Wilderei stoppen
Jedes Jahr werden 19 Milliarden US-Dollar weltweit mit Wilderei und illegalem Tierhandel verdient. Die Gewinne sind somit ähnlich hoch wie beim Schmuggel von Drogen, Waffen und im Menschenhandel – aber die Risiken einer Strafverfolgung deutlich geringer.
Wilderei bedroht viele Arten
Die Wilderei bedroht den Bestand vieler Tierarten. Für den internationalen Markt werden pro Jahr etwa 20.000 Elefanten wegen ihres Elfenbeins und fast 1.000 Nashörner wegen ihres Horns gewildert. Über 2.030 Tiger wurden in den letzten zwei Jahrzehnten im illegalen Handel beschlagnahmt – die Dunkelziffer der Wilderei ist noch weit höher. Alle Großkatzen (Tiger, Löwen, Leoparden, Jaguare) werden wegen ihres Fells gewildert oder weil ihre Knochen begehrte Bestandteile in der Traditionellen Medizin Asiens sind. Schuppentiere gehören zu den am stärksten gewilderten Tierarten, weil ihre Körperteile als vermeintliche Heilmittel gehandelt werden.
In Afrika, Lateinamerika und Asien werden zudem verschiedene Tierarten für den Verzehr und den illegalen Handel mit Wildfleisch gejagt. Zehn Millionen Tonnen sogenanntes Buschfleisch werden in den Tropen und Subtropen weltweit jährlich konsumiert, allein die Hälfte davon im Kongobecken. Auch hochbedrohte Arten wie Gorillas und Schimpansen sind betroffen. Fleisch und Körperteile werden zunehmend auch in den Städten an die wohlhabende Kundschaft verkauft.
Was ist Wilderei und wo ist sie am schlimmsten?
Unter Wilderei versteht man das illegale Jagen und Fangen von Wildtieren. Je nach Land gibt es unterschiedliche gesetzliche Bestimmungen zum Schutz von Wildtieren: Das Töten oder der Fang mancher Arten ist vollständig verboten, andere dürfen zu bestimmten Zeiten, in bestimmten Gebieten oder mit behördlicher Genehmigung legal gejagt oder gefangen werden. Zum Teil gelten Abschuss- oder Fangquoten. Zudem gibt es oft noch Jagdbeschränkungen je nach Geschlecht, Altersklasse oder Größe der Tiere. Wird gegen solche Bestimmungen verstoßen, spricht man von Wilderei.
Die Wilderei ist vor allem in ärmeren Ländern und fehlenden Kontrollen besonders schlimm – und auf Arten, die hohe Preise auf dem Schwarzmarkt erzielen, wie beispielsweise Nashorn, Tiger oder Elefant.
Doch auch in Europa und in Deutschland wird gewildert: In vielen EU-Ländern sind noch immer geschützte Sing- und Zugvögel im Visier der Wilderei, aus Tradition oder als vermeintliche Delikatesse. Jäger*innen schießen auch hierzulande illegal große Beutegreifer wie Wolf und Luchs, aber auch Greifvögel, weil sie sie als Konkurrenten sehen.
Steigende Nachfrage und globaler Konsum
Die Wilderei dreht sich längst nicht mehr nur um die Jagd zur Eigenversorgung, sondern darum, die boomende und lukrative Nachfrage globalisierter Märkte zu bedienen. Wilderer sind heute häufig nur das Anfangsglied in einer Kette international organisierter Netzwerke. Die Kriminellen am Ende dieser Kette sind es, die mit dem illegalen Handel bedrohter Arten Milliardenbeträge umsetzen.
In einigen asiatischen Ländern wie China und Vietnam, die wichtige Absatzmärkte für eine Vielzahl von Wildtierprodukten sind, ist der Wohlstand deutlich angestiegen. Auch in vielen afrikanischen Ländern gibt es eine wachsende urbane Mittelschicht. Dies hat die Nachfrage und damit auch die Wilderei stark ansteigen lassen. Auch an Europas Flughäfen wird immer wieder Fleisch von Affen, Schuppentieren oder Antilopen beschlagnahmt.
