Auf politischer Ebene arbeitet Pro Wildlife daran, in Deutschland und international Gesetze zum Schutz von Wildtieren und ihren Lebensräumen zu verbessern. Daher nehmen wir an Konferenzen wie der Internationalen Walfangkommission (IWC), der Fischereikonvention ICCAT und dem Washingtoner Artenschutzübereinkommen (WA, engl. CITES) teil, gestalten hier aktiv die Themen mit und sind im engen Dialog mit Vertragsstaaten. Unsere Expertise bringen wir in Stellungnahmen und als Sachverständige z.B. in den Fachausschüssen des Bundestages ein.
Erfolg bei CITES: Schutz für mehr als 470 Arten
Pro Wildlife setzte sich im Rahmen des Washingtoner Artenschutzübereinkommens (engl. CITES) erfolgreich dafür ein, den weltweiten kommerziellen Handel mit mehr als 470 bedrohten Arten unter Kontrolle zu bringen oder zu verbieten – vom Nautilus über zahlreiche Reptilien, Amphibien und Papageien bis hin zu Giraffen und Primaten. Seit mehr als 20 Jahren nimmt Pro Wildlife an den Konferenzen als aktiver Player teil. Immer wieder macht Pro Wildlife hier die Plünderung von Tierarten für die kommerzielle Nutzung zum Thema – und trägt zur Verabschiedung von Beschlüssen für einen besseren Wildtierschutz bei.
Schutz für Mako- & Blauhaie im Atlantik
Obwohl Makohaie als bedroht eingestuft und seit 2019 im CITES-Weltartenschutzabkommen gelistet sind, ging der Raubbau im Atlantik – auch durch EU-Flotten – zunächst ungebremst weiter. Gemeinsam mit Sharkproject machten wir Druck in Brüssel, bis hin zum Vizepräsidenten der EU-Kommission. Mit Erfolg: Auf dem Jahrestreffen 2021 des für den Atlantik zuständigen Fischereiabkommens ICCAT konnten wir zunächst einen Fangstopp für den Mako im Nordatlantik erreichen. Ein Jahr später, im November 2022, folgten dann erstmals endlich Handelsbeschränkungen für den Südatlantik. 2023 schließlich war eine Kürzung der Fangquoten für den Blauhai unser Ziel, was wir auf der ICCAT-Sitzung im November weitgehend erreichen konnten.
Exotenhandel auf dem politischen Radar
Lange spielten sich Tier- und Artenschutzprobleme des exotischen Haustierhandels im Verborgenen und fernab der politischen Aufmerksamkeit ab. Pro Wildlife brachte das Thema auf den Radar der Politik. Auf unseren Druck hin verabschiedete das Bundeslandwirtschaftsministerium 2006 erstmals Tierschutz-Leitlinien für Tierbörsen. Weil wir weiterhin Missstände auf Tierbörsen und im Online-Handel dokumentieren fordern zahlreiche politische Initiativen und Stellungnahmen von Verbänden und Wissenschaftlern strengere und rechtsverbindliche Regeln für Tierbörsen. 2020 veröffentlichte Pro Wildlife eine Studie im Auftrag des Bundesumweltministeriums und des Bundesamtes für Naturschutz zu Umfang und Folgen des Exotenhandels sowie Strategien zur Reduktion der Nachfrage. 2024 legte das Bundeslandwirtschaftsministerium den Entwurf für ein neues Tierschutzgesetz vor und prüft die Einführung einer Positivliste. Von Pro Wildlife und Partnern in Auftrag gegebene Rechtsgutachten zeigen, dass eine nationale Positivliste für Heimtiere zulässig und dringend geboten ist.
Abkommen gegen schädliche Fischereisubventionen
Als Mitglied des globalen Bündnisses „Stop Funding Overfishing“ kämpft Pro Wildlife seit Anfang 2020 gegen Subventionen in der Fischerei, die die Überfischung noch weiter befeuern. Im Juni 2022 gelang ein erster Durchbruch: Die WTO beschloss nach jahrelangen Querelen einen Stopp von Subventionen für Flotten mit illegaler Fischerei, die Befischung bereits übernutzter Bestände und die Fischerei auf hoher See! Nun gilt es, die Ratifizierung durch mindestens 2/3 der WTO-Mitgliedsstaaten voranzutreiben und weitere Verschärfungen des Abkommens zu erreichen.
