Kampagne zu Zoonosen: Verzicht auf Wildfleisch schützt Menschen und Wildtiere
Überblick
Der Verkauf von Wildtieren als Fleisch, traditionelle Medizin oder „Haustier“ ist nicht nur eine ernsthafte Bedrohung für eine Vielzahl von Arten, sondern auch Quelle zahlreicher Infektionskrankheiten, die vom Wildtier auf den Menschen übertragen werden, sogenannte Zoonosen (siehe Kasten). Ebola, Aids und COVID-19 gehören wohl zu den bekanntesten Krankheiten, die ihren Ursprung in der Tierwelt haben. Obwohl mehr als 70 % aller bekannten Zoonosen von Wildtieren stammen, wird diese Gesundheitsgefahr in der Bevölkerung oft nicht wahr- bzw. ernstgenommen. Mit gezielter Bildungsarbeit in vier afrikanischen Ländern verbinden wir die Gesundheit der Menschen mit einem besseren Schutz von Wildtieren. Die Ergebnisse aus unserer 20-monatigen Kampagne inklusive Praxistipps finden Sie in unserem Bericht How to protect wildlife AND human health (PDF).
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Gesundheitsschutz ist auch Wildtierschutz
Pro Wildlife ist seit 2021 Mitglied der „Internationalen Allianz gegen Gesundheitsrisiken im Wildtierhandel“ und fördert gleichzeitig seit vielen Jahren Wildtierprojekte in verschiedenen afrikanischen Ländern, die nicht nur Wildtiere in Not retten, sondern auch Bildungsarbeit für die Bevölkerung machen. 2022 entwickelte Pro Wildlife ein Aufklärungsprojekt, das bestehende Bildungsprogramme optimiert und um die Risiken von Zoonosen erweitert hat. So sollen auch Wilderei und der Konsum von Wildfleisch und Medizin aus Wildtieren reduziert werden.
Dabei arbeiten wir eng mit vier Auffangstationen in Afrika zusammen, die Affen, Pangoline und andere Überlebende des Wildfleischhandels aufnehmen: Libassa (Liberia), Limbe Wildlife Center (Kamerun), Pandrillus Ranch (Nigeria) und Game Rangers International (Sambia). Alle Stationen leisteten bereits zuvor umfassende Aufklärungsarbeit zum Artenschutz. Mit dem zusätzlichen Gesundheitsaspekt haben wir gemeinsam mehr Menschen verschiedener Alters- und Bildungsgruppen erreicht. Denn die Vermeidung von Zoonosen geht jeden etwas an, weil die Gesundheit von Mensch, Tier und Umwelt untrennbar miteinander verbunden sind.
Länderprofile als Basis
Zu Beginn der Kampagne wurden für die vier beteiligten Länder wissenschaftsbasierte Profile mit den wichtigsten Information erarbeitet – als Nachschlagwerk und als Grundlage für alle geplanten Maßnahmen. Hierfür wurden Bevölkerungsstruktur, Fälle von Zoonosen, relevante Wildtier-Populationen, Spillover-Effekte etc. für jedes Land auf Englisch zusammengefasst:
Webinar „PROTECT WILD ANIMALS, PREVENT ZOONOSES“
Anlässlich des Weltzoonosentags Anfang Juli 2023 hielten wir ein Webinar mit unseren afrikanischen Partnerorganisationen ab. Dabei stellten sie ihre bisherigen und zukünftigen Aktivitäten vor, wie Workshops, Radiosendungen, Theaterstücke (als traditionelle Erzählweise) usw.
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Was sind Zoonosen? Wo kommen sie her?
COVID-19, Ebola, SARS, Aids, Affenpocken, Vogelgrippe: Sie alle haben gemeinsam, dass sie von Viren ausgelöst und über verschiedene Tierarten auf den Menschen übertragen werden. Solche vom Tier stammenden Infektionserkrankungen nennt man Zoonosen.
Manche verbreiten sich weiter von Mensch zu Mensch und können Epidemien oder gar Pandemien auslösen – je nachdem, ob sie lokal begrenzt bleiben oder sich weltweit ausbreiten.