Ursachen für die zunehmende Wilderei sind:
- steigende Nachfrage und damit explodierende Preise eines globalisierten Marktes für Wildtierprodukte, sei es für Luxusprodukte, vermeintliche Heilmittel oder Statussymbole,
- kriminell organisierte, internationale Syndikate, die die Korruption im lukrativen Geschäft mit Wildtieren fördern,
- die rasant fortschreitende Erschließung von Natur, so dass Wilderer sogar Zugang zu entlegenen Gebieten bekommen,
- Verfügbarkeit automatischer Waffen,
- bewaffnete Milizen, die in Konfliktgebieten die Wilderei schüren,
- Entwicklungsländer, denen die finanziellen Ressourcen für Kontrollen und Ranger fehlen,
- steigende Bevölkerungszahlen sowie zunehmende Armut.
Elfenbein-Wilderei bedroht Elefanten
Die Wilderei für den Elfenbeinhandel stellt die größte Gefahr für Afrikas Elefanten dar. In Teilen Asiens und Afrikas hat dies Elefanten bereits ausgerottet. Während zu Beginn des 20. Jahrhunderts noch mehrere Millionen Elefanten in Afrika lebten, gibt es heute noch etwa 415.000 Tiere, davon gehören 40.000 bis 65.000 zu den akut vom Aussterben bedrohten afrikanischen Waldelefanten. Der Bestand der Savannenelefanten wurde durch die Gier nach Elfenbein in nur sieben Jahren (2007-2014) um ein Drittel dezimiert. 65.000 Elefanten starben allein in Tansania, über 60 Prozent des Bestandes. Im benachbarten Mosambik waren es 50 Prozent. Der wichtigste Absatzmarkt für das weiße Gold ist heute Asien.
Mit bis zu 60.000 US-Dollar pro Kilo ist das Horn von Nashörnern mehr wert als Gold. In Vietnam wird das pulverisierte Horn wie eine Droge gehandelt und vor allem von den Reichen und Mächtigen konsumiert. Bislang war das Horn als vermeintliches Heilmittel in der Traditionellen Medizin Asiens begehrt, wo es als fiebersenkend, entgiftend und krampflösend galt. Heute wird es von einer reichen Elite vor allem als Statussymbol gehandelt und konsumiert. Kriminelle internationale Netzwerke schrecken vor nichts zurück, um an das Horn zu kommen: Sie infiltrieren Schutzgebiete, bedienen sich korrupter Ranger, Nashornzucht- und Jagdfarmen. In Afrika leben noch etwa 22.000 bis 25.000 Nashörner zweier verschiedener Arten. In zehn Jahren (2011–2020) wurden 10.000 Nashörner gewildert, nur um ihnen das Horn abzutrennen. Teils verbluten die Tiere qualvoll oder sind noch am Leben, wenn sie gefunden werden. Unzählige Jungtiere bleiben mutterlos zurück.
