Wildtierhandel

Wildtierhandel

Wildtierhandel bedroht die Artenvielfalt

Der internationale Wildtierhandel ist nicht nur ein immenses Tierschutzproblem, sondern bedroht auch die Artenvielfalt. Denn noch immer stammt ein erheblicher Anteil der angebotenen Wildtiere aus der Natur.

Vom Nasenbären bis zum Korallenfisch

Internet und Globalisierung haben den Verkauf von Wildtieren aus aller Herren Länder ermöglicht. Das gehandelte Artenspektrum ist riesig und reicht von südamerikanischen Nasenbären und Glasfröschen über afrikanische Giftschlangen und Geckos bis hin zu Schönhörnchen und Korallenfischen aus Südostasien.

Deutschland ist dabei einer der wichtigsten Handels- und Absatzmärkte. Allein zwischen 2016 und 2020 importierte Deutschland mehr als 1,2 Millionen Reptilien. In unserer Studie für das Bundesamt für Naturschutz, die 2020 veröffentlicht wurde, wiesen wir innerhalb von einem Jahr mehr als 2.000 verschiedene Arten von Reptilien, Amphibien und exotischen Säugern im deutschen Heimtierhandel nach.

Die größten Probleme im Wildtierhandel

  • Das Spektrum der als „Haustiere“ angebotenen Arten ist nahezu unbegrenzt.
  • Ein Großteil der gehandelten Wildtiere wird noch immer aus der Natur eingefangen.
  • Der Wildtierhandel bedroht immer neue Arten. Selbst vom Aussterben bedrohte Arten werden nicht verschont.
  • Der allergrößte Teil der gehandelten Arten ist nicht geschützt; der Handel mit ihnen wird weder reguliert noch spezifisch erfasst.
  • Der Verkauf über Online-Portale und kommerzielle Tierbörsen lässt sich kaum kontrollieren.

Der Wildtierhandel ist grausam und verlustreich

Tierfänger schrecken auch vor brutalen Methoden nicht zurück: Um wertvolle Wildtiere einzusammeln, werden Bäume gefällt, Felsspalten aufgebrochen oder die Tiere aus Erdhöhlen ausgegraben. Auch werden Korallenfische teils noch immer mit dem Nervengift Natriumcyanid betäubt.

Eingefangene Tiere müssen häufig wochenlang bei Fängern und Zwischenhändlern ausharren, bevor sie in die Zielländer transportiert werden.  Bei Fang, Zwischenlagerung und Transport leiden die Tiere meist unter katastrophalen tierschutzwidrigen und unhygienischen Bedingungen. Auf jeder dieser Etappen sterben Tiere, die Überlebenden sind oft verletzt und durch ihre Vorgeschichte stark gestresst. Trotz der hohen Verluste lohnt sich das Geschäft mit den Wildfängen, denn die Natur produziert umsonst. Doch die Rechnung für die unkontrollierte und maßlose Ausbeutung der Natur zahlen nicht nur die Tiere sondern wir alle – vom Verlust der Artenvielfalt bis hin zu Gesundheitsrisiken (Zoonosen) durch den Tierhandel.

Wildfänge – heute noch erlaubt?

In der EU ist es nicht erlaubt, einheimische Igel, Eichhörnchen oder Salamander einzufangen, um sie als Haustier zu halten. Wildtiere aus fernen Ländern hingegen sind in der EU vogelfrei. Sie werden für europäische Wohnzimmer ausgebeutet, größtenteils völlig legal.

Studien zeigen, dass rund 90 Prozent der Reptilienarten und nahezu alle Korallenfischarten im Handel noch immer aus der Natur gefangen werden. Auch stammt bis heute ein erheblicher Teil der angebotenen Amphibien aus Wildfängen. Dieser Raubbau gefährdet immer neue Tierarten. Selbst vom Aussterben bedrohte Arten dürfen legal und ohne Beschränkungen gehandelt werden. Lediglich durch das internationale Artenschutzabkommen CITES kann ein kleiner Teil der Arten vor dem Handel geschützt werden — ein mühsamer Prozess und ein Wettlauf gegen die Zeit.

Die Nachfrage ist gerade für seltene Arten besonders groß. Selbst Arten, die erst vor kurzem beschrieben wurden, sind bereits nach kürzester Zeit im Handel erhältlich. So wurde beispielsweise der Persische Streifenskink nur drei Monate nach seiner Entdeckung auf Europas größter Reptilienbörse angeboten, der Terraristika in Hamm (NRW).

Immer mehr Wissenschaftler*innen warnen deshalb davor, die genauen Fundorte bei der Erstbeschreibung von Arten anzugeben. Das gezielte Absammeln der Tiere durch Händler soll so verhindert werden.