In Afrika gilt der Verzehr von „Wildfleisch“ als einer der größten Risikofaktoren für das Ausbrechen von Zoonosen, denn viele Wildtiere sind Zwischenwirte und Überträger von Krankheitserregern. So gelten Fledermäuse und Affen als Quelle der Ebola-Epidemie 2014-2016 in Liberia, Nager hingegen als Auslöser für Lassa-Fieber-Ausbrüche in Nigeria. Weitere Zoonosen, die mit Wildfleischkonsum assoziiert werden, sind u.a. Marburg-Krankheit, Pentastomiasis, Brucellose und Affenpocken.
Ziele
- Aufklärung verschiedener Bevölkerungsgruppen über die Gesundheitsrisiken durch Wildfleisch und den Handel mit Wildtieren
- Maximale Wirkung durch klare Botschaften & breite Streuung
- Verbessern der Gesundheit der lokalen Bevölkerung
- Reduzierung des Verzehrs von Wildfleisch und anderen Wildtierprodukten
- Verringern der Wilderei auf Affen, Pangoline und andere Wildtiere
- Verringern der Haltung von Wildtieren als Haustier
- Die Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) wählte unser Projekt für eine Förderung 2023-2024 aus
- Pro Wildlife konnte die Kampagne insgesamt mit fast 110.000 Euro unterstützen
- Gemeinsames Projekt mit vier Auffangstationen für Wildtiere in vier afrikanischen Ländern
- Das Projekt konnte von November 2022 bis Juni 2024 mehr als 8 Millionen Menschen in vier afrikanischen Ländern über die Gesundheitsrisiken von Buschfleisch aufklären.
Dieses Projekt wurde dankenswerterweise von der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit im Rahmen der International Alliance against Health Risks in Wildlife Trade unterstützt.
- Über Beiträge in ausgewählten Radiosendungen wurden mehr als 6 Millionen Menschen in Großstädten, aber auch Wilderei-Hotspots über Zoonosen informiert
- Große Plakatwände an strategischen Punkten hatten eine Reichweite von knapp 1 Million Menschen
- Über geführte Touren durch die Wildtier-Auffangstationen konnten mehr als 38.300 Menschen geschult werden
- Die gezielte Aufklärung in Dörfern nahe Schutzgebieten errreichte über 27.000 Menschen.
- Mehr als 17.000 Stadtbewohner nahmen an unseren Zoonose-Veranstaltungen teil
- Es gab 14 Workshops mit Gemeinden, Behörden und Universitäten
- 165 Schulen wuden besucht, dabei ca. mehr als 15.000 Kinder erreicht
Liberia, Westafrika
Als einzige Auffangstation für Wildtiere im Land bietet Libassa Besuchsgruppen Informationen zum Artenschutz an. Die Station plante schon länger Bildungsarbeit auch zu Gesundheitsrisiken durch Wildfleisch. Dank der Kampagne konnten in Liberia mehr als 184.000 Kinder und Erwachsene zu Zoonosen aufgeklärt werden.
Nigeria, Westafrika
Über die gezielte Aktivierung dutzender „Botschafter“ als Multiplikatoren hat das Team von Pandrillus seine Aufklärungskampagne auf 21 der 36 Bundesstaaten Nigerias ausgeweitet. Vorträge in Universitäten und Schulen, Radioshows, der Besuch von Fleischmärkten ergänzten die Kampagne.
Kamerun, Zentralafrika
Das Limbe Wildlife Center hält Workshops für Erwachsene ab und unterrichtet in zahlreichen Schulen. Zudem hat die Auffangstation mit bis zu 30.000 Besucher*innen und strategisch aufgestellten Plakatwänden eine enorme Reichweite. Die Feierlichkeiten zum 30. Jubiläum wurden genutzt, um auch Politik, Presse & Prominenz auf die Gesundheitsrisiken durch Buschfleisch zu informieren.
Sambia, südliches Afrika
Mit einem intensiven Outreach-Programm erreicht Game Rangers International gezielt Menschen in Wilderei-Hotspots und informiert sie über die Zoonosen-Risiken durch Buschfleisch. In vier verschiedenen lokalen Sprachen sprechen sie Menschen allen Alters an. Radioshows, ein Schulprogramm und Großveranstaltungen mit einem Mix aus Sport und Aufklärung ergänzten die Kampagne.
- Schulprojekte finanzieren
- Bildungsarbeit zu Gesundheitsrisiken unterstützen
- Workshops für Erwachsene anbieten
- Öffentlichkeitsarbeit (Radiosendungen, Social Media, Informationsbroschüren) ermöglichen