> Mehr Infos zum Nashorn
Unsere Forderungen
- Kein Handel mit bedrohten Arten
Bedrohte Arten dürfen nicht mit Preisschildern versehen werden: Elefant, Nashorn, Tiger, Löwe, Eisbär, Flusspferd und weitere von Handel und Wilderei bedrohte Arten müssen streng geschützt, Tötung und Vermarktung ihrer Körperteile konsequent verboten werden. Es darf keine Ausnahmen für Verkäufe aus Lagerbeständen, aus Zuchtfarmen oder für „private Zwecke“ geben, da diese den illegalen Handel befeuern. - Konsequentes Vorgehen gegen Wilderei und illegalen Artenhandel
Artenschutz-Kriminalität ist kein Kavaliersdelikt, sondern ein ernstzunehmendes Verbrechen, das unsere Lebensgrundlagen bedroht. Der Kampf gegen Wilderei, Korruption, kriminelle Netzwerke und den illegalen Handel muss international, in der EU und auch in Deutschland höhere Priorität bekommen. Es fehlt an geschultem Personal in Vollzugs-, Ermittlungs- und Strafverfolgungsbehörden. - Nachfrage stoppen
Die Nachfrage überregionaler und globaler Märkte treibt Wilderei und illegalen Handel an. Es braucht gezielte Maßnahmen zur Reduzierung der Nachfrage, bessere Aufklärung sowie strengere Gesetze (auch für Angebote auf Internetplattformen und in den Sozialen Medien) in Herkunftsländern und Absatzmärkten. - Förderung alternativer Einnahmequellen
Um der Wilderei den Nährboden zu entziehen, müssen Deutschland, die EU und die internationale Gemeinschaft unter anderem im Rahmen der Entwicklungszusammenarbeit alternative, nicht-konsumtive Einnahmemöglichkeiten für die lokale Bevölkerung in den von Wilderei besonders betroffenen Gebieten schaffen. Der Erhalt lebender Wildtiere muss gefördert und entlohnt werden.
- Verzichten Sie auf Produkte mit Wildtieren, seien es Souvenirs, Elfenbein, Medizinprodukte, Mode oder Dekoartikel mit Fellen oder Reptilleder. Viele Arten sind bedroht oder werden illegal gehandelt. >> Mehr Infos zu Wildtieren als Luxusware
- Unterstützen Sie mit einer Spende den Kampf gegen Wilderei und illegalen Tierhandel!
Schutz für Nashorn und Elefanten
Pro Wildlife setzt sich mit Erfolg für strengere internationale Schutzbestimmungen ein. So halfen wir mehrfach, eine Freigabe des internationalen Handels mit Elfenbein und Nashorn zu verhindern. Um die Wilderei zu stoppen, kämpfen wir für eine Schließung aller Absatzmärkte für Elfenbein. Immer mehr Länder kommen dieser Forderung nach, seit 2022 gelten auch in der EU strengere Regeln.
Kampf gegen Wildtierkriminalität
Pro Wildlife unterstützt das EAGLE-Netzwerk gegen illegalen Wildtierhandel. In mehreren Ländern Afrikas hat das EAGLE-Team in Undercover-Einsätzen bereits hunderte Wilderer, Tierschmuggler und korrupte Behörden überführt, für die strafrechtliche Verfolgung von Artenschutzdelikten gesorgt und unzählige Wildtierprodukte sowie lebende Affen, Graupapageien und andere Tiere beschlagnahmen lassen. >> Wildtierkriminalität: Ausmaß, Folgen und Lösungen
Schutz für Löwen
2016 verbot die CITES-Artenschutzkonferenz den Handel mit Körperteilen von Löwen weitgehend. Auch die Konvention zum Schutz wandernder Arten (CMS) stellte Löwen 2017 erstmals unter Schutz. 2021 versprach Südafrikas Umweltministerin ein Ende des grausamen Geschäfts mit Löwen-Knochen aus Zuchtfarmen.
Hilfe für die Opfer der Wilderei
Wir retten Elefanten, Affen und anderer Wildtiere, deren Familien Opfer von Wilderern wurden. Seit mehr als 20 Jahren ermöglicht Pro Wildlife, dass tausende Tiere beschlagnahmt, in Rettungsstationen gesund gepflegt und, wann immer möglich, in die Natur zurück gebracht werden.
Alternativen zur Wilderei
In Zusammenarbeit mit den Menschen vor Ort hilft Pro Wildlife in Kamerun, Tansania und Botswana alternative Einnahmequellen zu entwickeln, und fördert Bildungs- und Aufklärungsprojekte für Erwachsene und Kinder.