die Tiere sich frei bewegen dürfen und kein direkter Kontakt angeboten werden.
  3. Verzichten Sie auf Souvenirs, die aus Wildtieren hergestellt werden wie Korallenschmuck, Accessoires aus Schlangenleder oder Mitbringsel aus Elfenbein.
  4. Lassen Sie Delikatessen aus Wildtieren wie Haifischsuppe oder Froschschenkel links liegen.
  5. Und natürlich: Nehmen Sie Abstand von Fotoshootings mit Wildtieren.

Hintergrundinfos:

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