„Affenwald“ in Hessen verhindert
In Hessen, im Städtchen Amöneburg wurde 2020 ein kommerziellen „Affenwald“ mit begehbaren Tiergehegen als Freizeitpark geplant. Kattas und Berberaffen, aber auch Kängurus und Erdmännchen sollten als lebende Attraktion mit direktem Kontakt zum Publikum herhalten. Gemeinsam mit anderen Tierschutzorganisationen legten wir kritische Stellungnahmen vor und konnten die Genehmigung verhindern. 2021 versuchten das Unternehmen erneut eine Genehmigung zu bekommen, diesmal am Silbersee in Frielendorf. Auch hier intervenierten wir bei den zuständigen Behörden erfolgreich: Die Pläne sind vom Tisch.
EU wird zu exotischen „Haustieren“ aktiv
2023 zeigte sich, dass die Europäische Union die Tier- und Artenschutzproblematik, die mit dem Handel und der Haltung von Wildtieren als Heimtiere einhergeht, inzwischen ernst nimmt: Die EU vergab im Dezember hierzu gleich drei Studien – eine zur Machbarkeit einer Positivliste, eine zu einem möglichen Verbot des Handels mit im Ursprungsland geschützten Arten (s.u.) und eine zweijährige Studie zur Nachfragereduktion für exotische Haustiere in Europa. Für letztere hat ein interdisziplinäres Team, dem Pro Wildlife angehört, den Zuschlag erhalten – diese Studie hat im Januar 2024 begonnen und läuft über zwei Jahre.
Erfolge gegen den Reptilienschmuggel
Mit unserer Report-Serie „Stolen Wildlife“ dokumentieren wir seit 2014 einen systematischen Schmuggel von Arten, die nur in ihrem Herkunftsland geschützt sind, nicht aber international durch das CITES-Artenschutzabkommen. Immer mehr der geplünderten Herkunftsländer haben seither dutzende ihrer seltenen Arten auch international (über CITES Anhang III) schützen lassen, z.B. Kuba (2019), Sri Lanka (2021), Japan (2021) und Australien (2022), das gleich 125 seiner heimischen Echsen in CITES Anhang III listen ließ.
Mehrere Resolutionen und auch der Bericht zur Biodiversitätsstrategie 2030 des EU-Parlamentes griffen in den letzten Jahren unsere Forderung nach einem „EU Lacey Act“ auf, also einem Gesetz, das den Import und Verkauf von Wildtieren in die EU verbietet, die in ihrem Heimatland illegal eingefangen und außer Landes gebracht wurden. Im November 2022 veröffentlicht die EU-Kommission ihren neuen Aktionsplan gegen Artenschmuggel, in dem erstmals ein Prüfauftrag für ein Gesetz vorgesehen ist, das „jeglichen Tierschmuggel kriminalisieren würde“ – das Brüsseler Wording für den von uns geforderten EU Lacey Act… Die Studie hat Anfang 2024 begonnen und wir werden uns hier intensiv einbringen.
Verbot des Elfenbeinhandels
Pro Wildlife trug mehrfach dazu bei, eine Freigabe des internationalen Elfenbeinhandels zu verhindern. Um die Wilderei zu stoppen setzen wir uns für eine Schließung aller Absatzmärkte für Elfenbein ein. Immer mehr Länder kommen dieser Forderung nach, zahlreiche internationale Resolutionen unterstützen unsere Forderung. 2021 erließ endlich auch die EU ein Exportverbot für Elfenbein aus Altbeständen und strengere Regelungen innerhalb der EU.
Importbeschränkungen für Jagdtrophäen
Pro Wildlife setzte sich in der EU mit Erfolg für Einfuhrverbote von Braunbär-Jagdtrophäen aus British Columbia in Kanada (2004) ein. Auch für Trophäen anderer bedrohter Arten fordern wir Einfuhrverbote und trugen dazu bei, dass die EU seit 2015 Genehmigungspflichten für die Einfuhr einiger besonders kritischer Arten (Elefanten, Nashörner, Eisbären, Löwen, Flußpferde, Wildschafe) erließ und derzeit strengere Importauflagen für Jagdtrophäen prüft. Das EU-Parlament forderte 2022 ein Importverbot für Jagdtrophäen geschützter Arten. Immer mehr EU-Länder erlassen nationale Einfuhrverbote. 2024 übergaben Pro Wildlife und seine Partner eine Petition für ein Importverbot von Jagdtrophäen von prominenten Unterstützern und 85.000 weiteren Unterzeichnern an das deutsche Bundesumweltministerium. Dieses sagte zu, sich für eine Reduzierung der Einfuhren von Jagdtrophäen einzusetzen.
