Echsen ohne Beine?
Mehr als 4.070 Arten von Schlangen (Serpentes) sind aktuell beschrieben (Stand März 2024). Sie stammen von echsenartigen Vorfahren ab, ihre Beine haben sich vollkommen zurückentwickelt, der Körper hat sich in die Länge gestreckt. Schlangen sind weltweit zu finden, ausgenommen in der Arktis, der Antarktis, Permafrostgebieten und auf einigen Inseln.
- Status: —
- Population: 4.073 Arten
- Lebensraum: gemäßigt bis Tropen, Wüsten
Schlangen: Faszinierende Tiere mit schlechtem Image
Mit wachsender Körperlänge wuchs auch die Anzahl der Wirbelkörper: Statt der 19 bis 29 Wirbel, wie sie bei Echsen vorhanden sind, haben Schlangen zwischen 200 und 435 Wirbel. Große Anakonda (Eunectes murinus, mit mehr als fünf Metern und bis zu 82 Kilogramm) und Netzpython (Python reticulatus, bis zu sieben Meter und 75 Kilogramm) sind die größten Schlangen. Der Taipan (Oxyuranus scutellatus) gilt als die giftigste Art. Mit nur zehn Zentimeter Länge und so dünn wie eine Nudel ist die auf Barbados lebende Blindschlange Leptotyphlops carlae die kleinste Schlange der Welt und würde von Laien wohl eher für einen Regenwurm gehalten.
Die Haut der Tiere besteht aus einer dichten, schuppenförmigen Hornschicht. Schlangen wachsen, wie alle Reptilien, ein Leben lang. Da ihre Hornschicht nicht abschuppt, wie bei uns Menschen, muss sie sich regelmäßig komplett häuten. Sogar die Hornhaut der Augen erneuert sich bei der Häutung.
Bis heute leiden Schlangen unter ihrem schlechten Image: In der Bibel stehen sie für die Verführung, im Zeichentrickfilm „Das Dschungelbuch“ ist die Schlange Kaa als hinterlistiges, gemeines Tier dargestellt, in vielen Gebieten weltweit werden Schlangen erschlagen. Viele Menschen haben Angst vor Schlagen, sie leider unter der sogenannten Ophidiophobie.
Schlangen sind keine Kostverächter
Von Insekten, Schnecken und Eiern bis hin zu Vögeln, kleineren Säugetieren und anderen Reptilien: Das Nahrungsspektrum der Schlangen ist groß. Dabei kommen sie auf unterschiedlichen Wegen zur Mahlzeit. Lauerjäger wie Riesenschlangen, Vipern und Ottern lauern ihrer Beute auf, bevor sie schnell zuschlagen. Nattern und Giftnattern dagegen sind Stöberjäger. Sie suchen ihre Beute im Gestrüpp oder im Wasser.
Schlangen kauen ihre Beute nicht, sondern verschlingen sie am Stück. Obwohl manche von ihnen bis zu sechs Reihen von Zähnen haben, dienen diese nur dazu, die Beute festzuhalten oder ihnen, im Falle von Giftschlangen, das Toxin zu injizieren. Dass sie selbst riesige Beute verschlingen können, liegt daran, dass ihr Unterkiefer aus zwei getrennten Hälften besteht, die unabhängig voneinander bewegt werden können; auch sind Ober- und Unterkiefer nicht miteinander verwachsen, wodurch sie ihr Maul riesig aufreißen können.
Schlangen riechen mit der Zunge
Mit der zweizipfeligen, gespaltenen Zunge riechen die Tiere und machen sich ein Bild ihrer Umgebung. Zum Züngeln müssen sie nicht mal den Mund öffnen, im Oberkiefer befindet sich ein kleiner Schlitz, durch sie die Zunge schieben. Schlangen sind taub, sie können aber selbst schwache Vibrationen über den Boden oder das Wasser wahrnehmen. Sogenannte Schlangenbeschwörer kontrollieren die Schlange nicht durch Musik, sondern durch die Bewegung der Flöte.
Eine große Gefahr für Schlangen ist der millionenfache Fang für den internationalen Häutehandel: Luxuslabels in Paris und Mailand verarbeiten bis heute vor allem Pythons und Anakondas, aber auch unzählige Wassertrugnattern enden als Handtasche oder Stiefelette. Darüber hinaus wird Schlangenfleisch primär in Asien gegessen. Vor allem bunte, markant gezeichnete oder giftige Arten sind zudem im internationalen Heimtierhandel sehr begehrt.
Das tut Pro Wildlife
Pro Wildlife konnte bereits für zahlreiche Reptilienarten internationale Handelsbeschränkungen oder gar -verbote erwirken, bei Schlangen z.B. die Spinnenschwanzviper (Pseudocerastes urarachnoides) oder die Kenia-Puffotter (Bitis worthingtoni). Wir kämpfen gegen den Handel mit exotischen Haustieren und fordert härtere Gesetze und Strafen beim Handel mit exotischen Tieren. Wir klären auf über die grausamen Praktiken bei der Gewinnung von Reptilleder.