Unsere Forderungen

  • Positivliste
    Pro Wildlife fordert, den Handel und die Privathaltung von Heimtieren stark zu beschränken. Hierbei müssen neben Tier-, Natur- und Artenschutzaspekten auch Gesundheits- und Sicherheitsrisiken berücksichtigt werden.
  • Importverbot für Wildfänge für den kommerziellen Handel und die private Tierhaltung
  • Handelsverbot von Wildtieren über Online-Portale und Social Media
  • Strenge Auflagen für Tierbörsen
    u.a. Ausschließen gewerblicher Händler, Verkaufsverbot für Wildfänge, Begrenzung des Einzugsgebietes und des angebotenen Artenspektrums
  • Einführen eines „EU Lacey Act“
    Einfuhr, Handel und Besitz von Tieren, die in ihrem Herkunftsland national geschützt sind aber illegal gefangen und exportiert wurden, müssen EU-weit verboten werden.

Helfen Sie mit, gegen den Wildtierhandel vorzugehen!

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Unsere Erfolge im Kampf gegen den Handel mit lebenden Wildtieren

2006

Das Bundeslandwirtschaftsministerium legt erstmals „Leitlinien zur Ausrichtung von Tierbörsen unter Tierschutzgesichtspunkten“ fest. Pro Wildlife hatte Auflagen für Tierbörsen gefordert und war an der Ausarbeitung beteiligt.

2013

Die Politik erkennt die Problematik des Wildtierhandels an. Im Koalitionsvertrag 2013 verabredet die Bundesregierung erstmals, Handel und Haltung exotischer Haustiere zu regeln.

Seit 2016

Unsere Berichtreihe „Stolen Wildlife“ zum Reptilienschmuggel resultieren in internationalen Handelsverboten und -beschränkungen für dutzende Reptilienarten.

2020

Der Bundestag fordert Einschränkungen des Wildtierhandels, basierend auf den Ergebnissen einer Studie, die Pro Wildlife im Auftrag der Bundesregierung verfasste.

2021

Das EU-Parlament fordert strengere Regeln für den Wildtierhandel,  darunter eine Positivliste und ein Ende des Schmuggels national geschützter Arten (EU- Lacey Act).

2022

Die CITES-Konferenz in Panama beschließt für mehr als 200 Arten, die durch den Handel als exotische „Haustiere“ gefährdet sind, globale Handelsbeschränkungen oder gar -verbote.

Publikationen

2022: Ein von Pro Wildlife und anderen Tierschutzorganisationen in Auftrag gegebenes Rechtsgutachten zu einer Positivliste für Haustiere in Deutschland zeigt, dass diese nicht nur juristisch möglich, sondern auch überfällig ist.

2022: Der Bericht „Stolen Wildlife IV“ zeigt neueste Daten zum Wildtierhandel aus Kuba, Brasilien, Marokko, Südafrika und den Philippinen und bestätigt erneut die Rolle der EU als Hauptabsatzmarkt.

2021: Der Bericht „Wildtiere als Haustiere? Die Politik muss handeln!“ fasst Probleme und Risiken des Handels und der Haltung von Wildtieren zusammen und zeigt Lösungsansätze auf.

2020: Pro Wildlife klärt in dem Fachartikel „The Rush for the Rare“ über den Handel mit seltenen Reptilien- und Amphibienarten im europäischen Heimtierhandel auf.

2020: „Stolen Wildlife III“ klärt über weitere Missstände im internationalen Handel mit lebenden Reptilien auf.

2020: Die Studie zum Forschungsprojekt „Strategien zur Reduktion der Nachfrage nach als Heimtiere gehaltenen Reptilien, Amphibien und kleinen Säugetieren“ im Auftrag der Bundesregierung untersucht Umfang und Folgen des Handels mit Wildtieren für den Heimtiermarkt und verdeutlicht dringenden Handlungsbedarf.

2019: Pro Wildlife veröffentlicht Daten zum Handel mit national geschützten Echsen aus Australien, Kuba und Mexiko und bestätigt die Rolle der EU als Hauptabsatzmarkt.

2016: Der Bericht „Stolen Wildlife II“ klärt über Gesetzeslücken im Wildtierhandel auf.

2015: Der Bericht „Endstation Wohnzimmer – Exotische Säuger als Haustiere“ dokumentiert den Handel mit exotischen Säugetieren und klärt über Tier- und Artenschutzprobleme sowie Gesundheitsrisiken auf.

2014: Pro Wildlife veröffentlicht mit „Stolen Wildlife“ erstmals einen Bericht zum internationalen Reptilienschmuggel.

2010: Pro Wildlife veröffentlicht gemeinsam mit dem Deutschen Tierschutzbund einen Bericht zu Missständen auf Tierbörsen.

Was aktuell geschieht

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