Walfangverbot bleibt bestehen
Fünf Mal bereits stand das Walfangverbot der Internationalen Walfangkommission auf der Kippe: 2001 und 2010 gab es brandgefährliche Kompromissvorschläge, die die Jagd in Küstengewässern erlaubt hätte. 2005 stand ein sog. Bewirtschaftungsverfahren zur Abstimmung, das Japan „nachhaltige“ Fangquoten bewilligt hätte. 2018 beantragte Japan Fangquoten „für Walbestände im Überfluss“. 2022 schließlich schlug Antigua & Barbuda vor, eine „IWC-Arbeitsgruppe zur Überprüfung des Moratoriums einzurichten. Pro Wildlife konnte maßgeblich dazu beitragen, IWC-Mitgliedsstaaten zu überzeugen und Mehrheiten zu organisieren, um diese Attacken gegen das Walfangverbot abzuwehren.
Interesse an Walfleisch sinkt
Unser Bericht „Toxic Menu“ (2012, PDF) zeigte die hohen Werte an Quecksilber- und Chlorverbindungen in Wal- und Delfinfleisch und die Gesundheitsrisiken für Konsumenten auf. Der Bericht war Grundlage einer Resolution zur Giftstoffbelastung in Walfleisch, die Deutschland für die Walfangtagung 2012 initiiert hatte und die einstimmig angenommen wurde. Die Walfangländer müssen nun ihre Bevölkerung über die Gesundheitsrisiken durch den Verzehr von Wal- und Delfinfleisch informieren. Vor allem die jüngeren Generationen in Japan, Island und Norwegen verlieren zunehmend das Interesse an Walfleisch.
Wildtierverbot im Zirkus
Nach jahrelangem Druck der Tierschutzverbände veröffentlichte das Bundeslandwirtschaftsministerium Anfang 2024 den Entwurf für ein neues Tierschutzgesetz, der ein Verbot der Wildtierhaltung für zahlreiche Arten im Zirkus vorsieht. Großkatzen wie Tiger und Löwen, Elefanten, Affen, Giraffen, Bären, Nashörner, Flusspferde und Robben sollen künftig nicht mehr in mitgeführt werden. Pro Wildlife setzt sich seit langem für ein Haltungsverbot aller Wildtiere im Zirkus ein.
Abschlachten von Kuhnasenrochen gestoppt
Im US-Bundesstaat Maryland gab es bis 2017 Jagd-Wettbewerbe auf Kuhnasenrochen, die in den flachen Gewässern dort ihre Jungen bekommen. Die Tiere wurden mit Speeren, Pfeil und Bogen sowie Knüppeln brutal getötet. Dank Protesten von Pro Wildlife und US-Kollegen beschloss der Senat 2017 ein sofortiges Fangmoratorium, das 2019 per Gesetz in ein dauerhaftes Verbot geändert wurde.
Haifinning-Verbot
2012 beschloss die EU, das Abtrennen der Flossen lebender Haie (sog. Finning) zu verbieten. Als Mitglied der Shark Alliance hatten wir Jahre hierfür gekämpft. Während das Finning auf EU-Schiffen so beendet wurde, blieb die EU dennoch ein Umschlagplatz für den globalen Haiflossenhandel.
2021 und 2022 unterstützten wir deshalb die EU-Bürgerinitiative #StopFinningEU, die erforderliche 1 Million Stimmen von EU-Bürger*innen zu erreichen. Die EU-Kommission musste deshalb Maßnahmen erarbeiten, wie sie den Forderungen der Bürgerinitiative – also dem Stopp des Handels mit Haiflossen – nachkommen will.
Russland schließt sein „Walgefängnis“
2018 enthüllten Drohnen-Aufnahmen, unter welch katastrophalen Bedingungen mehr als 100 junge Orcas und Weißwale im Osten Russlands gehalten wurden, um sie an Delfinarien in Asien zu verkaufen. Pro Wildlife und andere Organisationen protestierten und forderten über Petitionen ein Ende des Fangs für Delfinarien. Mit Erfolg: 2019 wird das Walgefängnis aufgelöst. Die Tiere werden ausgewildert und der Fang lebender Delfine und Kleinwale verboten.
EU-Importverbot für Wildvögel
In seinem Bericht „Ein tödliches Geschäft“ dokumentierte Pro Wildlife die Risiken des Wildvogelhandels für Tier-, Naturschutz und Gesundheit und initiierte gemeinsam mit weiteren Verbänden eine Kampagne für ein EU-weites Verbot. 2005 verhängte die EU – bisher weltweit größter Importeur – nach Ausbruch der Vogelgrippe ein zunächst befristetes, ab 2007 dann ein dauerhaftes Importverbot für Wildvögel. Es rettete seither das Leben von Millionen Wildvögeln.