Forschungsprojekte im Pazifik, im Amazonas, im Mittelmeer und in der Karibik
Überblick
Der Chinesische Flussdelfin gilt seit 2006 als ausgestorben. Viele weitere Delfine und Kleinwale sind inzwischen durch Beifang, Verschmutzung und Jagd bedroht. Oft scheitern jedoch konkrete Schutzmaßnahmen daran, dass zu wenig über die Gefahren für die Tiere und die Bestandsgrößen bekannt ist. Pro Wildlife fördert deshalb verschiedene in situ-Projekte zur Delfinforschung weltweit.
Seit 2010 bereits unterstützt Pro Wildlife wechselnde Forschungsprojekte für Kleinwale und Delfine unter dem Dach der Internationalen Walfangkommission (IWC), die jeweils auf ein bis drei Jahre angelegt sind. Aktuell (Stand September 2024) laufen u.a. dank unserer Unterstützung Studien im Pazifik, der Karibik sowie im brasilianischen Amazonasgebiet und dem Mittelmeer, die helfen sollen, die Gefährdungsfaktoren für kleine Meeressäuger besser zu verstehen und zu reduzieren. Die Ergebnisse der Studien sowie Handlungsempfehlungen an die jeweiligen Regierungen werden bei der IWC vorgestellt.
Langfristiger Schutz für Delfine
Ein Ziel von Pro Wildlife ist es, dass die IWC ihren Fokus weg vom Walfang, hin zu einem effektiven Schutz von Walen und Delfinen verschiebt. Hierzu gehört auch der Einsatz für den Schutz der bislang vernachlässigten und international weitgehend ungeschützten Delfine und Kleinwale. Auch deshalb ist das IWC-Forschungsprogramm für die kleinen Meeressäuger so wichtig.
Ziele
- Informationen zur Größe und Entwicklung der Bestände kleiner Meeressäuger
- Bessere Erkenntnisse zur konkreten Bedrohung von Delfinen und Kleinwalen
- Erarbeiten individueller Lösungsvorschläge
- Eindämmen der gezielten Jagd auf Delfine
- Stärkeres Engagement der IWC für Delfine und Kleinwale
- Entwicklung von Modellprojekten für verschiedene Regionen
- Erste Ergebnisse der Aufklärungsarbeit zum Schutz von Guyana-Delfinen im Maracaibo-See in Venezuela zeigen, dass die Nachfrage nach Delfinfleisch bereits reduziert werden konnte und dass verantwortungsvolle Delfinbeobachtung eine gute alternative Einkommensquelle bietet.
- 2018 zeigten Forscher erstmals das Ausmaß des Konsums von Delfinen und Kleinwalen in China und Vietnam auf – bis dato gab es hierzu kaum belastbare Zahlen.
- 2017 bestätigte eine Zählung des Indus-Flussdelfins (Platanista minor) die Wirksamkeit des Jagdverbotes: Seit 2001 haben sich die Bestandszahlen verdoppelt
- In Chile wurde 2016 erstmals die Populationsgröße des seltenen Weißbauchdelfins (Cephalorhynchus eutropia) zuverlässig ermittelt. Insgesamt gibt es nur noch weniger als 300 Tiere.
- 2016 dokumentierten Online-Recherchen den Verkauf von Delfinprodukten in Südchina. Sieben Delfinarten waren betroffen, darunter Glattschweinswale und Große Tümmer.
Südlicher Pazifik
Während der Große Schwertwal oder auch Orca eine der bekanntesten Walarten ist, so gehört der Kleine Schwertwal eher zu den unbekannteren Arten. Auch wissenschaftlich ist er bei Weitem nicht so gut erforscht wie sein großer Namensvetter. Daher untersuchen Forschende nun, wie die Populationen des südlichen Pazifiks verbunden sind und welche genetischen Beziehungen zwischen den Populationen bestehen.
Philippinen
Delfine und Kleinwale sind vielen Gefahren und Stressoren ausgesetzt. Ein Projekt in der Tanon-Straße, bereits ein wichtiges Meeresschutzgebiet auf den Philippinen, untersucht das Ausmaß von Delfinen als Beifang in der lokalen Fischerei sowie die Auswirkungen von Whale Watching-Tourismus auf die Populationen in diesem Gebiet.
St. Vincent und die Grenadinen
Im Projekt auf St. Vincent und den Grenadinen geht es um die Untersuchung von Bedrohungen, denen Delfine und Kleinwale ausgesetzt sind, insbesondere durch die traditionelle Jagd, die bis heute auf den karibischen Inseln betrieben wird. Mehr Infos dazu gibt es auch in unserem neuesten Bericht „Small cetaceans, even bigger problems“(PDF).
Brasilien
Im brasilianischen Amazonasgebiet werden zwei Populationen des seltenen Amazonasdelfins (Inia geoffrensis) untersucht. Er gehört zu den drei in Südamerika beheimateten Amazonas-Flussdelfinarten, die alle in ihrem Bestand bedroht sind. Das Projekt sammelt neue Erkenntnisse über den Gesundheitszustand des Amazonasdelfins und entwickelt Strategien für den Schutz dieser Art.
China
Das Risiko, als Beifang in Fischernetzen zu enden, betrifft viele v.a. kleinere Wal- und Delfinarten. In diesem chinesischen Projekt werden in enger Zusammenarbeit mit den lokalen Fischergemeinden Strategien zur Reduzierung des Beifangs entwickelt, mit Fokus auf die eher wenig bekannten und erforschten Glattschweinswale (Neophocaena spp.). Aufklärung und das Mitwirken lokaler Gemeinden sind wichtige Schlüssel zu einem nachhaltigen Schutzerfolg der vornehmlich in Küstennähe und größeren Flüssen vorkommenden Glattschweinswale.
Mittelmeer
Der Große Schwertwal (Orcinus orca) ist global verbreitet und unterteilt sich dabei in verschiedene Subpopulationen.
Die in ihrem Bestand bedrohte Subpopulation des Mittelmeers steht im Zentrum umfangreicher genetischer Untersuchungen, die die Verwandtschaftsverhältnisse und die Populationsstruktur beleuchten sollen.
- Ermöglichen Sie dringend erforderliche Bestandsschätzungen
- Helfen Sie, Gefährdungsfaktoren für Delfine zu identifizieren
- Fördern Sie das Ausarbeiten konkreter Lösungsvorschläge