Delfine – die vergessenen Meeressäuger
Von der Öffentlichkeit geliebt, bei Fischern verhasst und im internationalen Artenschutz häufig vergessen: All dies wird Delfinen zum Verhängnis. Sie leiden in Delfinarien, sterben als Beifang. Und sie werden von Fischern als verhasste Konkurrenten um schwindende Fischbestände gnadenlos verfolgt. Warum sie gejagt werden und wie Sie beim Delfinschutz mithelfen können:
Mehr als 100.000 Delfine werden jährlich gejagt
Im Gegensatz zu Walen gibt es für Delfine bis heute kein weltweites Fangverbot. Ob auf peruanischen Fischerbooten, im Amazonasbecken oder in europäischen Gewässern: Mehr als 100.000 Delfine und Kleinwale werden jährlich weltweit gezielt getötet. Sie enden als Hai-Köder, Braten, Brautschmuck oder Aphrodisiakum. Unser Bericht „Small Cetaceans – Big Problems“ gab 2018 erstmals einen weltweiten Überblick. Wie die Jagd seitdem weiter eskalierte, zeigt unser aktueller Bericht „Small cetaceans, even bigger problems“ (Februar 2024), auf Deutsch „Kleine Meeressäuger, noch größere Probleme“.
Bis zu 300.000 Delfine sterben als Beifang der Fischerei
Egal ob Schleppnetze, Ringwaden, Stellnetze oder Langleinen: Delfine, wie auch andere Meeresbewohner, sterben zuhauf als Beifang in der Fischerei. Werden sie in der industriellen Fischerei häufig einfach über Bord entsorgt, landen sie in manchen Regionen auf den lokalen Fleischmärkten.
Pro Wildlife unterstützt Forschungsprojekte, die den Beifang von Delfinen in der Fischerei verhindern wollen. Auch kämpfen wir für eine umfassende Reform der Fischerei – weg von einer subventionierter Hightech-Fischerei, die die Ozeane leerräumt.
Delfine leiden tausendfach in Delfinarien
Etwa 3.600 Delfine vegetieren in engen Betonbecken weltweit; fast 90 Prozent von ihnen sind Große Tümmler (wie zum Beispiel „Flipper“, der Zuschauerliebling aus der gleichnamigen TV-Serie der 1960er und 1970er. Aber auch dutzende Orcas, Grindwale, Weißstreifendelfine und Riss-Delfine werden in Delfinarien gehalten.
Die bewegungsfreudigen, intelligenten und hoch sozialen Tiere leiden an Langeweile und Bewegungsmangel, viele entwickeln Verhaltensstörungen oder sterben frühzeitig.
Während in Europa immer mehr Delfinarien geschlossen werden, boomen derzeit vor allem Aquaparks in Asien. Und noch immer werden wilde Delfine im Meer eingefangen – nach eigenen Angaben hat Japan zwischen 2000 und 2020 mehr als 1.000 wild gefangene Große Tümmler exportiert, die meisten davon nach China, Russland und Thailand. Mehr Infos >>
Nicht nur die Jagd und der Fang für Delfinarien bedrohen Delfine. Inzwischen fordern auch die Vermüllung, die Giftstoffbelastung der Meere und die Klimakrise immer mehr Opfer unter den Meeressäugern. Die kommerzielle Fischerei verursacht nicht nur Nahrungsknappheit, sondern stellt mit ihren riesigen Netzen eine tödliche Falle dar.
Zu all diesen Gefahren kommt der stetig wachsende Lärmpegel in den Meeren – verursacht durch Schiffsverkehr, Schallkanonen zum Lokalisieren von Öl- und Gasvorkommen, aber auch Windkraftparks und militärische Übungen. Dieser Lärm vertreibt auch Delfine aus vielen Gebieten und lässt die Tiere regelrecht taub werden – ihre Kommunikation mit Artgenossen, eigentlich über riesige Distanzen hin möglich, wird gestört. Sogar Strandungen können so ausgelöst werden.
Unsere Forderungen
- Ein weltweit besserer Schutzstatus für Delfine und ein Verbot der Delfinjagd
- Abschaffen schädlicher Fischereisubventionen
- Entwicklung und Förderung von Maßnahmen, um den Beifang von Delfinen in der Fischerei zu reduzieren
- Die EU muss alle diplomatischen Möglichkeiten ausschöpfen, um die Delfinjagd in europäischen Gewässern zu beenden
- Ein Ausbau der Meeresschutzgebiete auf 30 Prozent der Ozeane ist Ende 2023 beschlossen wurden – nun braucht es für einen erfolgreichen Delfinschutz eine zeitnahe Umsetzung sowie das Einrichten von “Nullnutzungszonen“ ohne Fischerei und ohne Rohstoffabbau in einem Drittel der Schutzgebiete.
So helfen Sie beim Delfinschutz mit:
- Besuchen Sie keine Delfinarien! Klären Sie Freundes- und Familienkreis über die Tier- und Artenschutzprobleme auf.
- Verzichten Sie auf Meeresfisch! Das entlastet die überfischten Ozeane und reduziert das Risiko für Delfine, in Fischernetzen zu sterben.
- Beobachten Sie Delfine in freier Natur – achten Sie dabei auf Anbieter, die Abstand halten und die Tiere nicht bedrängen.
Als Delfinpat*in bzw. mit einer Spende helfen Sie mit
- Schutzgesetze zu verbessern
- fundierte Studien und Berichte als Verhandlungsgrundlage mit den Verantwortlichen zu erstellen
- die Jagd auf Delfine und Kleinwale langfristig einzudämmen
- die Schließung von Delfinarien und ähnlicher Einrichtungen zu erkämpfen
2000
Pro Wildlife zeigt erstmals Videomaterial der grausamen Delfinjagd im japanischen Fischerdorf Futo. Stern TV und andere Medien berichten; die Delfinjagd in Futo wird wenig später eingestellt.
2009
Als offizieller Partner des Oskar-prämierten Films „Die Bucht“ hilft Pro Wildlife, die Delfinjagd im japanischen Küstenstädtchen Taiji an den Pranger zu stellen.
2012
Ausgelöst durch unserem Bericht „Toxic Menu“ (PDF) verlangt die IWC von Walfangländern, ihre Bevölkerung über gesundheitliche Risiken durch den Verzehr von Wal- und Delfinfleisch aufzuklären.
2020
Die Delfinjagd in Japan ist seit dem Jahr 2000 um 93 Prozent zurückgegangen. Hauptgrund hierfür ist das fehlende Interesse an Delfinfleisch.
2021
Die EU fordert mit deutlichen Worten die Färöer-Inseln auf, die grausame Jagd auf Delfine und Grindwale umgehend zu beenden.
Publikationen
2024: Unser neuester Bericht „Small cetaceans, even bigger problems“(PDF) zeigt, dass in den letzten Jahren die globale Jagd auf Delfine noch weiter eskaliert ist.
2018: Unser Bericht „Small Cetaceans – Big Problems“ (PDF) zeigt erstmals das globale Ausmaß der weltweiten Jagd auf Delfine und Kleinwale.
2012: Unser Bericht „Toxic Menu“ (PDF) zeigt, dass Wal- und Delfinfleisch stark mit Giftstoffen belastet ist.
2012: In unserem Bericht „Breaking Ranks“ (PDF) analysieren wir die Wal- und Delfinjagd in Grönland und auf den Färöer-Inseln.